Mittwoch, 9. September 2009

Projekt Zukunft fragt Anke Domscheit

Kopf des Monats September 2009: Anke Domscheit
Director Government Relations, Microsoft Deutschland und Mit-Initiatorin des „Government 2.0 Camp“Links:

www.gov20.de
Wie lassen sich Transparenz, Partizipation und Zusammenarbeit im öffentlichen Sektor verbessern? Welche Werkzeuge für Bürgerbeteiligung bietet Web 2.0? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des Government 2.0 Camp, das erstmals am 28. August in Berlin stattfand. Die Idee für das Format hat Initiatorin Anke Domscheit aus den USA übernommen. Im Innovatorsclub des Städte- und Gemeindebundes fand sie sofort Mitstreiter der ersten Stunde. Bei einem „Barcamp“ steht keine Agenda vorab fest, die Teilnehmer bieten zu Beginn der Veranstaltung ihre Sessions an, das Auditorium stimmt darüber ab. Die Sessions selbst sind interaktiv. Bei einem Barcamp wird kurz präsentiert, dann gemeinsam diskutiert und nach Lösungen oder Ideen gesucht. Das Format passt so ideal zur Interaktivität des thematischen Gegenstands – der Nutzung von Web 2.0 in der Verwaltung.

Welche Ziele und Inhalte verfolgt das Government 2.0 Camp?

Frau Domscheit: Das Government 2.0 Camp möchte Menschen aller Hintergründe vernetzen, die sich dafür interessieren, wie Web 2.0 Werkzeuge und Methoden die Kommunikation zwischen Staat und Bürger verbessern können. Dazu gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung genauso wie Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftlichen Institutionen, Social Media Experten, Anbieter von Web 2.0 Lösungen für Verwaltungen aber auch Bürgerinnen und Bürger. Auch das Organisationsteam setzte sich aus diesen Gruppen zusammen. Mit dem Camp sollen Potenziale von Social Media für die Verwaltung transparenter und die zahlreichen guten Beispiele aus dem In- und Ausland bekannter werden. Deutschland ist zwar bestenfalls im Mittelfeld, aber dennoch gibt es auch hierzulande etliche innovative Government 2.0 Anwendungen. In Brandenburg etwa wird den Bürgern mit www.maerker.brandenburg.de eine Plattform zur Verfügung gestellt, mit der sie Probleme in der kommunalen Infrastruktur melden und den Status der Erledigung nach einem Ampelsystem kontinuierlich im Internet verfolgen können. Hamburg bietet Bürgern sogar die Möglichkeit, sich meinungsbildend an der Haushaltsplanung zu beteiligen.

Nach dem Vorbild von US Präsident Obama kann man nun auch in Deutschland Fragen an Politiker und Vertreter der Regierung stellen, die auf unzensierten Portalen veröffentlicht und von Bürgern bewertet werden. Antworten der Volksvertreter auf die Fragen mit der höchsten Priorität für die Bürger werden dort veröffentlicht – ein Beispiel aus dem Bund ist www.direktzurkanzlerin.de, hier in Berlin kann man an Wirtschaftssenator Wolf Fragen stellen (www.direktzu.de/wolf).

Sie haben die Veranstaltung erfolgreich durchgeführt. Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse? Gibt es konkrete Ergebnisse?

Frau Domscheit: Zum ersten deutschen Government 2.0 Camp kamen fast 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem Ausland. Es wurden 33 Sessions in einer breiten Themenvielfalt angeboten. So diskutierte das Bundesinnenministerium den Entwurf der nationalen E-Government- Strategie öffentlich und gewann wertvolle Rückmeldungen, die in die Weiterentwicklung der Strategie einfließen können. Von den 40 Prozent Verwaltungsangehörigen unter den Teilnehmenden beteiligten sich sehr viele aktiv am Geschehen. Ihr Feedback war durchweg positiv. Besonders geschätzt wurden der direkte Austausch mit Menschen aus ganz anderen Bereichen und die kreative Atmosphäre.

Wie geht es nun weiter? Wird es 2010 wieder ein Government 2.0 Camp geben? Planen Sie begleitende Maßnahmen und/oder Initiativen?



Frau Domscheit: Der große Erfolg des Government 2.0 Camps ist für uns eine Aufforderung, das Format weiterhin anzubieten und auch in kommenden Jahren für die Weiterentwicklung des Dialogs zwischen Bürgern und Verwaltung in Deutschland zu nutzen. Das Bundesinnenministerium hat darüber hinaus einen Forschungsauftrag an die Erfurt School of Public Policy erteilt, in dem das Camp nicht nur umfassend dokumentiert wird sondern auch eine Aufbereitung aller Ergebnisse und Inhalte erfolgt. Die vollständige Dokumentation wird unter http://gov20.cpmg.eu zu finden sein, schon jetzt gibt es dort erste Berichte und Liveblogs.

Die Event Website www.gov20.de wird zu einer Expertenplattform erweitert. Dort werden weiterhin kontinuierlich neue Artikel zu Government 2.0 eingestellt. Aber da Web 2.0 für das Netzwerken steht, sind wir stolz darauf, dass in der elektronischen Community bereits über 400 Mitglieder vernetzt sind. Viele Kontakte sind außerdem auf der Veranstaltung entstanden oder intensiviert worden. In diesem Netzwerk lebt das Government 2.0 Camp auch zwischen den Veranstaltungen weiter.

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