"Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht."
Was mit dem pikanten Schlüsselroman "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche begann, setzt sich jetzt mit Texten fort, die weniger auf Enthüllungen als auf Fakten und persönliche Eindrücke bauen. Da ist einmal das Buch "Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht" von Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl und fast gleichzeitig ist das Buch "Neue deutsche Mädchen" von Jana Hensel und Elisabeth Raether erschienen.
Beide Texte, die "Alphamädchen" und die "Neuen deutschen Mädchen" handeln von jungen Frauen, Anfang 30, unabhängig, klug und selbstbewusst, die sich vom Feminismus einer Alice Schwarzer nicht mehr vertreten fühlen, weil ihre Probleme ganz andere sind als die von Frauen vor 30 Jahren. Der Feminismus war in den 70er- und 80er-Jahren eine wichtige Emanzipationsbewegung, um alte Denkmuster einzureißen. Seitdem hat sich gesellschaftlich so einiges bewegt, nicht zuletzt ist die Mauer verschwunden, hinter der sich auch zwei verschiedene Frauenbilder entwickelt haben.
"Wir versuchen, dieses 'Frau sein - heute' aus unserer persönlichen Perspektive zu erzählen, um auch in dieser Geschlechterdebatte, Frauendebatte, Familiendebatte, wie man das auch nennen will, um da so einen neuen Akzent zu setzen, weil wir festgestellt haben, alle reden über Frauen, alle wissen wie sie sind, aber niemand sagt 'Ich'."
Jana Hensel über ihre Sichtweise
Jana Hensel und Elisabeth Raether beschreiben das "Neue deutsche Mädchen"
Frauenbilder und Rollenverständnis
Die heutige Generation kann mit vielen Schlachtrufen der ursprünglichen Emanzipationsbewegung nichts mehr anfangen. Es gibt aber auch ein wiedererstarktes konservatives Frauenbild, das an die "Ideale" der 50er-Jahre anknüpfen will.
Ursprünglich ist der Feminismus, der, das sei hier noch mal betont, schon hundert Jahre älter ist als Alice Schwarzer, eine politische Bewegung. Sein Ziel war und ist die Gleichwertigkeit, Menschenwürde und Entscheidungsfreiheit von Frauen. Auf den ersten Blick sind diese Ziele erreicht, auf den zweiten Blick scheinen sich aber immer noch Hürden aufzubauen. Und die sind so subtil wie hartnäckig. Wo die "Neuen deutschen Mädchen" "Ich!" sagen, sagen die "Alphamädchen" "Wir!" und deklinieren die alten Themen von Abtreibung bis Sexismus aus ihrer Sichtweise noch einmal durch.
"Alphamädchen" und "Neue deutsche Mädchen", das sind im Grunde zwei Seiten einer Medaille. Hier die Fakten, die Hintergründe, die Ratio, dort das Weiche, weniger Greifbare, das Gefühl, heute in Deutschland jung und weiblich zu sein. Welchen Text man zuerst liest, ist eigentlich egal, notwendig sind beide Bücher. Und sei es nur als Zwischenrufe in einer Debatte, in der die klassische Rollenverteilung von Mann und Frau nur allzu gern wieder aufgerufen wird.
"Für uns war der ausschlaggebende Punkt dieser Backlash, dieses starke Rückorientieren in die 50er-Jahre und da nach Lebensformen zu suchen, das hat uns so entsetzt und auch wütend gemacht, dass uns da wieder Schranken auferlegt werden sollten, nur weil zu wenig Kinder geboren werden, dass wir ganz konkret gesagt haben: 'Da müssen wir was dagegen setzen.' Und das haben wir am Anfang noch gar nicht Feminismus genannt, wurde dann aber genau zu dem."
Susanne Klingner, Co-Autorin von "Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht"
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