Frauenquote als Türöffner
Frauen an die Unternehmensspitzen
Frauen in Spitzenpositionen der deutschen Wirtschaft sind immer noch rar. Dabei hatten Bundesregierung und Spitzenverbände der Wirtschaft bereits vor neun Jahren vereinbart, die Karrierechancen für Frauen zu verbessern. Die Deutsche Telekom will nun eine Frauenquote einführen. Die Wirtschaft aber will keine verpflichtende Quote. Aber werden so Zukunftschancen vergeben? ML hat mit zwei Top-Managerinnen gesprochen.
Andrea Schauer hat es geschafft, sie hat ihre Kerle im Griff. Sie steht an der Spitze von Millionen Männchen, bei Playmobil. Das war nicht immer so. Auch sie scheiterte einst an dem Männerklüngel bei ihrem früheren Arbeitgeber: "Ab der mittleren Führungsebene aufwärts war alles fest in männlicher Hand, nicht weil es nicht genügend qualifizierte Frauen gibt, sondern weil es ein ungeschriebenes Gesetz war, dass Frauen in diese Verantwortungsbereiche nicht zugelassen wurden."
Andrea Schauer, Geschäftsführerin bei Playmobil.
Ganz anders bei Playmobil. Andrea Schauer führt das Unternehmen seit 2000 höchst erfolgreich, mit einem gemischten Team und versteht nicht, warum andere Unternehmen nicht mitziehen: "In Deutschland hat sich etwas zementiert, was so nicht bleiben kann. Über 50 Prozent der Studienabgänger sind junge Frauen und im Topmanagement der deutschen Unternehmen kommen gerade mal fünf Prozent an."
Schon in den 80er Jahren kämpften die Frauen für die Quote in der Politik. Die Grünen haben sie seitdem und auch die SPD, und in der Wirtschaft? Wo ganz oben die Luft dünn und das Klima rau ist, sind die Frauen noch nicht wirklich angekommen. So liegt der Frauenanteil in den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen sogar nur bei sage und schreibe 2,5 Prozent. Für Andrea Schauer ein Unding: "Wir können uns das für die Zukunft nicht leisten. Wir erwarten Fachkräftemangel im Spitzenniveau und da kann man nicht 50 Prozent einfach links liegen lassen", meint sie.
Doch es gibt einen Lichtblick: Die Männer von der Telekom haben begriffen, dass sie mit mehr Frauen erfolgreicher sein können. Als erstes Dax-Unternehmen will es 30 Prozent der Führungsjobs weltweit weiblich besetzen. Ob Werbecoup oder tatsächlich Ernst gemeint, wird sich weisen. Und unsere Bundesfrauenministerin Kristina Schröder? Sie lehnt die Quote per Gesetz ab. Das wäre eine rein kosmetische Korrektur, Gesetze wirkten wie Cortison gegen Hautausschlag, so ihr Begründungsversuch.
Dagegen spricht jahrzehntelange Erfahrung, auch von Manuela Rousseau. Sie hat es aus eigener Kraft in eine Spitzenposition beim Kosmetikkonzern Beiersdorf geschafft. Keine Frau ist gerne Quotenfrau, sagt sie. Dennoch muss etwas passieren, notfalls per Gesetz, und zwar schnell. Und die Frauen müssen Regeln lernen, so Rousseau: "Man muss sich in Konflikten bewegen, nicht harmoniesüchtig sein. Man muss auch eine Streitfähigkeit an den Tag legen. Und man muss sich selbst entscheiden, etwas zu wollen und dann diese Entscheidung auch mit vollem Herzen umsetzen."
Die Norweger haben vorgemacht, wie es geht. Dort sind in den Aufsichtsräten 40 Prozent Frauen Pflicht. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin hat untersucht, wie hoch der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen wie Vorstand oder Aufsichtsrat in deutschen Unternehmen ist. Die Zahlen sind ernüchternd: In den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen sind 2,5 Prozent Frauen vertreten, 21 Frauen bei 833 Sitzen. In den Aufsichtsräten sind es etwa 10 Prozent, 214 von 2175 Aufsichtsratsposten. Diese werden hauptsächlich von Arbeitnehmerseite entsandt.
Nur die wenigsten Frauen schaffen es tatsächlich in den Himmel der Macht, die meisten bleiben irgendwo dazwischen stecken. Muss Quotenfrau also immer noch ein Schimpfwort sein? Nein, sagt sogar Hildegard Hamm-Brücher, die große Liberale, die früher immer gegen die Quote war. "Ich habe mit der Vernunft, der Einsicht und der Kollegialität der Männer gerechnet und habe mich verrechnet", sagt sie heute. Nach 50 Jahren politischem Kampf glaubt auch sie, dass nur noch Druck helfen kann: "Ich bin jetzt dafür, wenn die Wirtschaft es nicht freiwillig tut, dass wir mit der Quote das durchsetzen müssen, was bereits voll im Gange ist."
Die Telekom sagt: Mit mehr Frauen an der Spitze sind wir einfach besser. Ob das andere Unternehmen überzeugt? Sollte es. Es könnte sonst für die Herrenriege nach alter Manier noch böse ausgehen, denn die Gefahr ist groß, dass die Männer dann einfach abstürzen.
Dienstag, 6. April 2010
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