Frauen an die Spitze der EU - Females in Front
Christiane Krämer
Damit Spitzenpositionen in der EU zukünftig mit Frauen besetzt werden, gründete sich die europäische Bürgerinitiative "Females in Front": Eine Million Stimmen werden gebraucht: Voten Sie mit!
Die Europäische Union hat sich die Gleichstellung von Frauen und Männern in den römischen Verträgen bereits 1957 auf die Fahne geschrieben und ist seitdem ein wichtiger Motor für ihre Umsetzung in den Mitgliedsländern.
In allen Gremien der EU sind Frauen jedoch unterrepräsentiert – ganz besonders aber auf Führungsebene. Neun der siebenundzwanzig KommissarInnen der Union sind Frauen. Im Europa-Parlament liegt der Männeranteil bei 69 Prozent, in der Geschichte der EU hat es noch nie eine Kommissionspräsidentin gegeben.
Seit 50 Jahren immer die gleichen Bilder
Auf den "Familienfotos" der Gipfeltreffen der europäischen Repräsentanten, wo sich ältere Männer händeschüttelnd ablichten lassen, wird dieses Ungleichgewicht besonders verbildlicht. Aus diesen Männergruppen formieren sich oftmals informell und in intransparenten Verfahren die zukünftigen Verantwortungsträger der EU, wie die schwedische EU-Kommissarin Margot Wallström kritiserte. Sie befürchtet, dass auch bei den aktuellen Vergaben keine Frauen unter den Führungspersonen sein werden - was kein gutes Bild für Europa abgibt.
Während einerseits die politische Richtung und das Herkunftsland Kriterium zur Auswahl der wichtigsten Führungspersönlichkeiten wird, bleibt man dem Geschlecht als Kategorie gegenüber nicht nur indifferent, sondern blind.
Dabei gäbe es genügend gleichqualifizierte und kompetente Frauen für die zu besetzenden Ämter, wie beispielsweise die frühere irische Präsidentin Mary Robinson, oder die finnische Staatschefin Tarja Halonen.
250 Millionen Frauen in der EU. Und nicht eine einzige gut genug?
Dieser fehlenden Repräsentation von Frauen wollen führende EU-PolitikerInnen wie die Europaabgeordneten Christel Schaldemose und Lissy Gröner nun etwas entgegensetzen: sie gründeten angesichts der bevorstehenden Wahlen der EU-Chefposten eine Initiative, um Gleichstellung bereits bei der Nominierung für die Spitzenämter einzufordern.
Mindestens eine Frau soll als führende Vertreterin des Rates, des Europaparlaments, der Kommission, sowie der Außen- und Sicherheitspolitik benannt und gewählt werden. Zur Durchsetzung dieses Ziels müssen eine Million Online-Unterschriften vorgelegt werden: So kann der Druck auf die Europäische Union erhöht werden, Chancengleichheit auch auf höchster politischer Ebene im eigenen Haus zu verwirklichen.
Wer demokratisch und direkt für eine Europäische Union wählen will, welche auch ihre BürgerInnen repräsentiert, kann hier online unterzeichnen:
www.femalesinfront.eu
Donnerstag, 11. Dezember 2008
Alternativbericht Gleichstellungspolitik
Montag, 15. Dezember 2008, 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Vorstellung und Diskussion des CEDAW-Alternativberichts
Die Bundesregierung konnte viele Zielsetzungen in der Gleichstellungspolitik nicht befriedigend umsetzen. Zu diesen Ergebnis kommen Expertinnen aus 28 Nichtregierungsorganisationen in dem Alternativbericht zum 6. Staatenbericht der Bundesregierung zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW). Am Montag, den 15. Dezember 2008 wird der Bericht dem zuständigen Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend (BMFSFJ) übergeben und der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Anschluss daran finden Workshops zu den Themen Arbeitsmarkt, Gewalt, Gleichstellung und Antidiskriminierung, Gesundheit und Pflege sowie Inter- und Transsexualität statt und es kann einer Podiumsdiskussion mit einer Vertreterin des Frauenministeriums und den frauenpolitischen Sprecherinnen der im Bundestag vertretenen Fraktionen beigewohnt werden.
Veranstaltungsort: Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
Schumannstr. 8
10117 Berlin-Mitte
Anmeldung bis zum 5. Dezember 2008 unter: www.boell.de. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.cedaw-alternativbericht.de
Vorstellung und Diskussion des CEDAW-Alternativberichts
Die Bundesregierung konnte viele Zielsetzungen in der Gleichstellungspolitik nicht befriedigend umsetzen. Zu diesen Ergebnis kommen Expertinnen aus 28 Nichtregierungsorganisationen in dem Alternativbericht zum 6. Staatenbericht der Bundesregierung zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW). Am Montag, den 15. Dezember 2008 wird der Bericht dem zuständigen Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend (BMFSFJ) übergeben und der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Anschluss daran finden Workshops zu den Themen Arbeitsmarkt, Gewalt, Gleichstellung und Antidiskriminierung, Gesundheit und Pflege sowie Inter- und Transsexualität statt und es kann einer Podiumsdiskussion mit einer Vertreterin des Frauenministeriums und den frauenpolitischen Sprecherinnen der im Bundestag vertretenen Fraktionen beigewohnt werden.
Veranstaltungsort: Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
Schumannstr. 8
10117 Berlin-Mitte
Anmeldung bis zum 5. Dezember 2008 unter: www.boell.de. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.cedaw-alternativbericht.de
Das Jahr 2008 aus weiblicher Sicht
Die essentielle Frauen-Chronik. Das Jahr 2008 aus weiblicher Sicht
AVIVA-Berlin und Verlag Dashöfer veröffentlichen einen bisher einmaligen Jahresrückblick. Das perfekte Geschenk für alle an Frauenfragen Interessierten. Sichern Sie sich schnell Ihr Exemplar!
Den Jahresrückblick aus weiblicher Sicht haben wir bereits seit einigen Jahren in unserem Online-Magazin umgesetzt. Die Idee entstand aus dem Bewusstsein bezüglich des Ungleichgewichtes in der Berichterstattung über Frauen und Männer durch die gängigen Medien. Dort sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert und werden mit ihren Leistungen nicht ausreichend dargestellt, was wiederum ein bestimmtes Bild in den Köpfen der Öffentlichkeit reproduziert: Frauen seien nicht gleichwertig in Wirtschaft, Kunst und Kultur, Medien und Sport, Recht und Wissenschaft oder Politik vertreten. Diesen Irrglauben ein wenig gerade zu rücken, ist Anliegen unseres Rück-Blicks, den wir erstmals auch im Printformat erstellt haben und dessen Realisierung durch die tatkräftige Unterstützung des Verlages Dashöfer zustande kam.
In "Die essentielle Frauen-Chronik" für das Jahr 2008 dokumentieren die AVIVA-Berlin-Redakteurinnen deshalb, was Frauen in Deutschland und international erreicht und bewegt haben. Der 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir, die Verleihung des Berliner Unternehmerinnenpreises, der 35. Geburtstag des ersten deutschen Frauenzentrums, der dritte Todestag von Hatun Sürücü, neue Förderrichtlinien für Gleichstellungsprojekte und vieles mehr...
"Die essentielle Frauen-Chronik" 2008 enthält nicht weniger als 371 Einträge, 115 Jubiläen und aktuelle Ereignisse, 165 Geburtstage und 91 Todestage. Insgesamt wird das Engagement von 306 Frauen gewürdigt, darunter berühmte, aber auch bislang kaum bekannte. Die zahlreichen Einträge der Chronik laden zum Nachdenken oder zum Schmunzeln ein. Eine ausführliche Literatur- und Linkliste ergänzt die Publikation und macht sie zu einem sinnvollen Nachschlagewerk.
"Die essentielle Frauen-Chronik" wird voraussichtlich am 10./11. Dezember 2008 druckfrisch ausgeliefert und umfasst ca. 220 Seiten im A5-Format.
Weitere Informationen und Bestellungsmöglichkeit erhalten Sie unter:
www.dashoefer.de
AVIVA-Berlin und Verlag Dashöfer veröffentlichen einen bisher einmaligen Jahresrückblick. Das perfekte Geschenk für alle an Frauenfragen Interessierten. Sichern Sie sich schnell Ihr Exemplar!
Den Jahresrückblick aus weiblicher Sicht haben wir bereits seit einigen Jahren in unserem Online-Magazin umgesetzt. Die Idee entstand aus dem Bewusstsein bezüglich des Ungleichgewichtes in der Berichterstattung über Frauen und Männer durch die gängigen Medien. Dort sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert und werden mit ihren Leistungen nicht ausreichend dargestellt, was wiederum ein bestimmtes Bild in den Köpfen der Öffentlichkeit reproduziert: Frauen seien nicht gleichwertig in Wirtschaft, Kunst und Kultur, Medien und Sport, Recht und Wissenschaft oder Politik vertreten. Diesen Irrglauben ein wenig gerade zu rücken, ist Anliegen unseres Rück-Blicks, den wir erstmals auch im Printformat erstellt haben und dessen Realisierung durch die tatkräftige Unterstützung des Verlages Dashöfer zustande kam.
In "Die essentielle Frauen-Chronik" für das Jahr 2008 dokumentieren die AVIVA-Berlin-Redakteurinnen deshalb, was Frauen in Deutschland und international erreicht und bewegt haben. Der 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir, die Verleihung des Berliner Unternehmerinnenpreises, der 35. Geburtstag des ersten deutschen Frauenzentrums, der dritte Todestag von Hatun Sürücü, neue Förderrichtlinien für Gleichstellungsprojekte und vieles mehr...
"Die essentielle Frauen-Chronik" 2008 enthält nicht weniger als 371 Einträge, 115 Jubiläen und aktuelle Ereignisse, 165 Geburtstage und 91 Todestage. Insgesamt wird das Engagement von 306 Frauen gewürdigt, darunter berühmte, aber auch bislang kaum bekannte. Die zahlreichen Einträge der Chronik laden zum Nachdenken oder zum Schmunzeln ein. Eine ausführliche Literatur- und Linkliste ergänzt die Publikation und macht sie zu einem sinnvollen Nachschlagewerk.
"Die essentielle Frauen-Chronik" wird voraussichtlich am 10./11. Dezember 2008 druckfrisch ausgeliefert und umfasst ca. 220 Seiten im A5-Format.
Weitere Informationen und Bestellungsmöglichkeit erhalten Sie unter:
www.dashoefer.de
Mittwoch, 19. November 2008
Kontaktdaten unseres letzten Gastes
________________________________________________________________________
Dr. Helga Lukoschat
Geschäftsführerin
Femtec. Hochschulkarrierezentrum für Frauen Berlin GmbH
c/o Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135
10623 Berlin
Tel: 030/314-79505, Fax: 030/314-73398
Mail: lukoschat@femtec.org,
Web: www.femtec.org
Dr. Helga Lukoschat
Geschäftsführerin
Femtec. Hochschulkarrierezentrum für Frauen Berlin GmbH
c/o Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135
10623 Berlin
Tel: 030/314-79505, Fax: 030/314-73398
Mail: lukoschat@femtec.org,
Web: www.femtec.org
Noch ein Tip: Veranstaltungen für Frauen
aber nicht nur diese, finden sich immer auf der excellenten Homepage von Aviva - dem Frauenportal in Berlin.
http://www.aviva-berlin.de/aviva/index.php
http://www.aviva-berlin.de/aviva/index.php
Frauenpreis...sorry
Angesichts der Tatsache, dass doch eine Reihe von aktiven Frauen in unserem Kreis sind, die fast alle sich überdurchschnittlich für Frauenthemen engagieren - oder als Frau selbst Vorbild sind, war ja im letzten Salon der Gedanke geäußert worden, dass wir einige Frauen für den Frauenpreis Berlin vorschlagen.
Leider hat unsere Recherche erheben, dass die Anmeldefrist für 09 schon abgelaufen war, bereits am 24. Oktober 08 war Einsendeschluss - sorry....
Leider war dies weder Almuth Nehring-Venus noch mir zu dem Zeitpunkt präsent, auch war durch einen Krankheitsfall versäumt worden, das auf unserer Homepage zu aktualisieren. Also 1. Entschuldigung und 2. trotzdem nochmals Infos dazu, denn: das Jahr 2010 kommt auf jeden Fall !
Die zentrale Frauentagsfeier mit der Verleihung des Frauenpreises findet statt am !!!! am 6. März 2009 - ab 18 Uhr im Roten Rathaus !
Es ist keine Einladung erforderlich.
Leider hat unsere Recherche erheben, dass die Anmeldefrist für 09 schon abgelaufen war, bereits am 24. Oktober 08 war Einsendeschluss - sorry....
Leider war dies weder Almuth Nehring-Venus noch mir zu dem Zeitpunkt präsent, auch war durch einen Krankheitsfall versäumt worden, das auf unserer Homepage zu aktualisieren. Also 1. Entschuldigung und 2. trotzdem nochmals Infos dazu, denn: das Jahr 2010 kommt auf jeden Fall !
Die zentrale Frauentagsfeier mit der Verleihung des Frauenpreises findet statt am !!!! am 6. März 2009 - ab 18 Uhr im Roten Rathaus !
Es ist keine Einladung erforderlich.
Schön war's beim letzten Salon-Abend mit Frau Lukoschat
Unser Salon am letzten Donnerstag war wieder ein voller Erfolg und angesichts der Tatsache, dass sich inzwischen einige Frauen schon seit einem Jahr ( !!! ) treffen, ergab sich im Anschluss eine richtig gemütliche Runde, bei der auch der letzte Tropfen Wein geleert wurde.
Auch unser Gast, Dr.Helga Lukoschat, hatte den informellen und offenen Charakter unseres Salons hervorgehoben - natürlich passte sie selbst, gleichermaßen seriös wie kämpferisch, intellektuell wie emotional, am allerbesten da hinein.
Ihre Erzählung, die von der linksalternativen Herkunft der TAZ-Meetings über das Gründungsengagement für die Europäische Akademie für Frauen http://www.eaf-berlin.de/ bis zur heutigen Verantwortung als Chefin der Femtec http://www.femtec.org reicht, hat alle restlos begeistert und inspiriert. Bild: Frau Dr. Lukoschat mit der Bundesministerin von der Leyen
Insbesondere nochmals der Dank an Katrin Rohnstock, deren Firma vor kurzem den 10. Geburtstag feiern konnte, und die auf die Anerkennung für ihr außergewöhnliches Produkt ebenso stolz ist wie auf ihr Team - besonderer Dank also nochmals für jene Kollegin, die bis zu Ende ausharrte...
Wie immer sind die ebenso gemütlichen wie geschmackvollen Räume auch für Ihre Veranstaltung zu buchen !
Auch unser Gast, Dr.Helga Lukoschat, hatte den informellen und offenen Charakter unseres Salons hervorgehoben - natürlich passte sie selbst, gleichermaßen seriös wie kämpferisch, intellektuell wie emotional, am allerbesten da hinein.
Ihre Erzählung, die von der linksalternativen Herkunft der TAZ-Meetings über das Gründungsengagement für die Europäische Akademie für Frauen http://www.eaf-berlin.de/ bis zur heutigen Verantwortung als Chefin der Femtec http://www.femtec.org reicht, hat alle restlos begeistert und inspiriert. Bild: Frau Dr. Lukoschat mit der Bundesministerin von der Leyen
Insbesondere nochmals der Dank an Katrin Rohnstock, deren Firma vor kurzem den 10. Geburtstag feiern konnte, und die auf die Anerkennung für ihr außergewöhnliches Produkt ebenso stolz ist wie auf ihr Team - besonderer Dank also nochmals für jene Kollegin, die bis zu Ende ausharrte...
Wie immer sind die ebenso gemütlichen wie geschmackvollen Räume auch für Ihre Veranstaltung zu buchen !
Dienstag, 4. November 2008
Durch Pauschalisieren werden soziale Verhältnisse übergangen.
Die Väterlüge
KOMMENTAR VON INES KAPPERT für die TAZ
Was ist am Jubel über die "neuen Väter" eigentlich so unangenehm? Schlicht gesagt: die Faktenuntreue und der soziale Rassismus.
Ines Kappert ist Redakteurin im taz-Meinungsressort. Foto: taz In immer neuen Wellen diskutiert die deutsche Mittelschicht ihr Verhältnis zu Kindern und lotet so ihre Zukunft aus. Der neueste Joker sind "die neuen Väter". Obwohl nur 16 Prozent vom Elterngeld Gebrauch gemacht haben, gibt es einen enormen Hype um sie. Und zwar ungeachtet dessen, dass ihnen 84 Prozent traditionell gesinnter Väter gegenüberstehen. Die sehen ihre Kinder weiterhin beim Frühstück, beim Abendessen und am Wochenende.
Anzeige
Wer auf diesen Umstand aufmerksam macht, gerät flugs unter Verdacht, den Anstrengungen der vorbildlichen männlichen Minderheit den Respekt zu versagen. Zumal wenn es eine Frau ist, die den Realitätsbezug einfordert. Warum diese Empfindlichkeit? Weil wir es hier mit heiklen Identitätsfragen zu tun haben. Die Streitfrage lautet: Stellt die Mutter nicht vielleicht doch die bessere Bezugsperson dar? Doch wenn Männer sich emanzipieren, müssen die Frauen, die mit ihnen leben, sich von der Anmaßung verabschieden, irgendwie seien sie immer schon die sozial Kompetenteren.
In der öffentlichen Diskussion liegt der Fokus woanders. Er liegt auf dem gesellschaftsverändernder Potenzial, das dem kinderzugewandten Vater zugesprochen wird. Im Gegensatz zur kinderzugewandten Mutter. Hier wird ein krasses Konkurrenzverhältnis zwischen Frauen und Männern aufgemacht. Politisch ist das höchst problematisch.
Sobald Männer Frauen starr gegenübergestellt werden, ist Vorsicht angesagt. Denn wir haben es nie mit Männern und Frauen "an und für sich" zu tun. Nie. Niemand ist nur Mann oder nur Frau. Stattdessen realisiert sich Männlichsein und Weiblichsein erst im Verbund mit Herkunft, Alter, finanziellem und kulturellem Kapital. Ein älterer Mann aus der Mittelschicht muss seine Maskulinität sehr anders unter Beweis stellen als ein 20-Jähriger aus einem Problemviertel. Männlichkeit ist nicht gleich Männlichkeit. Ebenso wenig wie Vaterschaft gleich Vaterschaft ist, Mütter gleich Mütter sind. Das ist eine ständig vergessene Banalität. Wer pauschal und universalisierend von Vätern und Müttern spricht, analysiert soziale Verhältnisse nicht, er oder sie übergeht sie. Auch deshalb sind die zahllosen Texte über neue Frauen, neue Männer, neue Väter mehrheitlich so uninformativ - und so beliebt.
Wo immer die Geschlechterfrage auf den Plan gerufen wird, gilt es daher den Blick für die sozialen und ökonomischen Verhältnisse zu schärfen, kurz: für die jeweils vorhandene Machtkonstellation. Dann aber stehen Männer und Frauen nicht mehr im unbeweglichen Gegensatz zueinander. Nicht selten spielt das Geschlecht bei den tatsächlich gebildeten Koalitionen eine nachrangige Rolle. Die eigentliche Frontlinie verläuft stattdessen zwischen zwischen Ober-, Mittel- und Unterschicht.
Erinnern wir uns: Die ganze Diskussion um väterliche Väter adressiert den Mann aus der Mittelschicht. Für Hartz-IV-Väter interessiert sich van der Leyen ebenso wenig wie ihre Fans. Umgekehrt ist bislang noch nicht aufgefallen, dass sich die Führungsriege der Republik um staatliche Vaterschaftsprogramme oder gar eine vaterfreundliche Firmenpolitik scherten. Entsprechend konzentriert das Familienministerium seine Energie auf die erreichbare Mittelschicht. Die Akademikerin soll Kinder bekommen. Die aber begnügt sich angesichts der schlechten Kinderbetreuung in der Regel mit nur einem Kind. Das reicht den Demografie-Adepten nicht. Immerhin sind in der Unterschicht und bei so genannten Migrantinnen zwei bis drei Kinder die Regel. Auf dem "neuen Vater" liegt damit die Hoffnung, die Mittelschicht am Leben zu erhalten. Das erklärt auch das große Interesse an ihm. Er soll verhindern, dass die Keimzelle des Staates "von unten" oder "vom Ausländer" überrundet wird. Er soll die Normalität sichern. Und zwar nicht, indem er Aufstiegsmöglichkeiten für Kinder aus prekären Verhältnissen schafft. Sondern indem er ein Sozialverhalten an den Tag legt, das Frauen ähnlicher Herkunft größere Freiräume sichert; sie so zur Reproduktion anregt.
Hinzu kommt, dass in einer stark arbeitsteiligen Gesellschaft, die zunehmend auf Stressresistenz und kommunikative Fähigkeiten setzt, autoritäre Selbstbezogenheit wenig hilfreich ist. Kinder aber vermitteln soziale Kompetenz - wenn alles gut geht. Insofern hat der Trend zum aktiven Vater zwei Stoßrichtungen: Er kämpft gegen die Schrumpfung der Mittelschicht und er will insbesondere gut ausgebildete Männer auch sozial für die ihnen zugedachten Leitungsjobs qualifizieren. Das Geschlechtergefälle wird so natürlich nicht behoben, sondern reproduziert. Mehr noch: So wie die Debatte um die neuen Väter und die neuen Familien geführt wird, hat sie ganz klar einen rassistischen Einschlag. Um so wichtiger ist es daher, journalistisch und soziologisch solide zu arbeiten. Und nicht mithilfe der Rede von "Mann und Frau" soziale Verhältnisse als naturgegeben zu deklarieren. Die Mittelschicht hat kein naturgegebenes Recht auf eine Sonderbehandlung. Ihre Kinder sind nicht mehr wert als die, die in schwierige Verhältnisse hineingeboren werden.
Nichts ist dagegen einzuwenden, wenn Männer daran arbeiten, ihre Männlichkeitsperformanz um Fürsorglichkeit zu ergänzen. Gar nichts. Doch werden "neue Väter" als neue Hoffnungsträger "den" Frauen pauschal entgegensetzt, streitet man nicht für die Emanzipation unserer Gesellschaft. Man sichert vielmehr die Privilegien für "die Mitte" ab.
Die Alternative zu solchen sozial-rassistischen Schutzmaßnahmen ist der kinderfreundliche Umbau der Arbeitswelt. Häufig kritisieren engagierte Väter, mit welcher Skepsis ihnen Chefs und Kolleginnen begegneten, wenn sie flexible Arbeitszeiten forderten oder wenn sie Termine verschieben, weil das kranke Kind von der Kita abgeholt werden muss. Klar, nichtkonformes Verhalten ruft Unmut hervor. Das müssen alle erleben, also auch Väter. Doch in ihre Beschwerde mischt sich zunehmend Euphorie. Einige beschwingt mittlerweile die öffentliche Unterstützung von aktiver Vaterschaft geradezu.
Theoretisch ist ihre Zuversicht berechtigt. Männer sind deutlich besser gewerkschaftlich organisiert als ihre Kolleginnen. Auch die Manager sind in der Regel männlich. Wenn sie wollen, dann können sie ihre Betriebe kinderfreundlich umrüsten. Lippenbekenntnisse gibt es schon in rauen Mengen. Laut Bericht des Familienministeriums sehen "etwa zwei Drittel eine Reduzierung oder Unterbrechung der Berufstätigkeit von Vätern als ,gar nicht problematisch'." Umso erstaunlicher, dass praktisch so wenig passiert. De facto ist die Verbindung von Beruf und Familie weiterhin ein Frauenproblem. Entsprechend viele Mütter arbeiten Teilzeit und gehen der Altersarmut entgegen. Erst wenn diese Tatsache im Zusammenhang mit den "neuen Vätern" diskutiert wird, gibt es wirklich Anlass zum Jubeln.
KOMMENTAR VON INES KAPPERT für die TAZ
Was ist am Jubel über die "neuen Väter" eigentlich so unangenehm? Schlicht gesagt: die Faktenuntreue und der soziale Rassismus.
Ines Kappert ist Redakteurin im taz-Meinungsressort. Foto: taz In immer neuen Wellen diskutiert die deutsche Mittelschicht ihr Verhältnis zu Kindern und lotet so ihre Zukunft aus. Der neueste Joker sind "die neuen Väter". Obwohl nur 16 Prozent vom Elterngeld Gebrauch gemacht haben, gibt es einen enormen Hype um sie. Und zwar ungeachtet dessen, dass ihnen 84 Prozent traditionell gesinnter Väter gegenüberstehen. Die sehen ihre Kinder weiterhin beim Frühstück, beim Abendessen und am Wochenende.
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Wer auf diesen Umstand aufmerksam macht, gerät flugs unter Verdacht, den Anstrengungen der vorbildlichen männlichen Minderheit den Respekt zu versagen. Zumal wenn es eine Frau ist, die den Realitätsbezug einfordert. Warum diese Empfindlichkeit? Weil wir es hier mit heiklen Identitätsfragen zu tun haben. Die Streitfrage lautet: Stellt die Mutter nicht vielleicht doch die bessere Bezugsperson dar? Doch wenn Männer sich emanzipieren, müssen die Frauen, die mit ihnen leben, sich von der Anmaßung verabschieden, irgendwie seien sie immer schon die sozial Kompetenteren.
In der öffentlichen Diskussion liegt der Fokus woanders. Er liegt auf dem gesellschaftsverändernder Potenzial, das dem kinderzugewandten Vater zugesprochen wird. Im Gegensatz zur kinderzugewandten Mutter. Hier wird ein krasses Konkurrenzverhältnis zwischen Frauen und Männern aufgemacht. Politisch ist das höchst problematisch.
Sobald Männer Frauen starr gegenübergestellt werden, ist Vorsicht angesagt. Denn wir haben es nie mit Männern und Frauen "an und für sich" zu tun. Nie. Niemand ist nur Mann oder nur Frau. Stattdessen realisiert sich Männlichsein und Weiblichsein erst im Verbund mit Herkunft, Alter, finanziellem und kulturellem Kapital. Ein älterer Mann aus der Mittelschicht muss seine Maskulinität sehr anders unter Beweis stellen als ein 20-Jähriger aus einem Problemviertel. Männlichkeit ist nicht gleich Männlichkeit. Ebenso wenig wie Vaterschaft gleich Vaterschaft ist, Mütter gleich Mütter sind. Das ist eine ständig vergessene Banalität. Wer pauschal und universalisierend von Vätern und Müttern spricht, analysiert soziale Verhältnisse nicht, er oder sie übergeht sie. Auch deshalb sind die zahllosen Texte über neue Frauen, neue Männer, neue Väter mehrheitlich so uninformativ - und so beliebt.
Wo immer die Geschlechterfrage auf den Plan gerufen wird, gilt es daher den Blick für die sozialen und ökonomischen Verhältnisse zu schärfen, kurz: für die jeweils vorhandene Machtkonstellation. Dann aber stehen Männer und Frauen nicht mehr im unbeweglichen Gegensatz zueinander. Nicht selten spielt das Geschlecht bei den tatsächlich gebildeten Koalitionen eine nachrangige Rolle. Die eigentliche Frontlinie verläuft stattdessen zwischen zwischen Ober-, Mittel- und Unterschicht.
Erinnern wir uns: Die ganze Diskussion um väterliche Väter adressiert den Mann aus der Mittelschicht. Für Hartz-IV-Väter interessiert sich van der Leyen ebenso wenig wie ihre Fans. Umgekehrt ist bislang noch nicht aufgefallen, dass sich die Führungsriege der Republik um staatliche Vaterschaftsprogramme oder gar eine vaterfreundliche Firmenpolitik scherten. Entsprechend konzentriert das Familienministerium seine Energie auf die erreichbare Mittelschicht. Die Akademikerin soll Kinder bekommen. Die aber begnügt sich angesichts der schlechten Kinderbetreuung in der Regel mit nur einem Kind. Das reicht den Demografie-Adepten nicht. Immerhin sind in der Unterschicht und bei so genannten Migrantinnen zwei bis drei Kinder die Regel. Auf dem "neuen Vater" liegt damit die Hoffnung, die Mittelschicht am Leben zu erhalten. Das erklärt auch das große Interesse an ihm. Er soll verhindern, dass die Keimzelle des Staates "von unten" oder "vom Ausländer" überrundet wird. Er soll die Normalität sichern. Und zwar nicht, indem er Aufstiegsmöglichkeiten für Kinder aus prekären Verhältnissen schafft. Sondern indem er ein Sozialverhalten an den Tag legt, das Frauen ähnlicher Herkunft größere Freiräume sichert; sie so zur Reproduktion anregt.
Hinzu kommt, dass in einer stark arbeitsteiligen Gesellschaft, die zunehmend auf Stressresistenz und kommunikative Fähigkeiten setzt, autoritäre Selbstbezogenheit wenig hilfreich ist. Kinder aber vermitteln soziale Kompetenz - wenn alles gut geht. Insofern hat der Trend zum aktiven Vater zwei Stoßrichtungen: Er kämpft gegen die Schrumpfung der Mittelschicht und er will insbesondere gut ausgebildete Männer auch sozial für die ihnen zugedachten Leitungsjobs qualifizieren. Das Geschlechtergefälle wird so natürlich nicht behoben, sondern reproduziert. Mehr noch: So wie die Debatte um die neuen Väter und die neuen Familien geführt wird, hat sie ganz klar einen rassistischen Einschlag. Um so wichtiger ist es daher, journalistisch und soziologisch solide zu arbeiten. Und nicht mithilfe der Rede von "Mann und Frau" soziale Verhältnisse als naturgegeben zu deklarieren. Die Mittelschicht hat kein naturgegebenes Recht auf eine Sonderbehandlung. Ihre Kinder sind nicht mehr wert als die, die in schwierige Verhältnisse hineingeboren werden.
Nichts ist dagegen einzuwenden, wenn Männer daran arbeiten, ihre Männlichkeitsperformanz um Fürsorglichkeit zu ergänzen. Gar nichts. Doch werden "neue Väter" als neue Hoffnungsträger "den" Frauen pauschal entgegensetzt, streitet man nicht für die Emanzipation unserer Gesellschaft. Man sichert vielmehr die Privilegien für "die Mitte" ab.
Die Alternative zu solchen sozial-rassistischen Schutzmaßnahmen ist der kinderfreundliche Umbau der Arbeitswelt. Häufig kritisieren engagierte Väter, mit welcher Skepsis ihnen Chefs und Kolleginnen begegneten, wenn sie flexible Arbeitszeiten forderten oder wenn sie Termine verschieben, weil das kranke Kind von der Kita abgeholt werden muss. Klar, nichtkonformes Verhalten ruft Unmut hervor. Das müssen alle erleben, also auch Väter. Doch in ihre Beschwerde mischt sich zunehmend Euphorie. Einige beschwingt mittlerweile die öffentliche Unterstützung von aktiver Vaterschaft geradezu.
Theoretisch ist ihre Zuversicht berechtigt. Männer sind deutlich besser gewerkschaftlich organisiert als ihre Kolleginnen. Auch die Manager sind in der Regel männlich. Wenn sie wollen, dann können sie ihre Betriebe kinderfreundlich umrüsten. Lippenbekenntnisse gibt es schon in rauen Mengen. Laut Bericht des Familienministeriums sehen "etwa zwei Drittel eine Reduzierung oder Unterbrechung der Berufstätigkeit von Vätern als ,gar nicht problematisch'." Umso erstaunlicher, dass praktisch so wenig passiert. De facto ist die Verbindung von Beruf und Familie weiterhin ein Frauenproblem. Entsprechend viele Mütter arbeiten Teilzeit und gehen der Altersarmut entgegen. Erst wenn diese Tatsache im Zusammenhang mit den "neuen Vätern" diskutiert wird, gibt es wirklich Anlass zum Jubeln.
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Lohnungleichheit als Dauerskandal
Christiane Krämer für Aviva
Frauen verdienen nach den aktuell veröffentlichten Zahlen des statistischen Bundesamtes für das Jahr 2006 vierundzwanzig Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, doch was ist daran neu?
Nach dem EU-Berechnungsverfahren vergrößert sich der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen: er zieht sich durch alle Branchen, in keinem Berufsfeld verdienen Frauen mehr als Männer. Besonders groß sind die Lohnunterschiede bei unternehmensnahen Dienstleistungen, hier verdienen Männer brutto fast 30 Prozent mehr als Frauen. Die Ursachen für das "Gender Pay Gap"erklären sich laut den Erhebungen des Statistischen Bundesamts durch die Berufswahl und Arbeitsmarkesegregation und werden in einen Zusammenhang mit Erwerbsunterbrechungen in Frauenbiografien gestellt. Dabei muss jedoch gefragt werden, warum Frauen nach wie vor bestimmte Berufe wählen und in untergeordneten Positionen eingesetzt werden und warum die Erziehungsauszeit ausschließlich für sie ein Problem darstellt.
Ungleiche Arbeits- und Zeitteilung, Stereotype und politische Regelungen stehen im Weg
Geschlechterspezifische Arbeits- und Zeitteilung stehen den Frauen im Karriereweg. So erklären sich die steigenden Lohnunterschiede in zunehmenden Alter durch einen verdoppelten Anteil der teilzeitarbeitenden Frauen nach der Erziehungspause. Einundvierzig Prozent der über 35jährigen Frauen arbeiten nur noch halbtags und leisten den Großteil der unbezahlten Familienarbeit, obwohl viele Frauen und Männer eine partnerschaftliche Teilung anstreben.
Zu einem Umdenken in der Wirtschaft hat auch die neue Elternzeitregelung nicht geführt, der überwiegende Teil der Väter setzte nur zwei Monate Auszeit bei ihren ArbeitsgeberInnen durch. Die Vereinbarung zwischen Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft und Bundesregierung zur Förderung der Chancengleichheit in der Privatwirtschaft hat daran nichts geändert – darüber kann auch die längst überfällige Schaffung der Krippenplätze und Betreuungsstrukturen nicht hinwegtäuschen. Steuerpolitische Regelungen wie das Ehegattensplitting degradieren Frauen zudem als "Zuverdienerinnen". Intransparente und stereotypgeleitete Tarif- und Entlohnungssysteme führen zu ungleicher Bezahlung aller Frauen und insbesondere von Frauen mit Migrationshintergrund. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang auch der hohe Anteil von Frauen im Niedriglohnsektor bei 70 Prozent und die hiermit und dem Rentensystem verknüpfte Altersarmut, die der Armutsbericht 2008 thematisiert.
Neuer Aufwind mit der Familienministerin Ursula von der Leyen?
Neu ist neben dem differenzierteren Verfahren die Vereinnahmung der einstmals feministischen Forderungen nach beruflicher Selbstverwirklichung und Gleichstellung der Frauen. Die konservative Familienpolitik richtet sich dabei seit 2005 auf ein leicht modifiziertes traditionelles Familienbild und volkswirtschaftliche sowie demografische Ergebnisse aus. Dies hat sich weder für Frauen bezahlt gemacht, noch entspricht es einem modernen und pluralisierten Geschlechterverständnis, welches viele Frauen für sich beanspruchen. Individuelle Chancengleichheit muss politisch in allen Bereichen und insbesondere in der deregulierten Privatwirtschaft eingefordert werden: der viel zitierte skandinavische Nachbar Norwegen macht es mit der Einführung der Quote in den Vorständen vor.
Das Netzwerk der Business and Professional Women (BPW) hat in 2008 mit anderen Frauenverbänden und Gewerkschaften im Rahmen einer gemeinsamen Initiative den "Equal Pay Day" in Deutschland ins Leben gerufen, um VertreterInnen der Wirtschaft und PolitikerInnen aller Couleur endlich zum Handeln zu bewegen. Am Equal Pay Day 2008 in Berlin nahmen mehr als hundert Gäste an den Aktionen und Diskussionen teil.
Frauen verdienen nach den aktuell veröffentlichten Zahlen des statistischen Bundesamtes für das Jahr 2006 vierundzwanzig Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, doch was ist daran neu?
Nach dem EU-Berechnungsverfahren vergrößert sich der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen: er zieht sich durch alle Branchen, in keinem Berufsfeld verdienen Frauen mehr als Männer. Besonders groß sind die Lohnunterschiede bei unternehmensnahen Dienstleistungen, hier verdienen Männer brutto fast 30 Prozent mehr als Frauen. Die Ursachen für das "Gender Pay Gap"erklären sich laut den Erhebungen des Statistischen Bundesamts durch die Berufswahl und Arbeitsmarkesegregation und werden in einen Zusammenhang mit Erwerbsunterbrechungen in Frauenbiografien gestellt. Dabei muss jedoch gefragt werden, warum Frauen nach wie vor bestimmte Berufe wählen und in untergeordneten Positionen eingesetzt werden und warum die Erziehungsauszeit ausschließlich für sie ein Problem darstellt.
Ungleiche Arbeits- und Zeitteilung, Stereotype und politische Regelungen stehen im Weg
Geschlechterspezifische Arbeits- und Zeitteilung stehen den Frauen im Karriereweg. So erklären sich die steigenden Lohnunterschiede in zunehmenden Alter durch einen verdoppelten Anteil der teilzeitarbeitenden Frauen nach der Erziehungspause. Einundvierzig Prozent der über 35jährigen Frauen arbeiten nur noch halbtags und leisten den Großteil der unbezahlten Familienarbeit, obwohl viele Frauen und Männer eine partnerschaftliche Teilung anstreben.
Zu einem Umdenken in der Wirtschaft hat auch die neue Elternzeitregelung nicht geführt, der überwiegende Teil der Väter setzte nur zwei Monate Auszeit bei ihren ArbeitsgeberInnen durch. Die Vereinbarung zwischen Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft und Bundesregierung zur Förderung der Chancengleichheit in der Privatwirtschaft hat daran nichts geändert – darüber kann auch die längst überfällige Schaffung der Krippenplätze und Betreuungsstrukturen nicht hinwegtäuschen. Steuerpolitische Regelungen wie das Ehegattensplitting degradieren Frauen zudem als "Zuverdienerinnen". Intransparente und stereotypgeleitete Tarif- und Entlohnungssysteme führen zu ungleicher Bezahlung aller Frauen und insbesondere von Frauen mit Migrationshintergrund. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang auch der hohe Anteil von Frauen im Niedriglohnsektor bei 70 Prozent und die hiermit und dem Rentensystem verknüpfte Altersarmut, die der Armutsbericht 2008 thematisiert.
Neuer Aufwind mit der Familienministerin Ursula von der Leyen?
Neu ist neben dem differenzierteren Verfahren die Vereinnahmung der einstmals feministischen Forderungen nach beruflicher Selbstverwirklichung und Gleichstellung der Frauen. Die konservative Familienpolitik richtet sich dabei seit 2005 auf ein leicht modifiziertes traditionelles Familienbild und volkswirtschaftliche sowie demografische Ergebnisse aus. Dies hat sich weder für Frauen bezahlt gemacht, noch entspricht es einem modernen und pluralisierten Geschlechterverständnis, welches viele Frauen für sich beanspruchen. Individuelle Chancengleichheit muss politisch in allen Bereichen und insbesondere in der deregulierten Privatwirtschaft eingefordert werden: der viel zitierte skandinavische Nachbar Norwegen macht es mit der Einführung der Quote in den Vorständen vor.
Das Netzwerk der Business and Professional Women (BPW) hat in 2008 mit anderen Frauenverbänden und Gewerkschaften im Rahmen einer gemeinsamen Initiative den "Equal Pay Day" in Deutschland ins Leben gerufen, um VertreterInnen der Wirtschaft und PolitikerInnen aller Couleur endlich zum Handeln zu bewegen. Am Equal Pay Day 2008 in Berlin nahmen mehr als hundert Gäste an den Aktionen und Diskussionen teil.
Mittendrin statt nur dabei - 100 Jahre Frauenstudium in Preußen
Freitag, 24. Oktober 2008, ab 13.45 Uhr
"Deutsche Wissenschaft ist Männerwerk" konstatierte der Philosoph Adolf Lasson 1897. 1908 erlangten die Frauen in Preußen das Recht auf Zulassung zum Studium. Gibt es bis heute im kollektiven Unbewussten eine Gleichsetzung von männlichem Geschlecht mit Intellektualität und Wissen? Ist die Gleichsetzung von Intellektualität mit männlichem Geschlecht nachhaltig beendet? Ist die Tatsache, dass die Wissenschaft als autonome Sphäre sich zunächst exklusiv männlich etablierte, hundert Jahre nach der Zulassung von Frauen zum Studium irrelevant geworden? Welche Antworten hat die Generation der heutigen Studentinnen auf diese Fragen?
Veranstaltungsorte: Rotes Rathaus Berlin
Programm als PDF unter: www.fu-berlin.de
E-Mail: gabi.jaehnert@gender.hu-berlin.de
Tel.: 030 - 20938201
"Deutsche Wissenschaft ist Männerwerk" konstatierte der Philosoph Adolf Lasson 1897. 1908 erlangten die Frauen in Preußen das Recht auf Zulassung zum Studium. Gibt es bis heute im kollektiven Unbewussten eine Gleichsetzung von männlichem Geschlecht mit Intellektualität und Wissen? Ist die Gleichsetzung von Intellektualität mit männlichem Geschlecht nachhaltig beendet? Ist die Tatsache, dass die Wissenschaft als autonome Sphäre sich zunächst exklusiv männlich etablierte, hundert Jahre nach der Zulassung von Frauen zum Studium irrelevant geworden? Welche Antworten hat die Generation der heutigen Studentinnen auf diese Fragen?
Veranstaltungsorte: Rotes Rathaus Berlin
Programm als PDF unter: www.fu-berlin.de
E-Mail: gabi.jaehnert@gender.hu-berlin.de
Tel.: 030 - 20938201
Frauen coachen Frauen
Freitag, 17. Oktober bis Montag, 20. Oktober 2008
Herbsterfolgstage mit der Frauen coachen Frauen GbR
Im Oktober starten die ersten Herbsterfolgstage der Frauen coachen Frauen GbR in Zusammenarbeit mit weiteren Expertinnen. Im Vordergrund stehen die Themenbausteine Finanzmanagement, Selbstmarketing, Networking, interkulturelle Kompetenz und Ernährungsintelligenz. Die Workshops (jeweils 4 h) sind eine Kombination zwischen Präsentation und interaktiven Übungen. Aber auch der rege Austausch zwischen den Frauen kommt nicht zu kurz! Kosten pro Workshop 80 Euro, außer Finanzworkshop, der von 10:00 Uhr – 18:00 Uhr dauert (349,00 Euro).
Anmeldung und Information: info@frauen-coachen-frauen.de
Veranstaltungsort: Inselhaus e.V.
Gneisenaustraße 61
10961 Berlin
Kosten pro Workshop: 80,00 Euro – außer Finanzmanagement
www.frauen-coachen-frauen.de
Herbsterfolgstage mit der Frauen coachen Frauen GbR
Im Oktober starten die ersten Herbsterfolgstage der Frauen coachen Frauen GbR in Zusammenarbeit mit weiteren Expertinnen. Im Vordergrund stehen die Themenbausteine Finanzmanagement, Selbstmarketing, Networking, interkulturelle Kompetenz und Ernährungsintelligenz. Die Workshops (jeweils 4 h) sind eine Kombination zwischen Präsentation und interaktiven Übungen. Aber auch der rege Austausch zwischen den Frauen kommt nicht zu kurz! Kosten pro Workshop 80 Euro, außer Finanzworkshop, der von 10:00 Uhr – 18:00 Uhr dauert (349,00 Euro).
Anmeldung und Information: info@frauen-coachen-frauen.de
Veranstaltungsort: Inselhaus e.V.
Gneisenaustraße 61
10961 Berlin
Kosten pro Workshop: 80,00 Euro – außer Finanzmanagement
www.frauen-coachen-frauen.de
Feinkost -Salon....der nächste am 6. November
Der nächste Termin wird der 6. November sein, wir begrüßen dann Dr. Helga Lukoschat. Dr. Helga Lukoschat ist Politikwissenschaftlerin und begann ihre berufliche Laufbahn als Journalistin, u.a. als Redakteurin bei der tageszeitung. Sie arbeitete in Forschungsprojekten der TU Berlin im Bereich Frauen- und Geschlechterforschung mit und promovierte mit einer Arbeit über die Situation von Frauen in politischen und gesellschaftlichen Führungspositionen. Seit 2000 ist sie Geschäftsführerin der EAF, Anfang 2001 übernahm sie die Geschäftsführung der Femtec - Hochschulkarrierenzentrum für Frauen Berlin GmbH. http://www.femtec.org
Mittwoch, 24. September 2008
Trojanischer Elch
Im moralischen Morast
Wenn Liberale plötzlich konservativ argumentieren: Amerikanische Feministinnen kritisieren Sarah Palin - und wollen sie zurück an den Herd schicken.
Von Susanne Klingenstein für die Süddeutsche Zeitung 19.09.
Die republikanische Vizepräsidentskandidatin Sarah Palin soll "ein konservativer Mann im Körper einer Frau" sein.
Eine Frau ist auf dem Weg ins Oval Office, nicht als Ehefrau, Playmate oder Ministerin, sondern als Vizepräsidentin. Sie ist nicht irgendeine Frau, sondern eine Frau, die für das Recht aller eintritt, Waffen zu tragen und dies auch selbst tut, eine Frau, deren Laufbahn mit den politischen Leichen zahlreicher Männer gesäumt ist. Seit Jahrzehnten streben die Feministinnen Amerikas ins Zentrum der Macht. Doch seit John McCain vor drei Wochen Sarah Palin als seine Stellvertreterin berief, schießen Amerikas Feministinnen aus allen Rohren.
Radikalfeministische Websites wie Feministing, Bitch und Menstrual Poetry nennen Palin "sexist” und erklären, dass sie in Wahrheit ein "konservativer Republikanischer Mann im Körper einer Frau" sei. Doch auch die etablierten, eher linksliberalen Feministinnen fallen in den Chor ein. "Ihre größte Heuchelei", erklärte die Theologin Wendy Doniger in der Washington Post, "ist ihr Anspruch, eine Frau zu sein.” In der Los Angeles Times erklärte die feministische Vorkämpferin Goria Steinem, Palin sei ein Instrument des Patriarchats. Sie sei gegen alles, was von der Mehrheit der Frauen befürwortet würde.
Paglia hält Palin für eine Pionierfrau alten Schlages, wie sie einst, den Männern gleich, mit der Knarre in der einen und dem Melkschemel in der andern Hand den wilden Westen zähmten. Paglia genießt die Politschau der schönen Wilden. "Ein Feminismus", so Paglia, "der die Bravura unter Hochdruck der ersten Gouverneurin eines Grenzstaates nicht bewundern kann, ist keinen Eimer warmer Spucke wert."
Wo bleibt die Entrüstung?
Die Besonneneren unter den Feministinnen versuchen, die Konservativen am eigenen alten Zopf aufzuhängen. Palin hat fünf Kinder. Ihr jüngster Sohn Trig kam im vergangenen April mit Down Syndrom zur Welt. Liberale Websites wie Daily Kos und Slate erinnerten die Konservativen an ihre vielgepredigten "Familienwerte", an ihren Glauben an die Hausfrau, die ihre Kinder zu guten Christenmenschen erzieht. "Welche Familienwerte feiert sie denn?", fragte die Daily Telegraph-Kolumnistin Liz Hunt. "Wie kann sie einen so hochprofilierten Job mit ihrer Pflicht vereinbaren, fünf Kinder zu erziehen?”
Die sehr liberale Liz Hunt klingt hier genau wie die sehr konservative Olivia St. John, die Anfang September "Palins feministische Verrücktheit” auf einer konservativen Internetseite anprangerte. Während Palin im Rampenlicht ihrer Nominierungsrede gebadet habe, hätten ihre Kinder im Schatten gestanden. Dies sei eine Metapher für Vergangenheit und Zukunft der ehrgeizigen Mutter, die als Bürgermeisterin von Wasilla ihre jüngste Tochter in einem Autositz unter ihren Schreibtisch stellte.
In der Tat, so St. John, sei die siebzehnjährige Tochter Bristol im moralischen Morast versunken, während die Mutter Alaska regierte. Wo sei da die moralische Entrüstung der Konservativen, riefen die Liberalen. Man sei erstaunt, so Leon Wieseltier in The New Republic, dass Michael Gerson, einst Bushs wichtigster Redenschreiber, jetzt evangelikaler Kleriker, sich darüber nicht entrüste, sondern nur müde abwinke, solche Schwangerschaften seien heute doch normal.
"Republikanische Aufblaspuppe"
Todd Palin ließ sich von seinem Job als Ölfeld-Vorarbeiter bei BP beurlauben, um Kindererziehung und Haushalt zu übernehmen und so die politische Laufbahn seiner Frau zu ermöglichen. Davon, dass die Kinder bei einem Umzug nach Washington benachteiligt werden würden, kann ja wohl keine Rede sein. Die Ernennung der Mutter zur Vizepräsidentin würde für die Kinder beste Schulen, beste Kinderfrauen, beste Gesellschaft, bestes Networking, beste Zukunftschancen und auf jeden Fall das Ende aller Geldsorgen bedeuten. Welche Mutter würde sich solche Chancen nicht für die eigenen Kinder wünschen und dafür eisern kämpfen?
Was also steckt hinter den ungezügelten feministischen Attacken auf Palin als "republikanische Aufblaspuppe" (Salon.com) wie auch als Mann im Frauenkostüm (Doniger)? Zunächst blanker Ärger. Bei Obama gibt es für die Frauen offenbar wenig zu gewinnen. Nur sieben seiner zwanzig wichtigsten Ratgeber sind Frauen (bei McCain sind es dreizehn). Joseph Bidens und nicht Hillary Clinton als Vizepräsidentschaftskandidaten zu berufen hat auch nicht geholfen. Dass Barack Obama und seine Frau Michelle an den Universitäten Harvard und Princeton ausgebildet wurden, hat sie zudem in den Ruf der Weltfremdheit gebracht.
Palin ist die so berechnende wie brillante Antwort der Republikaner auf das männliche Elite-Ticket Obama-Biden, und es ist die Kalkulation der sonst so frommen Konservativen, die Feministinnen nach Luft schnappen lässt. Palin riecht nach Arbeiter-Klasse, nach Zupacken, nach Aufräumen, nach Klarkommen. Sie weiß, was es heißt viele Kinder zu haben und was es kostet, sie zu erziehen. Sie ist schnell, witzig, couragiert, und sie weiß nichts. Das ist für viele Amerikaner nicht entscheidend, weil sie selbst nicht wissen, was Palin nicht weiß.
Palin als trojanischer Elch
Diese Wahl wird nicht von Fragen der Außenpolitik und Sicherheit getragen und entschieden, sondern von der Sorge der amerikanischen Mittelklasse um ihre finanzielle Zukunft und um die wirtschaftliche Stabilität des Landes. Die Amerikaner stehen in diesem Herbst vor einer echten Wahl. Biden und McCain stehen für Erfahrung und Knowhow; Obama und Palin für Jugend, Energie und den amerikanischen Traum. Dass Obama schwarz und Palin weiblich ist, beschäftigt im Grunde nur die "chattering classes" der Medienmacher und Kommentatoren, die mit Invektiven um Positionen kämpfen.
Im übrigen ist schon abzusehen, dass die feministischen Attacken sich bald totgelaufen haben werden. Arianna Huffington hat auf ihrer Internetseite huffingtonpost.com gerade die Schusslinie eingerichtet, auf die wir alle schon gewartet hatten: Es sei bekannt, erklärt sie, dass der nach wie vor ungebrochene neokonservative William Kristol die Gouverneurin Palin schon im Juni 2007 für eine Führungsrolle bei den Republikanern ausersehen habe.
Seit deutlich geworden sei, dass die Neokonservativen den Schlamassel im Irak angezettelt hätten, seien sie diskreditiert und weg von den Schalthebeln der Macht. Jetzt, so Huffington, wollten sie unter den Röcken Palins - das heißt, indem sie ihr leeres Hirn indoktrinieren - ins Weiße Haus zurückschleichen. Seht Euch vor, Leute, ist die neue Devise: Palin ist kein Mann im Schafspelz, sondern ein Trojanischer Elch.
Wenn Liberale plötzlich konservativ argumentieren: Amerikanische Feministinnen kritisieren Sarah Palin - und wollen sie zurück an den Herd schicken.
Von Susanne Klingenstein für die Süddeutsche Zeitung 19.09.
Die republikanische Vizepräsidentskandidatin Sarah Palin soll "ein konservativer Mann im Körper einer Frau" sein.
Eine Frau ist auf dem Weg ins Oval Office, nicht als Ehefrau, Playmate oder Ministerin, sondern als Vizepräsidentin. Sie ist nicht irgendeine Frau, sondern eine Frau, die für das Recht aller eintritt, Waffen zu tragen und dies auch selbst tut, eine Frau, deren Laufbahn mit den politischen Leichen zahlreicher Männer gesäumt ist. Seit Jahrzehnten streben die Feministinnen Amerikas ins Zentrum der Macht. Doch seit John McCain vor drei Wochen Sarah Palin als seine Stellvertreterin berief, schießen Amerikas Feministinnen aus allen Rohren.
Radikalfeministische Websites wie Feministing, Bitch und Menstrual Poetry nennen Palin "sexist” und erklären, dass sie in Wahrheit ein "konservativer Republikanischer Mann im Körper einer Frau" sei. Doch auch die etablierten, eher linksliberalen Feministinnen fallen in den Chor ein. "Ihre größte Heuchelei", erklärte die Theologin Wendy Doniger in der Washington Post, "ist ihr Anspruch, eine Frau zu sein.” In der Los Angeles Times erklärte die feministische Vorkämpferin Goria Steinem, Palin sei ein Instrument des Patriarchats. Sie sei gegen alles, was von der Mehrheit der Frauen befürwortet würde.
Paglia hält Palin für eine Pionierfrau alten Schlages, wie sie einst, den Männern gleich, mit der Knarre in der einen und dem Melkschemel in der andern Hand den wilden Westen zähmten. Paglia genießt die Politschau der schönen Wilden. "Ein Feminismus", so Paglia, "der die Bravura unter Hochdruck der ersten Gouverneurin eines Grenzstaates nicht bewundern kann, ist keinen Eimer warmer Spucke wert."
Wo bleibt die Entrüstung?
Die Besonneneren unter den Feministinnen versuchen, die Konservativen am eigenen alten Zopf aufzuhängen. Palin hat fünf Kinder. Ihr jüngster Sohn Trig kam im vergangenen April mit Down Syndrom zur Welt. Liberale Websites wie Daily Kos und Slate erinnerten die Konservativen an ihre vielgepredigten "Familienwerte", an ihren Glauben an die Hausfrau, die ihre Kinder zu guten Christenmenschen erzieht. "Welche Familienwerte feiert sie denn?", fragte die Daily Telegraph-Kolumnistin Liz Hunt. "Wie kann sie einen so hochprofilierten Job mit ihrer Pflicht vereinbaren, fünf Kinder zu erziehen?”
Die sehr liberale Liz Hunt klingt hier genau wie die sehr konservative Olivia St. John, die Anfang September "Palins feministische Verrücktheit” auf einer konservativen Internetseite anprangerte. Während Palin im Rampenlicht ihrer Nominierungsrede gebadet habe, hätten ihre Kinder im Schatten gestanden. Dies sei eine Metapher für Vergangenheit und Zukunft der ehrgeizigen Mutter, die als Bürgermeisterin von Wasilla ihre jüngste Tochter in einem Autositz unter ihren Schreibtisch stellte.
In der Tat, so St. John, sei die siebzehnjährige Tochter Bristol im moralischen Morast versunken, während die Mutter Alaska regierte. Wo sei da die moralische Entrüstung der Konservativen, riefen die Liberalen. Man sei erstaunt, so Leon Wieseltier in The New Republic, dass Michael Gerson, einst Bushs wichtigster Redenschreiber, jetzt evangelikaler Kleriker, sich darüber nicht entrüste, sondern nur müde abwinke, solche Schwangerschaften seien heute doch normal.
"Republikanische Aufblaspuppe"
Todd Palin ließ sich von seinem Job als Ölfeld-Vorarbeiter bei BP beurlauben, um Kindererziehung und Haushalt zu übernehmen und so die politische Laufbahn seiner Frau zu ermöglichen. Davon, dass die Kinder bei einem Umzug nach Washington benachteiligt werden würden, kann ja wohl keine Rede sein. Die Ernennung der Mutter zur Vizepräsidentin würde für die Kinder beste Schulen, beste Kinderfrauen, beste Gesellschaft, bestes Networking, beste Zukunftschancen und auf jeden Fall das Ende aller Geldsorgen bedeuten. Welche Mutter würde sich solche Chancen nicht für die eigenen Kinder wünschen und dafür eisern kämpfen?
Was also steckt hinter den ungezügelten feministischen Attacken auf Palin als "republikanische Aufblaspuppe" (Salon.com) wie auch als Mann im Frauenkostüm (Doniger)? Zunächst blanker Ärger. Bei Obama gibt es für die Frauen offenbar wenig zu gewinnen. Nur sieben seiner zwanzig wichtigsten Ratgeber sind Frauen (bei McCain sind es dreizehn). Joseph Bidens und nicht Hillary Clinton als Vizepräsidentschaftskandidaten zu berufen hat auch nicht geholfen. Dass Barack Obama und seine Frau Michelle an den Universitäten Harvard und Princeton ausgebildet wurden, hat sie zudem in den Ruf der Weltfremdheit gebracht.
Palin ist die so berechnende wie brillante Antwort der Republikaner auf das männliche Elite-Ticket Obama-Biden, und es ist die Kalkulation der sonst so frommen Konservativen, die Feministinnen nach Luft schnappen lässt. Palin riecht nach Arbeiter-Klasse, nach Zupacken, nach Aufräumen, nach Klarkommen. Sie weiß, was es heißt viele Kinder zu haben und was es kostet, sie zu erziehen. Sie ist schnell, witzig, couragiert, und sie weiß nichts. Das ist für viele Amerikaner nicht entscheidend, weil sie selbst nicht wissen, was Palin nicht weiß.
Palin als trojanischer Elch
Diese Wahl wird nicht von Fragen der Außenpolitik und Sicherheit getragen und entschieden, sondern von der Sorge der amerikanischen Mittelklasse um ihre finanzielle Zukunft und um die wirtschaftliche Stabilität des Landes. Die Amerikaner stehen in diesem Herbst vor einer echten Wahl. Biden und McCain stehen für Erfahrung und Knowhow; Obama und Palin für Jugend, Energie und den amerikanischen Traum. Dass Obama schwarz und Palin weiblich ist, beschäftigt im Grunde nur die "chattering classes" der Medienmacher und Kommentatoren, die mit Invektiven um Positionen kämpfen.
Im übrigen ist schon abzusehen, dass die feministischen Attacken sich bald totgelaufen haben werden. Arianna Huffington hat auf ihrer Internetseite huffingtonpost.com gerade die Schusslinie eingerichtet, auf die wir alle schon gewartet hatten: Es sei bekannt, erklärt sie, dass der nach wie vor ungebrochene neokonservative William Kristol die Gouverneurin Palin schon im Juni 2007 für eine Führungsrolle bei den Republikanern ausersehen habe.
Seit deutlich geworden sei, dass die Neokonservativen den Schlamassel im Irak angezettelt hätten, seien sie diskreditiert und weg von den Schalthebeln der Macht. Jetzt, so Huffington, wollten sie unter den Röcken Palins - das heißt, indem sie ihr leeres Hirn indoktrinieren - ins Weiße Haus zurückschleichen. Seht Euch vor, Leute, ist die neue Devise: Palin ist kein Mann im Schafspelz, sondern ein Trojanischer Elch.
Feminismus und Migrantinnen
Feminismus ist unteilbar
KOLUMNE VON HILAL SEZGIN aus der TAZ vom 19.09.
Schon seit einiger Zeit nagt an mir, was meine Kollegin Mely Kiyak kürzlich in der Zeit schrieb. Die neu erwachte Feminismusdebatte, schrieb Kiyak dort, interessiere sich nicht für Frauen mit Migrationshintergrund. Der deutsche Feminismus gefalle sich in der Klage, dass es deutsche Frauen "schwer" hätten. Doch Nilüfer, Emine und Hatice hätten es "schwerer".
Hilal Sezgin lebt als freie Publizistin in der Lüneburger Heide.
Grundsätzlich ist dieser Einwand weder ganz falsch noch ganz neu. Schon in den 80ern haben afroamerikanische Feministinnen in den USA kritisiert, der Feminismus sei vor allem eine Veranstaltung weißer Mittelschichtlerinnen. Auch lesbische Feministinnen haben damals wie heute an ihre Belange erinnert, doch anscheinend ohne dauerhaften Erfolg. Die aktuelle Beruf-und-Familie-Diskussion jedenfalls kreist wieder wie selbstverständlich um die heterosexuelle Frau.
Ausgerechnet aus dem Munde türkischstämmiger Frauen in Deutschland jedoch klingt es etwas sonderbar, wenn sie mehr Aufmerksamkeit verlangten: Denn um das Patriarchat, in der die arme "Orientalin" vermeintlich gefangen ist, ist in Deutschland längst eine kleine Feminismusindustrie entstanden. Es gibt sogar ein eigenes Buchgenre, das sich den Leidensgeschichten von Anatolierinnen widmet. Zu diesem Thema tauchen Frauen in zig Talkshows in einer Häufigkeit auf, in der wir weibliche Expertinnen sonst nie auf dem Bildschirm zu sehen bekommen. Dass es "Emine" schwer hat, bezweifelt keiner, im Gegenteil: Sie wird, zumal wenn sie ein Kopftuch trägt, dafür öffentlich so lautstark bedauert, dass sie es dadurch nur noch schwerer hat.
Während türkischstämmige Frauen überproportional häufig zum Gegenstand patriarchatskritischer Betrachtungen werden, hören wir von der "allgemeinen" Patriarchatskritik viel zu wenig. "Allgemein" hieße nämlich, dem Sexismus der deutschen Gesellschaft nicht nur am Objekt der türkischstämmigen Minderheit nachzuspüren. Ein aufrichtig gemeinter Feminismus sollte nicht nur darüber sprechen, wenn Hatice von Hasan geschlagen wird, sondern auch von Heike und Heinz reden. Wer die Übel des Patriarchats vornehmlich im "Orient" oder in seinen Ablegern, den hiesigen "Parallelgesellschaften" diagnostiziert, bastelt mit an einem Entlastungsdiskurs, demzufolge es in Deutschland emanzipationsmäßig bereits zum Allerbesten steht.
Womit sich die Frage stellt, was denn nun tatsächlich im Argen liegt. Um welche Themen hat sich ein "allgemeiner" Feminismus in Deutschland zu kümmern - und betreffen sie deutschstämmige Frauen mehr als die mit Migrationshintergrund? Vermutlich gibt es so viele To-do-Listen, wie es Feministinnen gibt; aber meine eigene Auswahl würde lauten: Die zentralen Punkte sind Geschlechterrollen, (Un)Gleichheit auf dem Arbeitsmarkt und Sexualität. Und natürlich kommen alle drei meistens zusammen. Geschlechterrollen sind es, die auch in vermeintlich emanzipierten Zeiten unsere Gesellschaft in zwei säuberlich getrennte Hälften spalten. Ihretwegen darf als Lieblingssport "der" Deutschen Fußball gelten, obwohl vornehmlich von Männern gespielt und geschaut. Ihretwegen bringen Frauen zu kollektiven Anlässen Kuchen oder Salate mit, während Männer auf Ermahnung den Müll nach unten tragen. Ihretwegen ziehen Männer bei festlichen Gelegenheiten einen dunklen Anzug an und Frauen ein möglichst figurbetontes Kleid.
KOLUMNE VON HILAL SEZGIN aus der TAZ vom 19.09.
Schon seit einiger Zeit nagt an mir, was meine Kollegin Mely Kiyak kürzlich in der Zeit schrieb. Die neu erwachte Feminismusdebatte, schrieb Kiyak dort, interessiere sich nicht für Frauen mit Migrationshintergrund. Der deutsche Feminismus gefalle sich in der Klage, dass es deutsche Frauen "schwer" hätten. Doch Nilüfer, Emine und Hatice hätten es "schwerer".
Hilal Sezgin lebt als freie Publizistin in der Lüneburger Heide.
Grundsätzlich ist dieser Einwand weder ganz falsch noch ganz neu. Schon in den 80ern haben afroamerikanische Feministinnen in den USA kritisiert, der Feminismus sei vor allem eine Veranstaltung weißer Mittelschichtlerinnen. Auch lesbische Feministinnen haben damals wie heute an ihre Belange erinnert, doch anscheinend ohne dauerhaften Erfolg. Die aktuelle Beruf-und-Familie-Diskussion jedenfalls kreist wieder wie selbstverständlich um die heterosexuelle Frau.
Ausgerechnet aus dem Munde türkischstämmiger Frauen in Deutschland jedoch klingt es etwas sonderbar, wenn sie mehr Aufmerksamkeit verlangten: Denn um das Patriarchat, in der die arme "Orientalin" vermeintlich gefangen ist, ist in Deutschland längst eine kleine Feminismusindustrie entstanden. Es gibt sogar ein eigenes Buchgenre, das sich den Leidensgeschichten von Anatolierinnen widmet. Zu diesem Thema tauchen Frauen in zig Talkshows in einer Häufigkeit auf, in der wir weibliche Expertinnen sonst nie auf dem Bildschirm zu sehen bekommen. Dass es "Emine" schwer hat, bezweifelt keiner, im Gegenteil: Sie wird, zumal wenn sie ein Kopftuch trägt, dafür öffentlich so lautstark bedauert, dass sie es dadurch nur noch schwerer hat.
Während türkischstämmige Frauen überproportional häufig zum Gegenstand patriarchatskritischer Betrachtungen werden, hören wir von der "allgemeinen" Patriarchatskritik viel zu wenig. "Allgemein" hieße nämlich, dem Sexismus der deutschen Gesellschaft nicht nur am Objekt der türkischstämmigen Minderheit nachzuspüren. Ein aufrichtig gemeinter Feminismus sollte nicht nur darüber sprechen, wenn Hatice von Hasan geschlagen wird, sondern auch von Heike und Heinz reden. Wer die Übel des Patriarchats vornehmlich im "Orient" oder in seinen Ablegern, den hiesigen "Parallelgesellschaften" diagnostiziert, bastelt mit an einem Entlastungsdiskurs, demzufolge es in Deutschland emanzipationsmäßig bereits zum Allerbesten steht.
Womit sich die Frage stellt, was denn nun tatsächlich im Argen liegt. Um welche Themen hat sich ein "allgemeiner" Feminismus in Deutschland zu kümmern - und betreffen sie deutschstämmige Frauen mehr als die mit Migrationshintergrund? Vermutlich gibt es so viele To-do-Listen, wie es Feministinnen gibt; aber meine eigene Auswahl würde lauten: Die zentralen Punkte sind Geschlechterrollen, (Un)Gleichheit auf dem Arbeitsmarkt und Sexualität. Und natürlich kommen alle drei meistens zusammen. Geschlechterrollen sind es, die auch in vermeintlich emanzipierten Zeiten unsere Gesellschaft in zwei säuberlich getrennte Hälften spalten. Ihretwegen darf als Lieblingssport "der" Deutschen Fußball gelten, obwohl vornehmlich von Männern gespielt und geschaut. Ihretwegen bringen Frauen zu kollektiven Anlässen Kuchen oder Salate mit, während Männer auf Ermahnung den Müll nach unten tragen. Ihretwegen ziehen Männer bei festlichen Gelegenheiten einen dunklen Anzug an und Frauen ein möglichst figurbetontes Kleid.
Mittwoch, 17. September 2008
Frauenbewegung ?
Thema: Solidarität - Sozialistische Zeitung, Nr. 72, September 08, Frauen, veröffentlicht: 17.09.2008
Frauenbewegung 1968 und heute
Sie schreiben feministische Bücher („Wir Alphamädchen“ oder „Neue deutsche Mädchen“), kämpfen mit Weblogs gegen Sexismus im Netz und planen mit „Missy“ ein feministisches Magazin über coole Frauen, Popkultur und Politik. Es sind junge Frauen, die merken, dass sie (immer noch) schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen, nach wie vor mit alltäglichem Sexismus konfrontiert sind und nachts wie ihre Mütter Angst haben müssen, einen zu kurzen Rock zu tragen. Stehen wir am Beginn eines neuen Feminismus? Zunächst einmal ist es ein guter Anlass, sich mit der Entstehung der „Neuen Frauenbewegung“ vor 40 Jahren auseinanderzusetzen.
von Leonie Blume, Kassel
Im Zuge der 68er Bewegung gründete sich im Januar 1968 der „Aktionsrat zur Befreiung der Frau“ in West-Berlin, welcher sich als Teil des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) verstand. Dabei mussten die Studentinnen schnell feststellen, dass ihre Gegner nicht nur in der herrschenden Klasse zu finden waren. Auch das Bewusstsein vieler männlicher Genossen in SDS und APO (Außerparlamentarische Opposition) für die Gleichberechtigung von Frauen ließ erheblich zu wünschen übrig.
Tomaten und Hefeteig
Auf der Bundesdelegiertenkonferenz des SDS am 13. September 1968 hielt die Filmstudentin Helke Sander stellvertretend für den Aktionsrat eine Rede, in der sie die Männer aufforderte, den Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen mit dem Protest für eine sozialistische Gesellschaft zu verbinden. „Genossen, wenn ihr nicht bereit seid für diese Diskussion [...] – dann müssen wir feststellen, dass der SDS nichts weiter ist als ein aufgeblähter Hefeteig. Wir werden dann unsere eigenen Schlussfolgerungen ziehen“, warnte sie die mittlerweile johlenden Delegierten. Als die Männer am Vorstandstisch süffisant lächelten und der Vorsitzende Hans Jürgen Krahl einfach zur Tagesordnung übergehen wollte, bewarf ihn die hochschwangere Sigrid Rüger mit Tomaten. Die Sitzung endete im Tumult.
Bald entstanden vor allem in den Universitätsstädten weitere Aktionsgruppen und Weiberräte, die sich vom SDS abwandten und mit provokanten Aktionen auf sich aufmerksam machten. Unter dem Leitmotiv „Das Private ist das Politische“ stürmten sie Gerichte, zogen ihre T-Shirts hoch und schrieben Flugblätter mit dem Titel: „Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen!“
Kinderladenbewegung
Trotz negativer Erfahrungen gab es Frauen, die sich Positionen in den Bewegungen gegen den Vietnam-Krieg, gegen Aufrüstung oder für soziale Verbesserungen erkämpften. Andere zogen jedoch den Schluss, die Emanzipation der Frauen zunächst nur durch Frauen selbst erstreiten zu können. Sie wohnten in Frauenwohngruppen zusammen, gründeten Frauenläden und Teestuben mit Eintrittsverbot für Männer. Ihren Fokus legten sie auf die Verbesserung der Situation von Frauen mit Kindern. Viele der Studentinnen selbst hatten die Erfahrung gemacht, dass – sobald Kinder da waren – sie allein für die Erziehung und den Haushalt zuständig waren. Zeit für das Studium oder die politische Arbeit blieb so kaum noch. So organisierten sie Kinderläden, in denen Kinder zu kritischen Menschen erzogen werden sollten.
Errungenschaften
Die Spaltungserscheinungen im SDS übertrugen sich auch auf die Frauengruppen, viele Weiberräte verfielen. Trotzdem waren erste Strukturen entstanden und Frauen politisiert worden, auf die die spätere Bewegung zurückgreifen konnte.
Trotz chauvinistischer Einstellungen nicht weniger Aktivsten kam es zu einer Bewegung gegen die herrschende Politik und gegen bürgerliche Institutionen, radikalisierten sich viele, gab es eine Offenheit für sozialistische Ideen. Dieser Aufbruch und die Entschlossenheit vieler Frauen führten zu einer Reihe von Errungenschaften: von der freien Berufswahl für Frauen und Frauenbeauftragten an den Universitäten über das Gleichstellungsgesetz, die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe, Frauenhäuser bis hin zur Entdeckung der Klitoris.
Die Politisierung von Frauen führte auch zu einer Belebung der gewerkschaftlichen Frauenbewegung. Die Zahl der weiblichen DGB-Mitglieder stieg 1971-1981 von einer Million auf 1,65 Millionen. Neben der Beteiligung am Kampf gegen den Paragraf 218 gab es zum Beispiel Kampagnen für die Abschaffung von Leichtlohngruppen und überhaupt gegen Lohndiskriminierung und die Wiederbelebung des Internationalen Frauentags am 8. März.
Damals und heute
Allerdings – und da kommt wieder die sogenannte „Neue Frauenbewegung“ ins Spiel – fällt jeder Frau, die nicht ganz wie Eva Herman denkt, auf, dass die Gleichstellung von Mann und Frau noch immer in weiter Ferne liegt. Leider scheinen die „Neuen deutschen Mädchen“ weder über ihren kleinbürgerlichen, weißen, großstädtischen Tellerrand hinauszuschauen, noch eine unabhängige Klassenposition entwickeln zu können. Wie 1968 muss auch heute die Schlussfolgerung lauten: Auch wenn es alles andere als unkompliziert ist, brauchen wir einen erfolgreichen Kampf für eine sozialistische Gesellschaft, um die tatsächliche Gleichberechtigung zu erlangen. Denn nur in einer Welt frei von Profitgier und Konkurrenz kann die Hausarbeit und die Erziehung der Kinder wirklich vergesellschaftet, gleiche Löhne für gleiche Arbeit durchgesetzt und das Bewusstsein unter Frauen und Männern für die Notwendigkeit einer wirklichen Gleichstellung erreicht werden.
Frauenbewegung 1968 und heute
Sie schreiben feministische Bücher („Wir Alphamädchen“ oder „Neue deutsche Mädchen“), kämpfen mit Weblogs gegen Sexismus im Netz und planen mit „Missy“ ein feministisches Magazin über coole Frauen, Popkultur und Politik. Es sind junge Frauen, die merken, dass sie (immer noch) schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen, nach wie vor mit alltäglichem Sexismus konfrontiert sind und nachts wie ihre Mütter Angst haben müssen, einen zu kurzen Rock zu tragen. Stehen wir am Beginn eines neuen Feminismus? Zunächst einmal ist es ein guter Anlass, sich mit der Entstehung der „Neuen Frauenbewegung“ vor 40 Jahren auseinanderzusetzen.
von Leonie Blume, Kassel
Im Zuge der 68er Bewegung gründete sich im Januar 1968 der „Aktionsrat zur Befreiung der Frau“ in West-Berlin, welcher sich als Teil des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) verstand. Dabei mussten die Studentinnen schnell feststellen, dass ihre Gegner nicht nur in der herrschenden Klasse zu finden waren. Auch das Bewusstsein vieler männlicher Genossen in SDS und APO (Außerparlamentarische Opposition) für die Gleichberechtigung von Frauen ließ erheblich zu wünschen übrig.
Tomaten und Hefeteig
Auf der Bundesdelegiertenkonferenz des SDS am 13. September 1968 hielt die Filmstudentin Helke Sander stellvertretend für den Aktionsrat eine Rede, in der sie die Männer aufforderte, den Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen mit dem Protest für eine sozialistische Gesellschaft zu verbinden. „Genossen, wenn ihr nicht bereit seid für diese Diskussion [...] – dann müssen wir feststellen, dass der SDS nichts weiter ist als ein aufgeblähter Hefeteig. Wir werden dann unsere eigenen Schlussfolgerungen ziehen“, warnte sie die mittlerweile johlenden Delegierten. Als die Männer am Vorstandstisch süffisant lächelten und der Vorsitzende Hans Jürgen Krahl einfach zur Tagesordnung übergehen wollte, bewarf ihn die hochschwangere Sigrid Rüger mit Tomaten. Die Sitzung endete im Tumult.
Bald entstanden vor allem in den Universitätsstädten weitere Aktionsgruppen und Weiberräte, die sich vom SDS abwandten und mit provokanten Aktionen auf sich aufmerksam machten. Unter dem Leitmotiv „Das Private ist das Politische“ stürmten sie Gerichte, zogen ihre T-Shirts hoch und schrieben Flugblätter mit dem Titel: „Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen!“
Kinderladenbewegung
Trotz negativer Erfahrungen gab es Frauen, die sich Positionen in den Bewegungen gegen den Vietnam-Krieg, gegen Aufrüstung oder für soziale Verbesserungen erkämpften. Andere zogen jedoch den Schluss, die Emanzipation der Frauen zunächst nur durch Frauen selbst erstreiten zu können. Sie wohnten in Frauenwohngruppen zusammen, gründeten Frauenläden und Teestuben mit Eintrittsverbot für Männer. Ihren Fokus legten sie auf die Verbesserung der Situation von Frauen mit Kindern. Viele der Studentinnen selbst hatten die Erfahrung gemacht, dass – sobald Kinder da waren – sie allein für die Erziehung und den Haushalt zuständig waren. Zeit für das Studium oder die politische Arbeit blieb so kaum noch. So organisierten sie Kinderläden, in denen Kinder zu kritischen Menschen erzogen werden sollten.
Errungenschaften
Die Spaltungserscheinungen im SDS übertrugen sich auch auf die Frauengruppen, viele Weiberräte verfielen. Trotzdem waren erste Strukturen entstanden und Frauen politisiert worden, auf die die spätere Bewegung zurückgreifen konnte.
Trotz chauvinistischer Einstellungen nicht weniger Aktivsten kam es zu einer Bewegung gegen die herrschende Politik und gegen bürgerliche Institutionen, radikalisierten sich viele, gab es eine Offenheit für sozialistische Ideen. Dieser Aufbruch und die Entschlossenheit vieler Frauen führten zu einer Reihe von Errungenschaften: von der freien Berufswahl für Frauen und Frauenbeauftragten an den Universitäten über das Gleichstellungsgesetz, die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe, Frauenhäuser bis hin zur Entdeckung der Klitoris.
Die Politisierung von Frauen führte auch zu einer Belebung der gewerkschaftlichen Frauenbewegung. Die Zahl der weiblichen DGB-Mitglieder stieg 1971-1981 von einer Million auf 1,65 Millionen. Neben der Beteiligung am Kampf gegen den Paragraf 218 gab es zum Beispiel Kampagnen für die Abschaffung von Leichtlohngruppen und überhaupt gegen Lohndiskriminierung und die Wiederbelebung des Internationalen Frauentags am 8. März.
Damals und heute
Allerdings – und da kommt wieder die sogenannte „Neue Frauenbewegung“ ins Spiel – fällt jeder Frau, die nicht ganz wie Eva Herman denkt, auf, dass die Gleichstellung von Mann und Frau noch immer in weiter Ferne liegt. Leider scheinen die „Neuen deutschen Mädchen“ weder über ihren kleinbürgerlichen, weißen, großstädtischen Tellerrand hinauszuschauen, noch eine unabhängige Klassenposition entwickeln zu können. Wie 1968 muss auch heute die Schlussfolgerung lauten: Auch wenn es alles andere als unkompliziert ist, brauchen wir einen erfolgreichen Kampf für eine sozialistische Gesellschaft, um die tatsächliche Gleichberechtigung zu erlangen. Denn nur in einer Welt frei von Profitgier und Konkurrenz kann die Hausarbeit und die Erziehung der Kinder wirklich vergesellschaftet, gleiche Löhne für gleiche Arbeit durchgesetzt und das Bewusstsein unter Frauen und Männern für die Notwendigkeit einer wirklichen Gleichstellung erreicht werden.
Freitag, 12. September 2008
Schwangere Frauen im Amt
Schwanger im Krisengebiet
Die spanische Ministerin Carme Chacón weitet mit ihrem Bäuchlein symbolische Grenzen aus - Aber leider durch die Anpassung an hegemoniale Maßstäbe - ein Kommentar
Die neue spanische Regierung sorgt weiterhin für Schlagzeilen: Nicht nur, dass das Zapatero-Kabinett erstmals mit mehr Frauen als Männern aufgestellt ist, nun fährt auch noch die Verteidigungsministerin (!) Carme Chacón im siebten Monat schwanger (!!) auf einen Truppenbesuch nach Afghanistan.
Laut Presseberichten wird die 37-Jährige Neo-Ministerin von einem medizinischen Team samt Frauenarzt begleitet - für die Gesundheit der werdenden Mutter ist also gesorgt. Spanische Rundfunksender gaben zu bedenken, dass sich Chacón auf das bisher beispiellose Manöver eingelassen hat, um Kritiken entgegenzutreten, ihre Schwangerschaft würde sie "an der Ausübung ihres Amtes hindern".
Fortschrittliche Personalpolitik
Zweifellos, die spanischen Sozialdemokratinnen weiten mit ihrer Personalpolitik symbolische Grenzen aus. Ihre Besetzung soll zeigen, dass Frauen - auch wenn sie gerade ihre reproduktiven Möglichkeiten wahrnehmen - befähigt sind, einer der letzten Männerbastionen als Chefin vorzustehen. Die Motivation dieser Aktion kann also durchaus als emanzipatorisch bezeichnet werden.
Allerdings sind an diese Inszenierung noch andere Konsequenzen geknüpft, die kritisch betrachtet werden sollen. Argumente dafür liefert zum Beispiel ein feministischer Strang, der Frauen ungern im Dienste militärischer also potentiell kriegerischer Politikbereiche zu Gange sieht. Nur um die Frage, ob es moralisch-ethisch oder auch feministisch zu vertreten ist, wenn emanzipierte Frauen zu Repräsentantinnen der Waffenlogik werden, soll es an dieser Stelle nicht gehen.
Beleuchtet werden soll vielmehr, welche Auswirkungen für Gleichbehandlungsfragen zu erwarten sind, wenn sich eine 37-jährige Frau in Ausübung ihres politischen Amtes verpflichtet fühlt, im siebten Monat ihrer Schwangerschaft unter enormen gesundheitlichen Risiken in ein Krisengebiet zu reisen.
Weg des Beweis-Führens
Was Carme Chacón hier tut, ist Beweis-Führen. Der Gesellschaft soll vor Augen geführt werden, dass Frauen auch schwanger leistungsfähig und risikobereit ihren Job erfüllen. Zweifellos gibt es in dieser Gleichheitsdimension noch einiges an Vorurteilen aus dem Weg zu räumen. Unhinterfragt bleibt dabei jedoch der gesellschaftliche Maßstab, der diese "Leistungsfähigkeit" und "Risikobereitschaft" überhaupt erst sichtbar und erforderlich macht: Es ist zum einen ein Maßstab, der von Männern geprägt wurde, einer Gruppe also, die bekanntermaßen nicht schwanger werden kann. Zum anderen setzt er die zunehmens entgrenzte Verausgabung von Menschen im Berufsleben voraus, die im Dienste eines fragwürdigen Leistungsbegriffs ohne Rücksicht auf die gesundheitlichen Kosten durchgesetzt wird. Trotzdem wird er von einer emanzipierten Frau selbst als Handlungsanleitung und Referenzpunkt herangezogen.
"Emanzipiert" ist Carme Chacón nach herkömmlichen und auch etablierten Kriterien allemal. Es wäre respekt- und darüberhinaus sinnlos, ihr diese Bezeichnung nicht zuzugestehen. Durch dieses Zugeständnis wird aber auch klar, dass "emanzipiert" nicht mehr das kritische Potential hat, welches ihr die zweite Frauenbewegung einst mitgegeben hat: Nämlich den Willen, die gesellschaftlichen Verpflichtungen um die Bedürfnisse der Menschen zu organisieren, anstatt wie bisher umgekehrt. Carme Chacón symbolisiert, dass sich diese Logik auch unter zunehmender Beteiligung von Frauen nicht gewandelt hat. (Ina Freudenschuß, dieStandard.at, 22.4.2008)
Die spanische Ministerin Carme Chacón weitet mit ihrem Bäuchlein symbolische Grenzen aus - Aber leider durch die Anpassung an hegemoniale Maßstäbe - ein Kommentar
Die neue spanische Regierung sorgt weiterhin für Schlagzeilen: Nicht nur, dass das Zapatero-Kabinett erstmals mit mehr Frauen als Männern aufgestellt ist, nun fährt auch noch die Verteidigungsministerin (!) Carme Chacón im siebten Monat schwanger (!!) auf einen Truppenbesuch nach Afghanistan.
Laut Presseberichten wird die 37-Jährige Neo-Ministerin von einem medizinischen Team samt Frauenarzt begleitet - für die Gesundheit der werdenden Mutter ist also gesorgt. Spanische Rundfunksender gaben zu bedenken, dass sich Chacón auf das bisher beispiellose Manöver eingelassen hat, um Kritiken entgegenzutreten, ihre Schwangerschaft würde sie "an der Ausübung ihres Amtes hindern".
Fortschrittliche Personalpolitik
Zweifellos, die spanischen Sozialdemokratinnen weiten mit ihrer Personalpolitik symbolische Grenzen aus. Ihre Besetzung soll zeigen, dass Frauen - auch wenn sie gerade ihre reproduktiven Möglichkeiten wahrnehmen - befähigt sind, einer der letzten Männerbastionen als Chefin vorzustehen. Die Motivation dieser Aktion kann also durchaus als emanzipatorisch bezeichnet werden.
Allerdings sind an diese Inszenierung noch andere Konsequenzen geknüpft, die kritisch betrachtet werden sollen. Argumente dafür liefert zum Beispiel ein feministischer Strang, der Frauen ungern im Dienste militärischer also potentiell kriegerischer Politikbereiche zu Gange sieht. Nur um die Frage, ob es moralisch-ethisch oder auch feministisch zu vertreten ist, wenn emanzipierte Frauen zu Repräsentantinnen der Waffenlogik werden, soll es an dieser Stelle nicht gehen.
Beleuchtet werden soll vielmehr, welche Auswirkungen für Gleichbehandlungsfragen zu erwarten sind, wenn sich eine 37-jährige Frau in Ausübung ihres politischen Amtes verpflichtet fühlt, im siebten Monat ihrer Schwangerschaft unter enormen gesundheitlichen Risiken in ein Krisengebiet zu reisen.
Weg des Beweis-Führens
Was Carme Chacón hier tut, ist Beweis-Führen. Der Gesellschaft soll vor Augen geführt werden, dass Frauen auch schwanger leistungsfähig und risikobereit ihren Job erfüllen. Zweifellos gibt es in dieser Gleichheitsdimension noch einiges an Vorurteilen aus dem Weg zu räumen. Unhinterfragt bleibt dabei jedoch der gesellschaftliche Maßstab, der diese "Leistungsfähigkeit" und "Risikobereitschaft" überhaupt erst sichtbar und erforderlich macht: Es ist zum einen ein Maßstab, der von Männern geprägt wurde, einer Gruppe also, die bekanntermaßen nicht schwanger werden kann. Zum anderen setzt er die zunehmens entgrenzte Verausgabung von Menschen im Berufsleben voraus, die im Dienste eines fragwürdigen Leistungsbegriffs ohne Rücksicht auf die gesundheitlichen Kosten durchgesetzt wird. Trotzdem wird er von einer emanzipierten Frau selbst als Handlungsanleitung und Referenzpunkt herangezogen.
"Emanzipiert" ist Carme Chacón nach herkömmlichen und auch etablierten Kriterien allemal. Es wäre respekt- und darüberhinaus sinnlos, ihr diese Bezeichnung nicht zuzugestehen. Durch dieses Zugeständnis wird aber auch klar, dass "emanzipiert" nicht mehr das kritische Potential hat, welches ihr die zweite Frauenbewegung einst mitgegeben hat: Nämlich den Willen, die gesellschaftlichen Verpflichtungen um die Bedürfnisse der Menschen zu organisieren, anstatt wie bisher umgekehrt. Carme Chacón symbolisiert, dass sich diese Logik auch unter zunehmender Beteiligung von Frauen nicht gewandelt hat. (Ina Freudenschuß, dieStandard.at, 22.4.2008)
Frauen in der Forschung
Es gibt sie, die Pionierinnen. Seit Jahrhunderten forschen Frauen in der Welt der Naturwissenschaften. Nur wenige schafften es, ihre Leistung auch mit ihren Namen zu verbinden. Die frühen Naturwissenschaftlerinnen waren oft abhängig vom Wohlwollen des Vaters, Bruders oder Ehemanns.
"Amazonen sind auf geistigem Gebiet naturwidrig", erklärte Max Planck noch Anfang des 20. Jahrhunderts.
Von der Prophetin Hildegard von Bingen bis zur Physikerin Lise Meitner: 1.000 Jahre Frauen in Naturwissenschaften.
Aktuell: Ausstellung & Symposium "Frauen, die forschen"
25 Spitzenforscherinnen, porträtiert von Bettina Flitner
Symposium 5.-7.9.2008 | Ausstellung 5.9.-12.12.2008
im FrauenMediaTurm in Köln
"Amazonen sind auf geistigem Gebiet naturwidrig", erklärte Max Planck noch Anfang des 20. Jahrhunderts.
Von der Prophetin Hildegard von Bingen bis zur Physikerin Lise Meitner: 1.000 Jahre Frauen in Naturwissenschaften.
Aktuell: Ausstellung & Symposium "Frauen, die forschen"
25 Spitzenforscherinnen, porträtiert von Bettina Flitner
Symposium 5.-7.9.2008 | Ausstellung 5.9.-12.12.2008
im FrauenMediaTurm in Köln
Gloria Steinem: Sarah Palin - falsche Frau, falsche Botschaft
Warum die Nominierung der "Ms. Alaska" zur republikanischen Kandidatin für das Amt des US-Vizepräsidenten für die meisten Frauen kein Grund zur Begeisterung sein kann
Es gibt gute Neuigkeiten: Frauen sind mittlerweile politisch so mächtig, dass selbst die antifeministischen Rechten - also die StammwählerInnen der Republikaner - versuchen, die Geschlechterkluft mit einem "first ever" weiblichen Vizepräsidenten zu überbrücken. Wir verdanken das Frauen - und auch vielen Männern -, die einst das Wahlrecht erkämpft haben. Wir verdanken das Shirley Chisholm, die als Erste das "Nur für weiße Männer"-Schild am Weißen Haus abmontierte, und Hillary Rodham Clinton, die entgegen allen frauenfeindlichen Spötteleien bei den Vorwahlen 18 Millionen Stimmen gewann.
Sarah Palins Nominierung ist für die meisten Frauen, einschließlich eingefleischter Clinton-Anhängerinnen, kein Grund zur Begeisterung. Das Einzige, was Palin mit Hillary verbindet, ist ein Chromosom. Auch wenn ihre Rede noch so kämpferisch und gefinkelt angelegt war - sie konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter den Parteitagsdelegierten doppelt so viele Männer wie Frauen sind, der Präsidentschaftskandidat von den Rechten finanziert und gesteuert wird, und sein Programm das ganze Gegenteil jener Inhalte propagier, für die Hillary Clinton stand und Barack Obama nach wie vor steht. Und nur aus Protest McCain/Palin zu wählen ist so, als würde man sagen "Jemand hat meine Schuhe gestohlen, also amputiere ich meine Beine".
Mir geht es hier nicht um Palin-Bashing. Ich verteidige ihr Recht, Unrecht zu haben, selbst in den Fragen, die mir am meisten am Herzen liegen. Ich bedaure es, wenn Leute sagen, sie könne ihren Job nicht machen, weil ihre Kinder die Obsorge der Mutter brauchen - ganz besonders deswegen, weil sie das Gleiche nicht auch von einem Vater verlangen. Es verschafft mir auch kein angenehmes Gefühl, wenn ich sie mir im Rampenlicht der Innen- und Außenpolitik vorstelle, weil sie davon null Ahnung hat und ihr nur noch ein Monat bleibt, um die 37 Jahre Erfahrung von Senator Biden aufzuholen.
Ahnungslos, aber ehrlich
Palin hat aus ihrem Unwissen allerdings nie ein Hehl gemacht. Als man sie vergangenen Monat zum Amt der VizepräsidentIn befragte, sagte sie: "Ich kann darauf erst eine Antwort geben, wenn mir jemand einmal erklären würde: Was tut so ein Vize eigentlich den ganzen Tag?" Und auf die Frage nach ihrer Haltung zum Irak meinte sie: "Ich habe mich noch nicht wirklich eingehend mit dem Irakkrieg beschäftigt." Sie wurde vor allem deshalb zur Gouverneurin gewählt, weil der Amtsinhaber so unpopulär war, und die Sympathien der BewohnerInnen von Alaska verdankt sie in erster Linie dem Ölreichtum des Landes, der es ihr ermöglichte, jedem/jeder BürgerIn einen 1200-Dollar-Zuschuss zu gewähren. Jetzt wird sie in der McCain-Kampagne als Steuer-Senkerin bejubelt, obwohl es in ihrem Bundesstaat weder Einkommen- noch Mehrwertsteuer gibt. Vielleicht ist McCain auch schon so lange gegen jede Minderheitenförderung, dass er vergessen hat, worum es dabei geht: mehr Menschen einen höheren Standard zu ermöglichen, nicht weniger. Oder er gefällt sich in der Haltung der Bush-Administration, dass es bei der Postenvergabe - siehe Justizministerium - nicht auf die Kompetenz eines/einer Kandidaten/Kandidatin ankommt, sondern primär auf seine Einstellung zu "God, guns and gays".
Machen wir uns jedenfalls nichts vor: Der Übeltäter ist John McCain. Mag sein, dass er sich für Palin im Glauben entschieden hat, Frauen könnten nicht zwischen Form und Inhalt unterscheiden, das Hauptmotiv aber war zweifellos, die Ideologien der Rechten zu bedienen - all jener also, die Abtreibungsbefürworter/innen von vornherein ablehnen. Wäre es nicht so, hätte er ja eine Frau nehmen können, die weiß, was ein Vize tut und sich über den Irak Gedanken gemacht hat. Jemanden wie etwa die texanische Senatorin Kay Bailey Hutchison oder Olympia Snowe aus Maine. McCain hätte so wenigstens einen kleinen Schritt von den Patriarchen des rechten Flügels abrücken können, die bestimmen, was er zu tun oder zu lassen hat - bis hin zur Ablehnung des gesetzlichen Verbots von Gewalt gegen Frauen.
Worin Palins Wert für diese Herren besteht, ist klar: Sie ist so gut wie gegen alles, das von Frauen mehrheitlich unterstützt wird. Sie glaubt an die Notwendigkeit des Kreationismus-Unterrichts, nicht aber an die Klima-Erwärmung. Sie ist gegen Waffenkontrolle aber für den staatlichen Zugriff auf den Mutterleib.
Ich zweifle nicht an Palins Ernsthaftigkeit. Als lebenslanges Mitglied der National Rifle Association unterstützt sie nicht nur den Abschuss von Wölfen vom Helikopter aus, sondern praktiziert es selbst. Sie redet nicht nur über den Ausbau fossiler Brennstoffe, sondern lässt ein Kohlekraftwerk in ihrem eigenen Heimatdorf errichten. Sie plappert nicht nur McCains Appelle zur Kriminalisierung der Abtreibung nach, sondern sagt: Würde eine ihrer Töchter durch Vergewaltigung schwanger werden, sollte sie das Kind austragen.
Als unverbesserliche Optimistin glaube ich trotzdem, dass beide Parteien von dieser Wahl langfristig profitieren könnten: RepublikanerInnen könnten lernen, dass man nicht gleichzeitig bei rechten Patriarchen und Frauen punkten kann. Eine Niederlage im November könnte die zentristische Mehrheit der Reps dazu motivieren, die Parteiführung zurückzuerobern.
Und Amerikas Frauen, die unter nichts so sehr leiden wie unter der Doppelbelastung durch zwei Fulltime-Jobs, hätten endlich die bundesweite Unterstützung eines männlichen Führungsteams, dem bewusst ist, dass die Gleichstellung der Frauen außer Haus nur auf der Basis einer Gleichstellung im Haus funktionieren kann. Obamas und Bidens Wahlkampf gründet auf der Überzeugung, dass Männer willens sein sollten und auch willens sind, sich daheim um ihre Kinder zu kümmern. Ihre Zahl dürfte nicht gering sein ...
(Gloria Steinem, DER STANDARD, Print, 6./7.9.2008) ©"Washington Post": Übersetzung: M. Jäger
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Zur Person:
Gloria Steinem, Jg. 1934, Galionsfigur und Vorkämpferin der amerikanischen Frauenbewegung, hat sich im US-Vorwahlkampf für Hillary Clinton engagiert und unterstützt nun Barack Obama.
Es gibt gute Neuigkeiten: Frauen sind mittlerweile politisch so mächtig, dass selbst die antifeministischen Rechten - also die StammwählerInnen der Republikaner - versuchen, die Geschlechterkluft mit einem "first ever" weiblichen Vizepräsidenten zu überbrücken. Wir verdanken das Frauen - und auch vielen Männern -, die einst das Wahlrecht erkämpft haben. Wir verdanken das Shirley Chisholm, die als Erste das "Nur für weiße Männer"-Schild am Weißen Haus abmontierte, und Hillary Rodham Clinton, die entgegen allen frauenfeindlichen Spötteleien bei den Vorwahlen 18 Millionen Stimmen gewann.
Sarah Palins Nominierung ist für die meisten Frauen, einschließlich eingefleischter Clinton-Anhängerinnen, kein Grund zur Begeisterung. Das Einzige, was Palin mit Hillary verbindet, ist ein Chromosom. Auch wenn ihre Rede noch so kämpferisch und gefinkelt angelegt war - sie konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter den Parteitagsdelegierten doppelt so viele Männer wie Frauen sind, der Präsidentschaftskandidat von den Rechten finanziert und gesteuert wird, und sein Programm das ganze Gegenteil jener Inhalte propagier, für die Hillary Clinton stand und Barack Obama nach wie vor steht. Und nur aus Protest McCain/Palin zu wählen ist so, als würde man sagen "Jemand hat meine Schuhe gestohlen, also amputiere ich meine Beine".
Mir geht es hier nicht um Palin-Bashing. Ich verteidige ihr Recht, Unrecht zu haben, selbst in den Fragen, die mir am meisten am Herzen liegen. Ich bedaure es, wenn Leute sagen, sie könne ihren Job nicht machen, weil ihre Kinder die Obsorge der Mutter brauchen - ganz besonders deswegen, weil sie das Gleiche nicht auch von einem Vater verlangen. Es verschafft mir auch kein angenehmes Gefühl, wenn ich sie mir im Rampenlicht der Innen- und Außenpolitik vorstelle, weil sie davon null Ahnung hat und ihr nur noch ein Monat bleibt, um die 37 Jahre Erfahrung von Senator Biden aufzuholen.
Ahnungslos, aber ehrlich
Palin hat aus ihrem Unwissen allerdings nie ein Hehl gemacht. Als man sie vergangenen Monat zum Amt der VizepräsidentIn befragte, sagte sie: "Ich kann darauf erst eine Antwort geben, wenn mir jemand einmal erklären würde: Was tut so ein Vize eigentlich den ganzen Tag?" Und auf die Frage nach ihrer Haltung zum Irak meinte sie: "Ich habe mich noch nicht wirklich eingehend mit dem Irakkrieg beschäftigt." Sie wurde vor allem deshalb zur Gouverneurin gewählt, weil der Amtsinhaber so unpopulär war, und die Sympathien der BewohnerInnen von Alaska verdankt sie in erster Linie dem Ölreichtum des Landes, der es ihr ermöglichte, jedem/jeder BürgerIn einen 1200-Dollar-Zuschuss zu gewähren. Jetzt wird sie in der McCain-Kampagne als Steuer-Senkerin bejubelt, obwohl es in ihrem Bundesstaat weder Einkommen- noch Mehrwertsteuer gibt. Vielleicht ist McCain auch schon so lange gegen jede Minderheitenförderung, dass er vergessen hat, worum es dabei geht: mehr Menschen einen höheren Standard zu ermöglichen, nicht weniger. Oder er gefällt sich in der Haltung der Bush-Administration, dass es bei der Postenvergabe - siehe Justizministerium - nicht auf die Kompetenz eines/einer Kandidaten/Kandidatin ankommt, sondern primär auf seine Einstellung zu "God, guns and gays".
Machen wir uns jedenfalls nichts vor: Der Übeltäter ist John McCain. Mag sein, dass er sich für Palin im Glauben entschieden hat, Frauen könnten nicht zwischen Form und Inhalt unterscheiden, das Hauptmotiv aber war zweifellos, die Ideologien der Rechten zu bedienen - all jener also, die Abtreibungsbefürworter/innen von vornherein ablehnen. Wäre es nicht so, hätte er ja eine Frau nehmen können, die weiß, was ein Vize tut und sich über den Irak Gedanken gemacht hat. Jemanden wie etwa die texanische Senatorin Kay Bailey Hutchison oder Olympia Snowe aus Maine. McCain hätte so wenigstens einen kleinen Schritt von den Patriarchen des rechten Flügels abrücken können, die bestimmen, was er zu tun oder zu lassen hat - bis hin zur Ablehnung des gesetzlichen Verbots von Gewalt gegen Frauen.
Worin Palins Wert für diese Herren besteht, ist klar: Sie ist so gut wie gegen alles, das von Frauen mehrheitlich unterstützt wird. Sie glaubt an die Notwendigkeit des Kreationismus-Unterrichts, nicht aber an die Klima-Erwärmung. Sie ist gegen Waffenkontrolle aber für den staatlichen Zugriff auf den Mutterleib.
Ich zweifle nicht an Palins Ernsthaftigkeit. Als lebenslanges Mitglied der National Rifle Association unterstützt sie nicht nur den Abschuss von Wölfen vom Helikopter aus, sondern praktiziert es selbst. Sie redet nicht nur über den Ausbau fossiler Brennstoffe, sondern lässt ein Kohlekraftwerk in ihrem eigenen Heimatdorf errichten. Sie plappert nicht nur McCains Appelle zur Kriminalisierung der Abtreibung nach, sondern sagt: Würde eine ihrer Töchter durch Vergewaltigung schwanger werden, sollte sie das Kind austragen.
Als unverbesserliche Optimistin glaube ich trotzdem, dass beide Parteien von dieser Wahl langfristig profitieren könnten: RepublikanerInnen könnten lernen, dass man nicht gleichzeitig bei rechten Patriarchen und Frauen punkten kann. Eine Niederlage im November könnte die zentristische Mehrheit der Reps dazu motivieren, die Parteiführung zurückzuerobern.
Und Amerikas Frauen, die unter nichts so sehr leiden wie unter der Doppelbelastung durch zwei Fulltime-Jobs, hätten endlich die bundesweite Unterstützung eines männlichen Führungsteams, dem bewusst ist, dass die Gleichstellung der Frauen außer Haus nur auf der Basis einer Gleichstellung im Haus funktionieren kann. Obamas und Bidens Wahlkampf gründet auf der Überzeugung, dass Männer willens sein sollten und auch willens sind, sich daheim um ihre Kinder zu kümmern. Ihre Zahl dürfte nicht gering sein ...
(Gloria Steinem, DER STANDARD, Print, 6./7.9.2008) ©"Washington Post": Übersetzung: M. Jäger
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Zur Person:
Gloria Steinem, Jg. 1934, Galionsfigur und Vorkämpferin der amerikanischen Frauenbewegung, hat sich im US-Vorwahlkampf für Hillary Clinton engagiert und unterstützt nun Barack Obama.
Feministische Argumente für Sarah Palin
Tammy Bruce ist Pro-Abtreibungs-Feministin - und verachtet die Demokraten wegen ihres "unerträglichen Sexismus" - Kommentar der anderen
Die Kandidatur der Gouverneurin von Alaska aus der Sicht einer Frauenrechtlerin, die den Schwangerschaftsabbruch befürwortet – und die Demokraten wegen ihres "unerträglichen Sexismus" verachtet. Aus DieStandard.at
******
Angesichts des unverhohlenen Sexismus, der Hillary in den Vorwahlen entgegenschlug, war ich als Pro-Abtreibungs-Feministin nicht die einzige, die die Nachricht von der Nominierung Sarah Palins als republikanische Kandidatin für das Amt des US-Vizepräsidenten begeistert hat. Auf republikanischer Seite überbrückt sie das "Enthusiasmus-Gefälle" zwischen Konservativen und Unabhängigen; was sie Demokraten zu bieten hat, ist aber noch attraktiver: die Chance, eine Frau zu wählen, die für sich selbst steht und für eine Partei, mit deren Postionen wir zwar nicht in allen Fragen übereinstimmen, die die Frauen aber zumindest soweit respektiert, dass sie sie ernst nehmen.
Egal ob wir nun ein R, D oder I (für unabhängig) hinter unserem Namen tragen, gemeinsam ist uns allen eine Lebenserfahrung, die sich von jener der Männer unterscheidet und die bei jeder Wahl, die wir treffen, und bei jeder Entscheidung, vor der wir stehen, zum Tragen kommt. Eine Frau im Weißen Haus zu haben, macht deutlich, wessen Stunde geschlagen hat. Ungeachtet der Tatsache, dass einige demokratische Parteiführer anders entschieden haben. Aber nach der Palin-Nominierung begreifen sie vielleicht, dass es auf sie nicht mehr ankommt.
Insbesondere für Clinton-Wählerinnen ist Palins Nominierung ein politischer Weckruf, mit dem sie nie gerechnet haben. Nachdem sie mitansehen mussten, wie ihre Kandidatin und deren Prinzipien von genau den Leuten verraten wurden, die sich als Bannerträger für Gleichstellung und Fairness gerieren, schauen sie nun auf die andere Seite der Straße und sehen dort eine Frau, die all das verkörpert, für das die Frauenbewegung seit jeher gestanden ist: Frauen können eine Familie haben und Karriere machen. Wir können unser Leben so gestalten, wie wir wollen. Für die einen mag das bedeuten, Elche zu jagen, für andere einen Film zu drehen oder eine Laufbahn als Lehrerin einzuschlagen. Wie unterschiedlich unsere Neigungen auch sein mögen, wir werden uns für das System entscheiden, das uns ermöglicht, jeweils die für uns beste Wahl zu treffen. So einfach ist das.
Die Grabenkämpfe um die Clinton-Kandidatur während der Vorwahlen haben einmal mehr deutlich gemacht, wie frauenfeindlich diese Partei geworden ist. Die Medien haben die Angriffe lanciert, die Obama-Kamapagne hat sie fortgesetzt. Wegbereiterin Geraldine Ferraro, die (in den 80er Jahren) als erste Demokratin für das Amt des Vizepräsidenten kandidierte, war so empört über die Attacken, dass sie Obama einen "abscheulichen Sexisten" nannte und Parteichef Howard Dean für sein auffallendes Schweigen zu den sexistischen Angriffen offen kritisierte.
Mit Besorgnis registrierten Feministinnen etwa, als Obama, von anderen kleineren Sticheleien abgesehen, einmal sagte: "Ich verstehe, das Sen. Clinton regelmäßig, wenn es ihr schlecht geht, Attacken reitet, um ihre Anziehungskraft aufzupolieren." Und der demokratische Delegierte Steve Cohen verglich Hillary in einem TV-Interview mit einer Filmfigur (Glenn Close in "Fatal Attraction"), die aus verschmähter Liebe zum Stalker wird. Derartige Verhaltensweisen und andere Untergriffe - wie Obamas jüngste "Lipstick"-Schweinerei – sind typisch für die demokratische Führungsriege und vermittelten der Basis und den Medien die Botschaft, dass "Freunde vor Schlampen" kommen, um ein populäres Obama-Fan-T-Shirt zu zitieren.
Diese chauvinistische Attitude wurde von der herablassenden Haltung am Parteitag der Demokraten fast noch übertroffen. Die Obama-Getreuen machten deutlich, dass Super-Special-Frauen-Nacht wohl genügen müsste, die glühende Unterstützung für die Frau in den Griff zu kriegen, die ihren Kontrahenten bei den WählerInnenstimmen fast eingeholt und bei den Delegierten hart auf den Fersen war. Es gab jede Menge Appelle und Lippenbekenntnisse für Frauenrechte, und Abende lang wurden Geschichten ausgebreitet über Frauen, die man um ihre Träume betrogen oder denen man die Beförderung verweigert hatte, nur weil sie Frauen waren. Clintons "18 Millionen Risse in der gläsernen Decke", wurden zwar immer wieder erwähnt, man wuderte sich nur zunehmend, wie viele Sprünge es denn noch braucht, um die Decke endlich einzureißen.
Sehr bald nach der republikanischen Ankündigung für Palin, fragten sich ExpertInnen auf beiden Seiten, ob nun wohl die Clinton-UnterstützerInnen – insbesondere Abtreibungsbefürworterinnen und Schwule, auf das Palin-Ticket umsteigen würden. Die Antwort lautet: keine Frage. Die demokratische Partei hat sich von einer Frauenförderungs- in eine Frauen-Entrechtungsfraktion verwandelt. Und aus diesem Grund ist Sarah Palin auch eine ernste Bedrohung für die die gängige linke Behauptung der kulturellen und sozialen Überlegenheit. Warum? Weil sowohl Frauen wie Männer plötzlich überlegen, republikanisch zu wählen, denen das davor nie eingefallen wäre.
Palins Kandidatur bringt sowohl symbolisch als auch realiter eine Wende für den Feminismus. Die simple Möglichkeit, Dinge plötzlich nicht mehr nur in dem linken Raster zu sehen, der über Generationen für sich in Anspruch nahm, dass man nur Linken in wichtigen Frauenfragen vertrauen könne, ist eine Art politischer Atomexplosion. Dass Frauen plötzlich bereit sind, nach rechts zu schauen, wird nicht nur diese Wahlpolitik verändern sondern immer mehr Fauen in Lichtgeschwindigkeit in Machtpositionen bringen.
Es sollte niemenden überraschen, dass die Antwort der Demokraten auf Palins- Nominierung darin bestand, sofort die linke Trumpf-Karte zu spielen, die Demokrtaten bei der Stange hält - die Abtreibungs-Karte, indem die Partei besorgten Feministinnen täglich erkärt, dass die Gegenseite den Mutterleib in Beschlag nehmen möchte. Und das kommt ausgerechnet von einer Partei, die der Welt eben vor Augen geführt hat, das Menschen mit Eierstöcken für sie nicht zählen. Ja, sowohl Palin als auch McCain sind gegen Abtreibung, aber keiner von beiden hat diese Überzeugung je zum Leitmotiv ihrer Politik gemach . Menschen werden Politiker, weil sie ein Anliegen haben. Das Anliegen von McCain heißt Reform. In ihrer Amtszeit als Gouverneur war Palins nicht darauf fokussiert, Schwulen auf die Zehen zu treten sondern korrupten Beamten, und auch nicht darauf, den Schwangershaftsabbruch zu illegalisieren sondern die Verschwendung öffentlicher Gelder.
Und noch eins: Am Tag der Bekanntgabe ihrer Nominierung dankte Palin Clinton und Ferraro, dafür, dass sie eine Wegbereiterin war. Tags darauf reagierte Ferraro entsetzt auf diesen Kommentar. Ist doch seltsam: Keiner ihrer Genossen hat ihr seit ihrer historsichen Kandidatur vor 24 Jahren gedankt. Ferrero hat es seither abgelehnt, bekannzugeben, wen sie wählt. Nun sehen auch viele andere, dass es in der Tat eine Frau braucht – und die wird eine Republikanerin namens Sarah Palin sein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.9. 2008)
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ZUR PERSON
Tammy Bruce, Buchautorin und Rundfunkjournaliistin, war Präsidentin der National Organisation für Women und zeitlebens als Wählerin der Demokraten registriert – bis Februar 2008 ...
Die Kandidatur der Gouverneurin von Alaska aus der Sicht einer Frauenrechtlerin, die den Schwangerschaftsabbruch befürwortet – und die Demokraten wegen ihres "unerträglichen Sexismus" verachtet. Aus DieStandard.at
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Angesichts des unverhohlenen Sexismus, der Hillary in den Vorwahlen entgegenschlug, war ich als Pro-Abtreibungs-Feministin nicht die einzige, die die Nachricht von der Nominierung Sarah Palins als republikanische Kandidatin für das Amt des US-Vizepräsidenten begeistert hat. Auf republikanischer Seite überbrückt sie das "Enthusiasmus-Gefälle" zwischen Konservativen und Unabhängigen; was sie Demokraten zu bieten hat, ist aber noch attraktiver: die Chance, eine Frau zu wählen, die für sich selbst steht und für eine Partei, mit deren Postionen wir zwar nicht in allen Fragen übereinstimmen, die die Frauen aber zumindest soweit respektiert, dass sie sie ernst nehmen.
Egal ob wir nun ein R, D oder I (für unabhängig) hinter unserem Namen tragen, gemeinsam ist uns allen eine Lebenserfahrung, die sich von jener der Männer unterscheidet und die bei jeder Wahl, die wir treffen, und bei jeder Entscheidung, vor der wir stehen, zum Tragen kommt. Eine Frau im Weißen Haus zu haben, macht deutlich, wessen Stunde geschlagen hat. Ungeachtet der Tatsache, dass einige demokratische Parteiführer anders entschieden haben. Aber nach der Palin-Nominierung begreifen sie vielleicht, dass es auf sie nicht mehr ankommt.
Insbesondere für Clinton-Wählerinnen ist Palins Nominierung ein politischer Weckruf, mit dem sie nie gerechnet haben. Nachdem sie mitansehen mussten, wie ihre Kandidatin und deren Prinzipien von genau den Leuten verraten wurden, die sich als Bannerträger für Gleichstellung und Fairness gerieren, schauen sie nun auf die andere Seite der Straße und sehen dort eine Frau, die all das verkörpert, für das die Frauenbewegung seit jeher gestanden ist: Frauen können eine Familie haben und Karriere machen. Wir können unser Leben so gestalten, wie wir wollen. Für die einen mag das bedeuten, Elche zu jagen, für andere einen Film zu drehen oder eine Laufbahn als Lehrerin einzuschlagen. Wie unterschiedlich unsere Neigungen auch sein mögen, wir werden uns für das System entscheiden, das uns ermöglicht, jeweils die für uns beste Wahl zu treffen. So einfach ist das.
Die Grabenkämpfe um die Clinton-Kandidatur während der Vorwahlen haben einmal mehr deutlich gemacht, wie frauenfeindlich diese Partei geworden ist. Die Medien haben die Angriffe lanciert, die Obama-Kamapagne hat sie fortgesetzt. Wegbereiterin Geraldine Ferraro, die (in den 80er Jahren) als erste Demokratin für das Amt des Vizepräsidenten kandidierte, war so empört über die Attacken, dass sie Obama einen "abscheulichen Sexisten" nannte und Parteichef Howard Dean für sein auffallendes Schweigen zu den sexistischen Angriffen offen kritisierte.
Mit Besorgnis registrierten Feministinnen etwa, als Obama, von anderen kleineren Sticheleien abgesehen, einmal sagte: "Ich verstehe, das Sen. Clinton regelmäßig, wenn es ihr schlecht geht, Attacken reitet, um ihre Anziehungskraft aufzupolieren." Und der demokratische Delegierte Steve Cohen verglich Hillary in einem TV-Interview mit einer Filmfigur (Glenn Close in "Fatal Attraction"), die aus verschmähter Liebe zum Stalker wird. Derartige Verhaltensweisen und andere Untergriffe - wie Obamas jüngste "Lipstick"-Schweinerei – sind typisch für die demokratische Führungsriege und vermittelten der Basis und den Medien die Botschaft, dass "Freunde vor Schlampen" kommen, um ein populäres Obama-Fan-T-Shirt zu zitieren.
Diese chauvinistische Attitude wurde von der herablassenden Haltung am Parteitag der Demokraten fast noch übertroffen. Die Obama-Getreuen machten deutlich, dass Super-Special-Frauen-Nacht wohl genügen müsste, die glühende Unterstützung für die Frau in den Griff zu kriegen, die ihren Kontrahenten bei den WählerInnenstimmen fast eingeholt und bei den Delegierten hart auf den Fersen war. Es gab jede Menge Appelle und Lippenbekenntnisse für Frauenrechte, und Abende lang wurden Geschichten ausgebreitet über Frauen, die man um ihre Träume betrogen oder denen man die Beförderung verweigert hatte, nur weil sie Frauen waren. Clintons "18 Millionen Risse in der gläsernen Decke", wurden zwar immer wieder erwähnt, man wuderte sich nur zunehmend, wie viele Sprünge es denn noch braucht, um die Decke endlich einzureißen.
Sehr bald nach der republikanischen Ankündigung für Palin, fragten sich ExpertInnen auf beiden Seiten, ob nun wohl die Clinton-UnterstützerInnen – insbesondere Abtreibungsbefürworterinnen und Schwule, auf das Palin-Ticket umsteigen würden. Die Antwort lautet: keine Frage. Die demokratische Partei hat sich von einer Frauenförderungs- in eine Frauen-Entrechtungsfraktion verwandelt. Und aus diesem Grund ist Sarah Palin auch eine ernste Bedrohung für die die gängige linke Behauptung der kulturellen und sozialen Überlegenheit. Warum? Weil sowohl Frauen wie Männer plötzlich überlegen, republikanisch zu wählen, denen das davor nie eingefallen wäre.
Palins Kandidatur bringt sowohl symbolisch als auch realiter eine Wende für den Feminismus. Die simple Möglichkeit, Dinge plötzlich nicht mehr nur in dem linken Raster zu sehen, der über Generationen für sich in Anspruch nahm, dass man nur Linken in wichtigen Frauenfragen vertrauen könne, ist eine Art politischer Atomexplosion. Dass Frauen plötzlich bereit sind, nach rechts zu schauen, wird nicht nur diese Wahlpolitik verändern sondern immer mehr Fauen in Lichtgeschwindigkeit in Machtpositionen bringen.
Es sollte niemenden überraschen, dass die Antwort der Demokraten auf Palins- Nominierung darin bestand, sofort die linke Trumpf-Karte zu spielen, die Demokrtaten bei der Stange hält - die Abtreibungs-Karte, indem die Partei besorgten Feministinnen täglich erkärt, dass die Gegenseite den Mutterleib in Beschlag nehmen möchte. Und das kommt ausgerechnet von einer Partei, die der Welt eben vor Augen geführt hat, das Menschen mit Eierstöcken für sie nicht zählen. Ja, sowohl Palin als auch McCain sind gegen Abtreibung, aber keiner von beiden hat diese Überzeugung je zum Leitmotiv ihrer Politik gemach . Menschen werden Politiker, weil sie ein Anliegen haben. Das Anliegen von McCain heißt Reform. In ihrer Amtszeit als Gouverneur war Palins nicht darauf fokussiert, Schwulen auf die Zehen zu treten sondern korrupten Beamten, und auch nicht darauf, den Schwangershaftsabbruch zu illegalisieren sondern die Verschwendung öffentlicher Gelder.
Und noch eins: Am Tag der Bekanntgabe ihrer Nominierung dankte Palin Clinton und Ferraro, dafür, dass sie eine Wegbereiterin war. Tags darauf reagierte Ferraro entsetzt auf diesen Kommentar. Ist doch seltsam: Keiner ihrer Genossen hat ihr seit ihrer historsichen Kandidatur vor 24 Jahren gedankt. Ferrero hat es seither abgelehnt, bekannzugeben, wen sie wählt. Nun sehen auch viele andere, dass es in der Tat eine Frau braucht – und die wird eine Republikanerin namens Sarah Palin sein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.9. 2008)
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ZUR PERSON
Tammy Bruce, Buchautorin und Rundfunkjournaliistin, war Präsidentin der National Organisation für Women und zeitlebens als Wählerin der Demokraten registriert – bis Februar 2008 ...
Mittwoch, 10. September 2008
Veranstaltungstipp
Mittwoch, 17. September 2008, 19:00 Uhr
Podiumsdiskussion: Die Tomate fliegt noch immer. Die 68er und die Frauenbewegung
Die Gleichstellung von Frauen scheint zumindest rechtlich erreicht, die Frauenforschung und Gender Studies haben sich in den Universitäten etabliert. Können wir uns überhaupt noch vorstellen, wie es damals losging mit der Frauenbewegung? Damals konnte eine Ehefrau nur mit Genehmigung ihres Mannes berufstätig sein, die Familienentwürfe wurden von den Männern im Haus bestimmt! Dagegen sind die Frauen im Zuge der StudentInnenbewegung auf die Barrikaden gegangen. Doch sind die Forderungen von damals im Mainstream angekommen, ist die Emanzipation wirklich erreicht? Die Podiumsdiskussion will diese Frage aufnehmen und auch einen Blick zurück werfen, moderieren wird Tissy Bruns vom Tagesspiegel Berlin. Die Zeitzeuginnen Helke Sander und die ehemalige Frauenministerin Renate Schmidt, die Autorin Ute Kätzel und die Forscherin Petra Haustein sitzen mit auf dem Podium.
Veranstaltungsort:Märkisches Museum - Stadtmuseum Berlin
Am Köllnischen Park 5
10179 Berlin
Fon: 030 – 240 02 162
Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 2 Euro
www.stadtmuseum.de
Podiumsdiskussion: Die Tomate fliegt noch immer. Die 68er und die Frauenbewegung
Die Gleichstellung von Frauen scheint zumindest rechtlich erreicht, die Frauenforschung und Gender Studies haben sich in den Universitäten etabliert. Können wir uns überhaupt noch vorstellen, wie es damals losging mit der Frauenbewegung? Damals konnte eine Ehefrau nur mit Genehmigung ihres Mannes berufstätig sein, die Familienentwürfe wurden von den Männern im Haus bestimmt! Dagegen sind die Frauen im Zuge der StudentInnenbewegung auf die Barrikaden gegangen. Doch sind die Forderungen von damals im Mainstream angekommen, ist die Emanzipation wirklich erreicht? Die Podiumsdiskussion will diese Frage aufnehmen und auch einen Blick zurück werfen, moderieren wird Tissy Bruns vom Tagesspiegel Berlin. Die Zeitzeuginnen Helke Sander und die ehemalige Frauenministerin Renate Schmidt, die Autorin Ute Kätzel und die Forscherin Petra Haustein sitzen mit auf dem Podium.
Veranstaltungsort:Märkisches Museum - Stadtmuseum Berlin
Am Köllnischen Park 5
10179 Berlin
Fon: 030 – 240 02 162
Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 2 Euro
www.stadtmuseum.de
Ausschreibung für Programm zur Professionalisierung für Künstlerinnen
Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt art IT vergibt noch bis zum 15. September 2008 Plätze für den neuen Kurs 2009, bei dem berufsrelevante Kenntnisse für Künstlerinnen vermittelt werden
Angeboten wird das Professionalisierungsprogramm vom 1989 gegründeten Goldrausch Künstlerinnenprojekt, welches heute die Kunstwissenschaftlerinnen Birgit Effinger und Hannah Kruse verantworten. Es wendet sich an Künstlerinnen, die nach ersten Ausstellungen oder in einer neuen Arbeitsphase individuelle Lösungen auf folgende Fragen suchen: Wie bringe ich meine Arbeit in die Öffentlichkeit? Wie gestalte ich eine Website? Wie organisiere ich meine selbständige Künstlerinnentätigkeit?
Vermittelt werden spezifische Kenntnisse aus dem kommunikativen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Bereich, parallel dazu werden Gespräche mit Gästen aus der Kunstszene angeboten. Neben Workshops und Präsentationen soll die Erstellung einer individuellen Website, eines Katalogs, und einer gemeinsamen Ausstellung realisiert werden. In den vergangenen zwanzig Jahren hat das Projekt an die dreihundert Künstlerinnen zu vermehrtem Wissen, stärkerem Selbstbewusstsein und besseren Kontakten verholfen.
Teilnahmevoraussetzungen und Bewerbungsunterlagen:
Für den Kurs 2009 können sich Künstlerinnen jeden Alters mit Wohnsitz Berlin bewerben. Teilnahmevoraussetzung ist eine abgeschlossene Hochschul-/Akademieausbildung als Bildende Künstlerin oder vergleichbare Kenntnisse, sowie erste Berufserfahrungen. Der Kurs dauert von Januar bis Dezember 2009 und findet Mittwoch und Donnerstag jeweils von 10:00 -14:00 Uhr und Freitag 10:00-17:00 Uhr statt.
Der Bewerbung sind beizufügen:
Dokumentation der künstlerischen Arbeit in Form einer Mappe (Portfolio)Knappe Darstellung der Gründe für die gewünschte Teilnahme
Lebenslauf/CV mit Ausbildungsweg und Auflistung der Ausstellungen, Projekte und Stipendien
Kurzes Statement zur eigenen Arbeit
Kataloge (falls vorhanden), CD, DVD, VHS nur als eigenständige künstlerische Arbeiten
Als ReferentInnen in den Workshops treten ExpertInnen der Kunstöffentlichkeit auf. Durchgeführt wird das Projekt unter der Trägerschaft des Goldrausch Frauennetzwerk e.V., und mit Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen und des Europäischen Sozialfonds finanziert.
Schriftliche Bewerbungen senden Sie bitte bis zum 15. September an:
goldrausch künstlerinnenprojekt art IT
Händelallee 1
10557 Berlin
Fon: 030 – 39 06 38 63
info@goldrausch-kuenstlerinnen.de
Weitere Infos zu den Bewerbungsunterlagen finden und erhalten Sie unter:
www.goldrausch-kuenstlerinnen.de
Angeboten wird das Professionalisierungsprogramm vom 1989 gegründeten Goldrausch Künstlerinnenprojekt, welches heute die Kunstwissenschaftlerinnen Birgit Effinger und Hannah Kruse verantworten. Es wendet sich an Künstlerinnen, die nach ersten Ausstellungen oder in einer neuen Arbeitsphase individuelle Lösungen auf folgende Fragen suchen: Wie bringe ich meine Arbeit in die Öffentlichkeit? Wie gestalte ich eine Website? Wie organisiere ich meine selbständige Künstlerinnentätigkeit?
Vermittelt werden spezifische Kenntnisse aus dem kommunikativen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Bereich, parallel dazu werden Gespräche mit Gästen aus der Kunstszene angeboten. Neben Workshops und Präsentationen soll die Erstellung einer individuellen Website, eines Katalogs, und einer gemeinsamen Ausstellung realisiert werden. In den vergangenen zwanzig Jahren hat das Projekt an die dreihundert Künstlerinnen zu vermehrtem Wissen, stärkerem Selbstbewusstsein und besseren Kontakten verholfen.
Teilnahmevoraussetzungen und Bewerbungsunterlagen:
Für den Kurs 2009 können sich Künstlerinnen jeden Alters mit Wohnsitz Berlin bewerben. Teilnahmevoraussetzung ist eine abgeschlossene Hochschul-/Akademieausbildung als Bildende Künstlerin oder vergleichbare Kenntnisse, sowie erste Berufserfahrungen. Der Kurs dauert von Januar bis Dezember 2009 und findet Mittwoch und Donnerstag jeweils von 10:00 -14:00 Uhr und Freitag 10:00-17:00 Uhr statt.
Der Bewerbung sind beizufügen:
Dokumentation der künstlerischen Arbeit in Form einer Mappe (Portfolio)Knappe Darstellung der Gründe für die gewünschte Teilnahme
Lebenslauf/CV mit Ausbildungsweg und Auflistung der Ausstellungen, Projekte und Stipendien
Kurzes Statement zur eigenen Arbeit
Kataloge (falls vorhanden), CD, DVD, VHS nur als eigenständige künstlerische Arbeiten
Als ReferentInnen in den Workshops treten ExpertInnen der Kunstöffentlichkeit auf. Durchgeführt wird das Projekt unter der Trägerschaft des Goldrausch Frauennetzwerk e.V., und mit Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen und des Europäischen Sozialfonds finanziert.
Schriftliche Bewerbungen senden Sie bitte bis zum 15. September an:
goldrausch künstlerinnenprojekt art IT
Händelallee 1
10557 Berlin
Fon: 030 – 39 06 38 63
info@goldrausch-kuenstlerinnen.de
Weitere Infos zu den Bewerbungsunterlagen finden und erhalten Sie unter:
www.goldrausch-kuenstlerinnen.de
Ausschreibung Louise -Schroeder.Medaille
Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen für die Louise-Schroeder-Medaille 2009
Franziska Nixdorf
Berlins BürgerInnen sollen zur Tat schreiten! Bis zum 24.10.2008 haben Sie die Chance, Vorschläge für Persönlichkeiten oder Institutionen für die Louise-Schroeder-Medaille 2009 abzugeben, die sich...
... in herausragendem Maße sozial und politisch engagiert haben.
Louise Schroeder, die zwischen 1947 und 1948 als Oberbürgermeisterin Berlins tätig war und als Parlamentarierin galt, erwarb große Verdienste um die Hauptstadt. Aufgrund ihres Engagements trug sie zur Linderung der Not nach dem Zweiten Weltkrieg bei und setzte sich für die Gleichberechtigung von Frau und Mann ein. Ihr politisches Handeln war insbesondere durch eine überparteiliche Zusammenarbeit gekennzeichnet.
Seit 1998 wird die Louise-Schroeder-Medaille jährlich an eine Persönlichkeit oder Institution vergeben, "die dem politischen und persönlichen Vermächtnis von Louise Schroeder in hervorragender Weise Rechnung trägt und sich in besonderer Weise Verdienste um Demokratie, Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Gleichstellung von Frauen und Männern erworben hat".
Das Kuratorium "Louise-Schroeder-Medaille", das für die Entscheidung über den Gewinner verantwortlich ist, setzt sich sowohl aus ParlamentarierInnen als auch aus einer Mehrheit von Nicht-ParlamentarierInnen zusammen. Sie werden von den Fraktionen des Abgeordnetenhauses benannt.
Verliehen wird die Medaille durch den Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses am 2. April 2009, dem Geburtstag der 1957 in Berlin verstorbenen Louise Schroeder.
Vorschläge für die Louise-Schroeder-Medaille 2009 mit einer aussagekräftigen Begründung und einer Biografie bzw. Beschreibung der Person/Institution bis zum 24.10.2008 an:
Abgeordnetenhaus von Berlin
Kuratorium "Louise-Schroeder-Medaille"
Niederkirchnerstraße 5
10117 Berlin-Mitte
Weitere Informationen zur Medaille und den bisherigen PreisträgerInnen finden Sie unter:
www.parlament-berlin.de.
Franziska Nixdorf
Berlins BürgerInnen sollen zur Tat schreiten! Bis zum 24.10.2008 haben Sie die Chance, Vorschläge für Persönlichkeiten oder Institutionen für die Louise-Schroeder-Medaille 2009 abzugeben, die sich...
... in herausragendem Maße sozial und politisch engagiert haben.
Louise Schroeder, die zwischen 1947 und 1948 als Oberbürgermeisterin Berlins tätig war und als Parlamentarierin galt, erwarb große Verdienste um die Hauptstadt. Aufgrund ihres Engagements trug sie zur Linderung der Not nach dem Zweiten Weltkrieg bei und setzte sich für die Gleichberechtigung von Frau und Mann ein. Ihr politisches Handeln war insbesondere durch eine überparteiliche Zusammenarbeit gekennzeichnet.
Seit 1998 wird die Louise-Schroeder-Medaille jährlich an eine Persönlichkeit oder Institution vergeben, "die dem politischen und persönlichen Vermächtnis von Louise Schroeder in hervorragender Weise Rechnung trägt und sich in besonderer Weise Verdienste um Demokratie, Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Gleichstellung von Frauen und Männern erworben hat".
Das Kuratorium "Louise-Schroeder-Medaille", das für die Entscheidung über den Gewinner verantwortlich ist, setzt sich sowohl aus ParlamentarierInnen als auch aus einer Mehrheit von Nicht-ParlamentarierInnen zusammen. Sie werden von den Fraktionen des Abgeordnetenhauses benannt.
Verliehen wird die Medaille durch den Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses am 2. April 2009, dem Geburtstag der 1957 in Berlin verstorbenen Louise Schroeder.
Vorschläge für die Louise-Schroeder-Medaille 2009 mit einer aussagekräftigen Begründung und einer Biografie bzw. Beschreibung der Person/Institution bis zum 24.10.2008 an:
Abgeordnetenhaus von Berlin
Kuratorium "Louise-Schroeder-Medaille"
Niederkirchnerstraße 5
10117 Berlin-Mitte
Weitere Informationen zur Medaille und den bisherigen PreisträgerInnen finden Sie unter:
www.parlament-berlin.de.
Sag mir wo die Frauen sind
Der rote Faden des Films ist der Regisseur selbst: Cyril de Turckheim, 57 Jahre alt, er ist witzig und gutmütig, glücklich verheiratet und Vater zweier Kinder. Er beklagt sich nicht, ist weder verbittert noch Opfer. Seine männliche Identität hat sich mit dem Feminismus entwickelt, und das möchte er um keinen Preis missen. Aber um sich herum lassen sich die Paare reihenweise scheiden oder sie trennen sich, die Missverständnisse sind unüberwindbar. Es lässt sich nicht leugnen: Die Frauen haben an Selbstbewusstsein, Macht und gesellschaftlichem Einfluss gewonnen, und das hat die Männer aus dem Gleichgewicht gebracht. Das erkennt auch der Regisseur an, aber er will sich nicht die Freiheit nehmen lassen, weiblichen Machtmissbrauch anzuprangern - und das tut er mit ebenso viel Humor wie Zuneigung. Es geht nicht an, dass Männer oft alle Schuld auf sich laden. Es ist unerträglich, dass Frauen oft Ungleichheit mit Verschiedenheit verwechseln. Es kann nicht sein, dass Männer alles hinnehmen, nur weil sie Angst haben verlassen zu werden oder in Misskredit zu geraten. Es ist nicht zulässig, die Gerichte immer wieder sagen zu hören, die Männer seien schlechte Männer. Ganz zu schweigen von den Frauen, die behaupten, sie kämen ohne die Männer aus. Alle Frauen wollen einen umsorgenden Vater, einen Mann, der präsent ist und das Geld verdient, und zugleich träumen sie alle nur vom echt virilen Macho-Supermann, der sie verführt und anmacht. Recht haben sie! Aber die Männer sind nicht auf der Höhe der Erwartungen.
WERBUNG
| AUSSTRAHLUNGSTERMINE
22.09.2008 00:35 - 01:20 Arte
29.09.2008 02:00 - 02:35 Arte
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22.09.2008 00:35 - 01:20 Arte
29.09.2008 02:00 - 02:35 Arte
Montag, 8. September 2008
Unternehmerin des Jahres in Berlin 2008
Im Rahmen des 4. Berliner Unternehmerinnentages unter dem Motto "Inspiration Information Interaktion" am 27.09.08 wird die "Berliner Unternehmerin des Jahres" ausgezeichnet. Die Staatssekretärin für Wirtschaft, Technologie und Frauen, Almuth Nehring-Venus, wird die zum dritten Mal vergebene Auszeichnung "Berliner Unternehmerin des Jahres" ab 12 Uhr an eine erfolgreiche Unternehmerin überreichen. Die Veranstaltung findet im Ludwig-Ehrhard-Haus statt.
Donnerstag, 4. September 2008
Pina Bausch erhält als dritte Frau den Goethe-Preis
Bewegend - Pina Bausch erhält als dritte Frau den Goethe-Preis
Christiane Krämer für www. Aviva-berlin.de
Die weltweit erfolgreiche Choreografin wurde als erste Vertreterin der Tanzwelt und "Erfinderin einer neuen Kunst" mit der Auszeichnung der Stadt Frankfurt gewürdigt
Die bedeutendste Protagonistin der internationalen Tanzszene, Pina Bausch, erhielt am 28. August 2008 mit 50.000 Euro dotierten Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Die Choreografin gehört mit den Schriftstellerinnen Annette Kolb und Wislawa Szymborska zu den drei Preisträgerinnen, deren schöpferisches Wirken im Andenken an Goethe bisher gewürdigt wurde.
"Mich interessiert nicht, wie die Menschen sich bewegen, sondern was sie bewegt"
Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, Pina Bausch habe in ihrer künstlerischen Tätigkeit immer wieder Grenzen überschritten und mit ihrem Tanztheater eine ganz eigene Sprache gefunden und so "den Tanz zur Vollendung geführt". Der Filmregisseur Wim Wenders betonte in seiner Laudatio, dass die Choreografin eine weltweit einzigartige "neue Kunst" erfunden habe, mit der sie "menschliche Gefühlswelten" durchdringe und in Bewegung bringe.
Ihre Auseinandersetzung mit dem Geschlechterverhältnis und den Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Mann und Frau hatte die Tanzikone auch in das Medium Film einfließen lassen: so eröffnete Pina Bausch Pedro Almodovars Oscarprämierten Film "Sprich mit ihr" mit einer leidenschaftlichen Tanzszene aus "Cafe Müller". In der ihr eigenen poetischen Körpersprache erzählt sie vom Leiden der taumelnden und sich suchenden Liebenden und gibt das Leitmotiv der Geschichte über eine ins Koma gefallene Ballerina vor.
Pina Bausch hat mit ihrem revolutionären Tanzstil und ihrer Darstellung von alltäglichen und absurden Szenerien das Tanztheater in Deutschland populär gemacht. Das am 27. Juli 1940 in Solingen geborene Tanztalent studierte an der Juilliard School und arbeitete nach Engagements an der Metropolitan Opera in New York im internationalen Folkwangballett des Choreografen Kurt Jooss, bei dem sie bereits im Alter von 14 Jahren mit dem Tanzen begonnen hatte. 1969 trat sie dessen Nachfolge an und übernahm dann 1973 die Leitung des nach ihr benannten Tanztheaters ihrer Wahlheimatstadt Wuppertal, wo sie zahlreiche Inszenierungen realisierte. Die bescheidene Preisträgerin zeigte sich besonders darüber "glücklich, dass der Tanz diese Aufmerksamkeit bekommt".
Pina Bausch im Netz
www.pina-bausch.de
Christiane Krämer für www. Aviva-berlin.de
Die weltweit erfolgreiche Choreografin wurde als erste Vertreterin der Tanzwelt und "Erfinderin einer neuen Kunst" mit der Auszeichnung der Stadt Frankfurt gewürdigt
Die bedeutendste Protagonistin der internationalen Tanzszene, Pina Bausch, erhielt am 28. August 2008 mit 50.000 Euro dotierten Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Die Choreografin gehört mit den Schriftstellerinnen Annette Kolb und Wislawa Szymborska zu den drei Preisträgerinnen, deren schöpferisches Wirken im Andenken an Goethe bisher gewürdigt wurde.
"Mich interessiert nicht, wie die Menschen sich bewegen, sondern was sie bewegt"
Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, Pina Bausch habe in ihrer künstlerischen Tätigkeit immer wieder Grenzen überschritten und mit ihrem Tanztheater eine ganz eigene Sprache gefunden und so "den Tanz zur Vollendung geführt". Der Filmregisseur Wim Wenders betonte in seiner Laudatio, dass die Choreografin eine weltweit einzigartige "neue Kunst" erfunden habe, mit der sie "menschliche Gefühlswelten" durchdringe und in Bewegung bringe.
Ihre Auseinandersetzung mit dem Geschlechterverhältnis und den Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Mann und Frau hatte die Tanzikone auch in das Medium Film einfließen lassen: so eröffnete Pina Bausch Pedro Almodovars Oscarprämierten Film "Sprich mit ihr" mit einer leidenschaftlichen Tanzszene aus "Cafe Müller". In der ihr eigenen poetischen Körpersprache erzählt sie vom Leiden der taumelnden und sich suchenden Liebenden und gibt das Leitmotiv der Geschichte über eine ins Koma gefallene Ballerina vor.
Pina Bausch hat mit ihrem revolutionären Tanzstil und ihrer Darstellung von alltäglichen und absurden Szenerien das Tanztheater in Deutschland populär gemacht. Das am 27. Juli 1940 in Solingen geborene Tanztalent studierte an der Juilliard School und arbeitete nach Engagements an der Metropolitan Opera in New York im internationalen Folkwangballett des Choreografen Kurt Jooss, bei dem sie bereits im Alter von 14 Jahren mit dem Tanzen begonnen hatte. 1969 trat sie dessen Nachfolge an und übernahm dann 1973 die Leitung des nach ihr benannten Tanztheaters ihrer Wahlheimatstadt Wuppertal, wo sie zahlreiche Inszenierungen realisierte. Die bescheidene Preisträgerin zeigte sich besonders darüber "glücklich, dass der Tanz diese Aufmerksamkeit bekommt".
Pina Bausch im Netz
www.pina-bausch.de
Allianz der Frauenrechtsorganisationen aus Deutschland hat den CEDAW-Bericht der Bundesregierung kritisiert
CEDAW-Alternativbericht in New York vorgestellt
Andrea Petzenhammer für AVIVA
Die Allianz der Frauenrechtsorganisationen aus Deutschland hat den CEDAW-Bericht der Bundesregierung kritisiert und vor dem UN-Frauenrechtsausschuss einen Alternativbericht vorgestellt.
Nachdem die Bundesregierung in 2007 den sechsten Bericht zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) vorgelegt hatte, arbeiten mehr als 25 deutsche Frauenrechtsorganisationen, als "Allianz" an einem kritischen Alternativbericht. Dieser "Schattenbericht" enthält auf Basis des Originals Fragen, Kritik und Forderungen an die Bundesregierung.
Am 21.Juli 2008 tagte die Arbeitsgruppe des CEDAW-Ausschusses, um sich mit Hilfe des Alternativberichts auf die Vorstellung des 6. Staatenberichts vorzubereiten. Der CEDAW-Ausschuss ist der UN-Frauenrechtsausschuss und verantwortlich für die Einhaltung und Umsetzung der UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW). Die Konvention enthält ein weitreichendes Diskriminierungsverbot für alle Lebensbereiche wie Bildung, Beruf und Gesundheit. Sie legt fest, dass Gleichstellungspolitik nicht auf Ehe und Familie beschränkt werden darf. Deutschland hat das Abkommen bereits in 1985 rechtlich verbindlich ratifiziert. Für den alle vier Jahre erscheinenden Bericht der Bundesrepublik Deutschland ist das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend zuständig.
Auf der vorbereitenden Sitzung befragten die UN-Expertinnen die Vertreterinnen der Allianz zu Unabhängigkeit, Transparenz und Effizienz der Anti-Diskriminierungsstelle, welche die Nichtregierungsorganisationen (NROs) kritisch bewerten. Die Frauenrechtsorganisationen aus Deutschland berichteten außerdem, dass trotz einer entsprechender Forderung des CEDAW-Ausschusses bei der Erstellung des Regierungsberichtes kein Austausch mit der Gesellschaft stattgefunden hat. Die Forderung des Ausschusses nach einer weiten Verbreitung des Übereinkommens und seiner Regelungen blieb nach Einschätzung der Frauenorganisationen ebenso unberücksichtigt. Die NROs bemängelten, dass sich die Regierung fast ausschließlich auf die Familienpolitik konzentriert. Die Verpflichtung zu Gender Mainstreaming und Gender Budgeting – wichtige Instrumente in der Gleichstellungsarbeit - würden nicht erfüllt.
Bereits nach der Vorstellung des letzten Berichts in 2004 kritisierte der CEDAW-Ausschuss die fehlenden Fortschritte und die mangelhafte Umsetzung der Konventionsvorgaben. Besondere Benachteiligungen für Frauen bestünden im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit und Teilzeitarbeit. Außerdem träfen die negativen Auswirkungen der Reformpolitik der Bundesregierung nach der "Agenda 2010" vor allem Frauen. Auch die besonderen Arten der Diskriminierung von Migrantinnen und Minderheiten würden statistisch kaum beachtet. Als besonders bedenklich stufte der CEDAW-Ausschuss den niedrigen Frauenanteil in den Bereichen Wissenschaft, Forschung und öffentlicher Dienst ein.
Auch in 2008 äußerten die UN-Expertinnen nach Präsentation des Alternativberichtes Bedenken über das fehlende organisatorische und finanzielle Engagement der deutschen Bundesregierung in der Gleichstellungspolitik.
Die Allianz nahm zusammen mit Vertreterinnen der Intersexuellen und Transsexuellen Frauen in Deutschland an der Sitzung teil. Nach der nächsten Vorstellung des Alternativberichts am 15. Dezember 2008 in Berlin wird der Regierungsbericht im Januar 2009 in Genf ausführlich verhandelt werden.
Mitglieder der Allianz:
Agisra, Ban Ying, BAG Forsa, BIG, BiG Budget, Bundesarbeitsgemeinschaft der Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen e.V. Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, Demokratischer Frauenbund, Deutscher Ärztinnenbund, Deutscher Frauenrat, Deutscher Frauenring, Deutscher Gewerkschaftsbund / Abteilung Frauen, Deutscher Juristinnenbund, Deutscher Staatsbürgerinnen-Verband, Evangelische Frauen in Deutschland, Frauenhauskoordinierung, Initiative für einen geschlechtergerechten Haushalt in Berlin, GMEI, Katholischer Deutscher Frauenbund, KOK - Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V., Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt unter Beteiligung der Landesarbeitsgemeinschaft Kommunaler Gleichstellungsbeauftragten Sachsen-Anhalt, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, medica mondiale, Mitgedacht e.V., pro familia Nordrhein-Westfalen, Terre des Femmes, Weibernetz, Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser.
Weitere Informationen zu der Arbeit der Allianz:
www.frauenrat.de
Zusammenfassung des Alternativberichtes (executive summary, deutsch) auf der Internetseite des Hochkommissariats für Menschenrechte: www2.ohchr.org
CEDAW Vertragstext (deutsch):
www.institut-fuer-menschenrechte.de
Den Bericht der Bundesrepublik Deutschland vom 08.06.2007 finden Sie unter:
http://dip.bundestag.de
Allgemeine Informationen zu CEDAW unter:
www.genderkompetenz.info
Andrea Petzenhammer für AVIVA
Die Allianz der Frauenrechtsorganisationen aus Deutschland hat den CEDAW-Bericht der Bundesregierung kritisiert und vor dem UN-Frauenrechtsausschuss einen Alternativbericht vorgestellt.
Nachdem die Bundesregierung in 2007 den sechsten Bericht zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) vorgelegt hatte, arbeiten mehr als 25 deutsche Frauenrechtsorganisationen, als "Allianz" an einem kritischen Alternativbericht. Dieser "Schattenbericht" enthält auf Basis des Originals Fragen, Kritik und Forderungen an die Bundesregierung.
Am 21.Juli 2008 tagte die Arbeitsgruppe des CEDAW-Ausschusses, um sich mit Hilfe des Alternativberichts auf die Vorstellung des 6. Staatenberichts vorzubereiten. Der CEDAW-Ausschuss ist der UN-Frauenrechtsausschuss und verantwortlich für die Einhaltung und Umsetzung der UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW). Die Konvention enthält ein weitreichendes Diskriminierungsverbot für alle Lebensbereiche wie Bildung, Beruf und Gesundheit. Sie legt fest, dass Gleichstellungspolitik nicht auf Ehe und Familie beschränkt werden darf. Deutschland hat das Abkommen bereits in 1985 rechtlich verbindlich ratifiziert. Für den alle vier Jahre erscheinenden Bericht der Bundesrepublik Deutschland ist das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend zuständig.
Auf der vorbereitenden Sitzung befragten die UN-Expertinnen die Vertreterinnen der Allianz zu Unabhängigkeit, Transparenz und Effizienz der Anti-Diskriminierungsstelle, welche die Nichtregierungsorganisationen (NROs) kritisch bewerten. Die Frauenrechtsorganisationen aus Deutschland berichteten außerdem, dass trotz einer entsprechender Forderung des CEDAW-Ausschusses bei der Erstellung des Regierungsberichtes kein Austausch mit der Gesellschaft stattgefunden hat. Die Forderung des Ausschusses nach einer weiten Verbreitung des Übereinkommens und seiner Regelungen blieb nach Einschätzung der Frauenorganisationen ebenso unberücksichtigt. Die NROs bemängelten, dass sich die Regierung fast ausschließlich auf die Familienpolitik konzentriert. Die Verpflichtung zu Gender Mainstreaming und Gender Budgeting – wichtige Instrumente in der Gleichstellungsarbeit - würden nicht erfüllt.
Bereits nach der Vorstellung des letzten Berichts in 2004 kritisierte der CEDAW-Ausschuss die fehlenden Fortschritte und die mangelhafte Umsetzung der Konventionsvorgaben. Besondere Benachteiligungen für Frauen bestünden im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit und Teilzeitarbeit. Außerdem träfen die negativen Auswirkungen der Reformpolitik der Bundesregierung nach der "Agenda 2010" vor allem Frauen. Auch die besonderen Arten der Diskriminierung von Migrantinnen und Minderheiten würden statistisch kaum beachtet. Als besonders bedenklich stufte der CEDAW-Ausschuss den niedrigen Frauenanteil in den Bereichen Wissenschaft, Forschung und öffentlicher Dienst ein.
Auch in 2008 äußerten die UN-Expertinnen nach Präsentation des Alternativberichtes Bedenken über das fehlende organisatorische und finanzielle Engagement der deutschen Bundesregierung in der Gleichstellungspolitik.
Die Allianz nahm zusammen mit Vertreterinnen der Intersexuellen und Transsexuellen Frauen in Deutschland an der Sitzung teil. Nach der nächsten Vorstellung des Alternativberichts am 15. Dezember 2008 in Berlin wird der Regierungsbericht im Januar 2009 in Genf ausführlich verhandelt werden.
Mitglieder der Allianz:
Agisra, Ban Ying, BAG Forsa, BIG, BiG Budget, Bundesarbeitsgemeinschaft der Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen e.V. Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, Demokratischer Frauenbund, Deutscher Ärztinnenbund, Deutscher Frauenrat, Deutscher Frauenring, Deutscher Gewerkschaftsbund / Abteilung Frauen, Deutscher Juristinnenbund, Deutscher Staatsbürgerinnen-Verband, Evangelische Frauen in Deutschland, Frauenhauskoordinierung, Initiative für einen geschlechtergerechten Haushalt in Berlin, GMEI, Katholischer Deutscher Frauenbund, KOK - Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V., Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt unter Beteiligung der Landesarbeitsgemeinschaft Kommunaler Gleichstellungsbeauftragten Sachsen-Anhalt, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, medica mondiale, Mitgedacht e.V., pro familia Nordrhein-Westfalen, Terre des Femmes, Weibernetz, Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser.
Weitere Informationen zu der Arbeit der Allianz:
www.frauenrat.de
Zusammenfassung des Alternativberichtes (executive summary, deutsch) auf der Internetseite des Hochkommissariats für Menschenrechte: www2.ohchr.org
CEDAW Vertragstext (deutsch):
www.institut-fuer-menschenrechte.de
Den Bericht der Bundesrepublik Deutschland vom 08.06.2007 finden Sie unter:
http://dip.bundestag.de
Allgemeine Informationen zu CEDAW unter:
www.genderkompetenz.info
Einladung zum Unternehmerinnenabend beim SelfHUB
Freitag, 26. September 2008, 19 -22 Uhr
Unternehmerinnenabend besucht die "Arbeitsräume der Zukunft"
Lernen Sie die Arbeitsräume der Zukunft kennen. Unternehmerinnenabend lädt in den im Januar 2008 gegründeten deutschen selfHUB (HUB= engl. für Knotenpunkt, Drehscheibe) ein. Nach innovativem Konzept ist hier das Beste von Gründerzentren, Bibliothek, Cafe und Bürolounge vereint und UnternehmerInnen, FreiberuflerInnen, GründerInnen, sowie Projektgemeinschaften finden Räume für konzentriertes Arbeiten, regen Austausch, informelle, gegenseitige Unterstützung und Events. Vorbilder für diese neue Form des Arbeitens gibt es bereits in anderen Weltstädten: London, Brüssel, Rotterdam, Johannesburg, Mumbai und Sao Paulo. Passend zum Thema hat das Unternehmerinnenabend-Projekt außerdem eine Referentin des Familienministeriums eingeladen, die die Teilnehmerinnen gezielt über neueste Fördermöglichkeiten für eine familienfreundlichere Arbeitswelt und Einrichtung betrieblicher Kinderbetreuungsmöglichkeiten - auch für Kleinunternehmen - informiert. Anmeldeschluss ist der 15. September 2008. Anmeldung bitte über die Website www.unternehmerinnenabend.de
Veranstaltungsort: in den Elisabethhöfen
Erkelenzdamm 59-61, Portal 1
10999 Berlin
Unternehmerinnenabend besucht die "Arbeitsräume der Zukunft"
Lernen Sie die Arbeitsräume der Zukunft kennen. Unternehmerinnenabend lädt in den im Januar 2008 gegründeten deutschen selfHUB (HUB= engl. für Knotenpunkt, Drehscheibe) ein. Nach innovativem Konzept ist hier das Beste von Gründerzentren, Bibliothek, Cafe und Bürolounge vereint und UnternehmerInnen, FreiberuflerInnen, GründerInnen, sowie Projektgemeinschaften finden Räume für konzentriertes Arbeiten, regen Austausch, informelle, gegenseitige Unterstützung und Events. Vorbilder für diese neue Form des Arbeitens gibt es bereits in anderen Weltstädten: London, Brüssel, Rotterdam, Johannesburg, Mumbai und Sao Paulo. Passend zum Thema hat das Unternehmerinnenabend-Projekt außerdem eine Referentin des Familienministeriums eingeladen, die die Teilnehmerinnen gezielt über neueste Fördermöglichkeiten für eine familienfreundlichere Arbeitswelt und Einrichtung betrieblicher Kinderbetreuungsmöglichkeiten - auch für Kleinunternehmen - informiert. Anmeldeschluss ist der 15. September 2008. Anmeldung bitte über die Website www.unternehmerinnenabend.de
Veranstaltungsort: in den Elisabethhöfen
Erkelenzdamm 59-61, Portal 1
10999 Berlin
Einladungstip - Historie der Frauenbewegung
Mittwoch, 17. September 2008, 19:00 Uhr
Podiumsdiskussion: Die Tomate fliegt noch immer. Die 68er und die Frauenbewegung
Die Gleichstellung von Frauen scheint zumindest rechtlich erreicht, die Frauenforschung und Gender Studies haben sich in den Universitäten etabliert. Können wir uns überhaupt noch vorstellen, wie es damals losging mit der Frauenbewegung? Damals konnte eine Ehefrau nur mit Genehmigung ihres Mannes berufstätig sein, die Familienentwürfe wurden von den Männern im Haus bestimmt! Dagegen sind die Frauen im Zuge der StudentInnenbewegung auf die Barrikaden gegangen. Doch sind die Forderungen von damals im Mainstream angekommen, ist die Emanzipation wirklich erreicht? Die Podiumsdiskussion will diese Frage aufnehmen und auch einen Blick zurück werfen, moderieren wird Tissy Bruns vom Tagesspiegel Berlin. Die Zeitzeuginnen Helke Sander und die ehemalige Frauenministerin Renate Schmidt, die Autorin Ute Kätzel und die Forscherin Petra Haustein sitzen mit auf dem Podium.
Veranstaltungsort:Märkisches Museum - Stadtmuseum Berlin
Am Köllnischen Park 5
10179 Berlin
Fon: 030 – 240 02 162
Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 2 Euro
www.stadtmuseum.de
Podiumsdiskussion: Die Tomate fliegt noch immer. Die 68er und die Frauenbewegung
Die Gleichstellung von Frauen scheint zumindest rechtlich erreicht, die Frauenforschung und Gender Studies haben sich in den Universitäten etabliert. Können wir uns überhaupt noch vorstellen, wie es damals losging mit der Frauenbewegung? Damals konnte eine Ehefrau nur mit Genehmigung ihres Mannes berufstätig sein, die Familienentwürfe wurden von den Männern im Haus bestimmt! Dagegen sind die Frauen im Zuge der StudentInnenbewegung auf die Barrikaden gegangen. Doch sind die Forderungen von damals im Mainstream angekommen, ist die Emanzipation wirklich erreicht? Die Podiumsdiskussion will diese Frage aufnehmen und auch einen Blick zurück werfen, moderieren wird Tissy Bruns vom Tagesspiegel Berlin. Die Zeitzeuginnen Helke Sander und die ehemalige Frauenministerin Renate Schmidt, die Autorin Ute Kätzel und die Forscherin Petra Haustein sitzen mit auf dem Podium.
Veranstaltungsort:Märkisches Museum - Stadtmuseum Berlin
Am Köllnischen Park 5
10179 Berlin
Fon: 030 – 240 02 162
Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 2 Euro
www.stadtmuseum.de
Einladung zum Victress Day
Donnerstag, 04. September 2008
Victress Day 2008 diesmal unter dem Motto "How High Can You Fly?"
Deutschland braucht Spitzenleute an der Spitze – monogeschlechtliche Führungsteams kann sich keine Wirtschaftsmacht mehr leisten. Ziel muss sein, männliche und weibliche Kräfte zu höherer Leistungsfähigkeit zu vereinen.
Der Victress Day bietet inspirierende Vorträge, spannende Podiumsdiskussionen und Workshops in der Impulskonferenz. Abends erwartet Sie eine glanzvolle Gala anlässlich der Verleihung der Victress Awards und eine Aftershow-Party.
Veranstaltungsort: Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz
Französische Straße 33 a - c
10117 Berlin
TeilnehmerInnengebühren für Impulskonferenz und Gala:
Bis zum 15.07.2008: Mitglieder der Victress Initiative e.V.: 110 Euro / Nichtmitglieder 300 Euro / Kombipaket für Einsteiger 270 Euro. Ab 16.07.2008: 140 / 350 / 280 Euro.
Alle Preise sind Nettopreise. Anmeldung unter Angabe der Bankverbindung für das Lastschriftverfahren unter: stolz@victress.de oder per Fax: 030 / 733 979 652.
Weitere Infos: www.victress.de
Programm (ab Juni 2008) unter: www.victressday.de
Victress Day 2008 diesmal unter dem Motto "How High Can You Fly?"
Deutschland braucht Spitzenleute an der Spitze – monogeschlechtliche Führungsteams kann sich keine Wirtschaftsmacht mehr leisten. Ziel muss sein, männliche und weibliche Kräfte zu höherer Leistungsfähigkeit zu vereinen.
Der Victress Day bietet inspirierende Vorträge, spannende Podiumsdiskussionen und Workshops in der Impulskonferenz. Abends erwartet Sie eine glanzvolle Gala anlässlich der Verleihung der Victress Awards und eine Aftershow-Party.
Veranstaltungsort: Deutsche Telekom Hauptstadtrepräsentanz
Französische Straße 33 a - c
10117 Berlin
TeilnehmerInnengebühren für Impulskonferenz und Gala:
Bis zum 15.07.2008: Mitglieder der Victress Initiative e.V.: 110 Euro / Nichtmitglieder 300 Euro / Kombipaket für Einsteiger 270 Euro. Ab 16.07.2008: 140 / 350 / 280 Euro.
Alle Preise sind Nettopreise. Anmeldung unter Angabe der Bankverbindung für das Lastschriftverfahren unter: stolz@victress.de oder per Fax: 030 / 733 979 652.
Weitere Infos: www.victress.de
Programm (ab Juni 2008) unter: www.victressday.de
Unternehmerinnen in Berlin: Hanna Sosta
Inhaberin der Agentur Jobshop Berlin
Hanna Sostak hat im September 2008 gleich drei Gründe zum Feiern, nämlich das vierjährige Bestehen ihrer Agentur Jobshop Berlin, die Einweihung ihrer neuen Geschäftsräume in Berlin-Schöneberg und die Erweiterung ihrer Geschäftsfelder.
Seit über zehn Jahren ist Hanna Sostak für Firmen, Organisationen, und Privatpersonen als Trainerin und Coach tätig, seit vier Jahren betreibt sie ihre eigene Agentur. Die gebürtige Stuttgarterin hat keinen linearen, dafür aber einen umso lebendigeren Lebenslauf.
„Mein Herz schlägt für die menschliche Entwicklung und Entfaltung. Beruflich und privat. Das war so, seit ich denken kann. Deshalb habe ich mich neben meiner Berufstätigkeit stets auch persönlich weitergebildet. Lifelong Learning ist und war in meinem Leben eine Selbstverständlichkeit – schon lange bevor der Begriff überhaupt aufkam."
Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern waren für sie berufliches Engagement und Kinderbetreuung nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen. „Ein gut funktionierendes Netzwerk ist das A & O - auch in diesem Zusammenhang,“ erklärt Hanna Sostak. Ihre Kinder sind mittlerweile 20 und 15 Jahre alt. „ Der Große tritt im Herbst seinen Zivildienst an und zieht in eine eigene Wohnung. Zusammen mit meiner Tochter werde ich dann einen Zwei-Frauen-Haushalt gründen."
Ein wunderbarer Ausgleich zum Arbeitsalltag ist für Hanna Sostak das Laufen. „Ich laufe mehrmals pro Woche Strecken zwischen 10 und 20 Kilometern. Das baut Stress ab, schafft Platz für Neues im Kopf, ist gesund und macht einfach Spaß.“ Neben dem alljährlichen Berlin-Marathon ist sie mit ihren Sportfreund/innen bei den meisten Laufevents der Stadt anzutreffen.
Besondere Herausforderungen haben Hanna Sostak schon immer gereizt: Nach einer Hotelausbildung hatte sie 1985 gerade das Fachabitur bestanden, als ein überraschender Anruf aus den USA kam. „Die Anruferin hatte offenbar über Umwege meine Adresse bekommen und fragte, ob ich zufällig Zeit und Lust hätte, ein Jahr bei ihrer Familie in New York City als Au-Pair zu verbringen. Ich hatte genau zwei Wochen Zeit, ein Visum zu beantragen, meine Wohnung aufzulösen und ein Flugticket zu kaufen – und natürlich sagte ich zu!“
Aus dem Au-Pair Job wurde eine familiäre Wohngemeinschaft und im Tempo der für Hanna Sostak „faszinierendsten Stadt der Welt" wurden aus einem Jahr drei aufregende Jahre. Verschiedene Jobs, z.B. als Auslieferungsfahrerin, Köchin und Servicekraft bei der UNO, als Party Caterer und als Rezeptionistin in einem spirituellen Zentrum brachten ihr Erfahrungen und Begeisterung für einen lebendigen Berufsalltag.
Ihr weiterer Lebensweg führte Hanna Sostak zunächst nach Florenz in Italien – ein Kontrast zu New York City, wie er nicht größer hätte sein können - und dann nach Berlin. Hier fand sie schließlich einen interessanten Job und eine Stadt, die ihren Wünschen und ihrem Lebensdrang gut entspricht.
„ Während meiner über 23jährigen Berufstätigkeit in den Branchen Hotellerie, Banken und Finanzen, Soziales und Erwachsenenbildung nahm ich berufsbegleitend stets an Weiterbildungen teil. So qualifizierte ich mich zur systemischen Beraterin, Trainerin und Coach. Ich arbeitete u.a. als Kommunikations- und Bewerbungstrainerin, JobCoach und Integrationsberaterin, wo ich Menschen mit Behinderung in Arbeit vermittelte."
2004 hatten die Arbeitslosenzahlen in Deutschland Rekordhöhe erreicht, und der Bedarf an qualifizierter Beratung und Vermittlung für Arbeitsuchende war unübersehbar. „Jetzt wage ich den Sprung in die Selbständigkeit“, sagte sich die Schwäbin an ihrem 40. Geburtstag. Noch im selben Jahr gründete sie ihre Agentur "Jobshop". Sie behielt noch während des ersten halben Jahres ihre sichere Arbeitstelle als Teilzeitkraft, gab diese aber dann auf, um sich voll und ganz auf ihr Unternehmen zu konzentrieren.
Begeisterungsfähigkeit, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen - vor allem aber die erfüllende Freude an stetiger Weiterentwicklung haben dazu geführt, dass das Unternehmen inzwischen bereits sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt und mittlerweile auch Niederlassungen in Brandenburg, Hamburg und Baden-Württemberg betreibt. „ Von der Ärztin bis zum Zugführer vermitteln wir branchenübergreifend in alle Berufe. Unser Anliegen ist es, Menschen passgenau in Arbeit zu bringen. Daher verstehen wir uns als kompetente Ansprechpartner für Bewerberinnen und Bewerber sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Wir vermitteln Arbeitsplätze innerhalb Berlins, im Umland, bundesweit und international“, so erklärt Hanna Sostak die Kernaufgaben ihres Unternehmens.
„ Gegen eine Jahresgebühr von 75 Euro wird nach der passenden Arbeitstelle gesucht. Nach erfolgter Vermittlung wird zusätzlich ein Vermittlungshonorar fällig. Für ArbeitslosengeldbezieherInnen ist die Vermittlung kostenfrei, wenn sie über einen Vermittlungsgutschein von der Bundesagentur bzw. vom JobCenter verfügen."
Für Menschen in beruflicher Neuorientierung bietet das Unternehmen mit den Bereichen Job- und KarriereCoaching und der Bildungsberatung eine solide Unterstützung auf dem Erfolgsweg. Für Arbeitgeber bietet der Jopshop neben der Personalvermittlung und -recruiting das komplette Bewerbermanagement bis hin zur Förder- und Qualifizierungsberatung.
„Derzeit arbeite ich mit meinem Team am Ausbau unserer Geschäftsfelder Bildungs- und Personalberatung. Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die Erhaltung und kontinuierliche Verbesserung der Servicequalität“ berichtet Hanna Sostak.
Als Repräsentantin einer Berufssparte, die noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat, ist es ihr ein Anliegen, die Öffentlichkeit über die Vorgehensweisen, Möglichkeiten und Chancen der privaten Arbeitsvermittlung zu informieren.
Gut vernetzt arbeitet der Jobshop Hand in Hand mit Bildungsträgern und Organisationen. „Wir haben das gleiche Ziel, nämlich Menschen entsprechend ihrer Qualifikationen und Fähigkeiten in Arbeit zu bringen.“ Sie hält Vorträge und gibt Fortbildungen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Bildungsträgern und sozialen Projekten. Als Beraterin, Coach und Mentorin unterstützt und begleitet sie ihre KundInnen in den Lebensbereichen Beruf und Karriere.
Hanna Sostak hat im September 2008 gleich drei Gründe zum Feiern, nämlich das vierjährige Bestehen ihrer Agentur Jobshop Berlin, die Einweihung ihrer neuen Geschäftsräume in Berlin-Schöneberg und die Erweiterung ihrer Geschäftsfelder.
Seit über zehn Jahren ist Hanna Sostak für Firmen, Organisationen, und Privatpersonen als Trainerin und Coach tätig, seit vier Jahren betreibt sie ihre eigene Agentur. Die gebürtige Stuttgarterin hat keinen linearen, dafür aber einen umso lebendigeren Lebenslauf.
„Mein Herz schlägt für die menschliche Entwicklung und Entfaltung. Beruflich und privat. Das war so, seit ich denken kann. Deshalb habe ich mich neben meiner Berufstätigkeit stets auch persönlich weitergebildet. Lifelong Learning ist und war in meinem Leben eine Selbstverständlichkeit – schon lange bevor der Begriff überhaupt aufkam."
Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern waren für sie berufliches Engagement und Kinderbetreuung nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen. „Ein gut funktionierendes Netzwerk ist das A & O - auch in diesem Zusammenhang,“ erklärt Hanna Sostak. Ihre Kinder sind mittlerweile 20 und 15 Jahre alt. „ Der Große tritt im Herbst seinen Zivildienst an und zieht in eine eigene Wohnung. Zusammen mit meiner Tochter werde ich dann einen Zwei-Frauen-Haushalt gründen."
Ein wunderbarer Ausgleich zum Arbeitsalltag ist für Hanna Sostak das Laufen. „Ich laufe mehrmals pro Woche Strecken zwischen 10 und 20 Kilometern. Das baut Stress ab, schafft Platz für Neues im Kopf, ist gesund und macht einfach Spaß.“ Neben dem alljährlichen Berlin-Marathon ist sie mit ihren Sportfreund/innen bei den meisten Laufevents der Stadt anzutreffen.
Besondere Herausforderungen haben Hanna Sostak schon immer gereizt: Nach einer Hotelausbildung hatte sie 1985 gerade das Fachabitur bestanden, als ein überraschender Anruf aus den USA kam. „Die Anruferin hatte offenbar über Umwege meine Adresse bekommen und fragte, ob ich zufällig Zeit und Lust hätte, ein Jahr bei ihrer Familie in New York City als Au-Pair zu verbringen. Ich hatte genau zwei Wochen Zeit, ein Visum zu beantragen, meine Wohnung aufzulösen und ein Flugticket zu kaufen – und natürlich sagte ich zu!“
Aus dem Au-Pair Job wurde eine familiäre Wohngemeinschaft und im Tempo der für Hanna Sostak „faszinierendsten Stadt der Welt" wurden aus einem Jahr drei aufregende Jahre. Verschiedene Jobs, z.B. als Auslieferungsfahrerin, Köchin und Servicekraft bei der UNO, als Party Caterer und als Rezeptionistin in einem spirituellen Zentrum brachten ihr Erfahrungen und Begeisterung für einen lebendigen Berufsalltag.
Ihr weiterer Lebensweg führte Hanna Sostak zunächst nach Florenz in Italien – ein Kontrast zu New York City, wie er nicht größer hätte sein können - und dann nach Berlin. Hier fand sie schließlich einen interessanten Job und eine Stadt, die ihren Wünschen und ihrem Lebensdrang gut entspricht.
„ Während meiner über 23jährigen Berufstätigkeit in den Branchen Hotellerie, Banken und Finanzen, Soziales und Erwachsenenbildung nahm ich berufsbegleitend stets an Weiterbildungen teil. So qualifizierte ich mich zur systemischen Beraterin, Trainerin und Coach. Ich arbeitete u.a. als Kommunikations- und Bewerbungstrainerin, JobCoach und Integrationsberaterin, wo ich Menschen mit Behinderung in Arbeit vermittelte."
2004 hatten die Arbeitslosenzahlen in Deutschland Rekordhöhe erreicht, und der Bedarf an qualifizierter Beratung und Vermittlung für Arbeitsuchende war unübersehbar. „Jetzt wage ich den Sprung in die Selbständigkeit“, sagte sich die Schwäbin an ihrem 40. Geburtstag. Noch im selben Jahr gründete sie ihre Agentur "Jobshop". Sie behielt noch während des ersten halben Jahres ihre sichere Arbeitstelle als Teilzeitkraft, gab diese aber dann auf, um sich voll und ganz auf ihr Unternehmen zu konzentrieren.
Begeisterungsfähigkeit, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen - vor allem aber die erfüllende Freude an stetiger Weiterentwicklung haben dazu geführt, dass das Unternehmen inzwischen bereits sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt und mittlerweile auch Niederlassungen in Brandenburg, Hamburg und Baden-Württemberg betreibt. „ Von der Ärztin bis zum Zugführer vermitteln wir branchenübergreifend in alle Berufe. Unser Anliegen ist es, Menschen passgenau in Arbeit zu bringen. Daher verstehen wir uns als kompetente Ansprechpartner für Bewerberinnen und Bewerber sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Wir vermitteln Arbeitsplätze innerhalb Berlins, im Umland, bundesweit und international“, so erklärt Hanna Sostak die Kernaufgaben ihres Unternehmens.
„ Gegen eine Jahresgebühr von 75 Euro wird nach der passenden Arbeitstelle gesucht. Nach erfolgter Vermittlung wird zusätzlich ein Vermittlungshonorar fällig. Für ArbeitslosengeldbezieherInnen ist die Vermittlung kostenfrei, wenn sie über einen Vermittlungsgutschein von der Bundesagentur bzw. vom JobCenter verfügen."
Für Menschen in beruflicher Neuorientierung bietet das Unternehmen mit den Bereichen Job- und KarriereCoaching und der Bildungsberatung eine solide Unterstützung auf dem Erfolgsweg. Für Arbeitgeber bietet der Jopshop neben der Personalvermittlung und -recruiting das komplette Bewerbermanagement bis hin zur Förder- und Qualifizierungsberatung.
„Derzeit arbeite ich mit meinem Team am Ausbau unserer Geschäftsfelder Bildungs- und Personalberatung. Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die Erhaltung und kontinuierliche Verbesserung der Servicequalität“ berichtet Hanna Sostak.
Als Repräsentantin einer Berufssparte, die noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat, ist es ihr ein Anliegen, die Öffentlichkeit über die Vorgehensweisen, Möglichkeiten und Chancen der privaten Arbeitsvermittlung zu informieren.
Gut vernetzt arbeitet der Jobshop Hand in Hand mit Bildungsträgern und Organisationen. „Wir haben das gleiche Ziel, nämlich Menschen entsprechend ihrer Qualifikationen und Fähigkeiten in Arbeit zu bringen.“ Sie hält Vorträge und gibt Fortbildungen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Bildungsträgern und sozialen Projekten. Als Beraterin, Coach und Mentorin unterstützt und begleitet sie ihre KundInnen in den Lebensbereichen Beruf und Karriere.
Mittwoch, 30. Juli 2008
Seitdem haben die Männer zu leiden...Interview mit Doris Lessing
Die preisgekrönte Schriftstellerin über ihre Mutter, ihre Kritiker, den Feminismus, Tony Blair - und Yum-Yum - aus der Frankfurter Rundschau
Sie sind 88 Jahre alt, haben den Literatur-Nobelpreis gewonnen und ein neues Buch veröffentlicht. Der Titel "Alfred & Emily" bezieht sich auf Ihre Eltern, die als britische Kolonialsiedler in Südrhodesien lebten, wo Sie Ihre Kindheit verbrachten. In dem Buch erzählen Sie die Geschichte Ihrer Eltern zweimal. Einmal als Novelle, in der sie ein glückliches Leben führen, und dann als Biographie, basierend auf den traurigen Tatsachen. Ich halte es für ein liebevolles Buch.
Es ging mir nicht darum, liebevoll zu sein, sondern darum, meiner Mutter gerecht zu werden. Ich wollte ihr Leben so beschreiben, wie es hätte sein können, wäre ihr im Ersten Weltkrieg nicht so übel mitgespielt worden.
In der Novelle hat der Krieg nie stattgefunden, und Ihre Mutter wird zu einer einflussreichen Lehrerin, zu deren Beerdigung Hunderte von Menschen kommen. Im wirklichen Leben jedoch fristet sie ihr Leben in Afrika als Hausfrau.
Ich sehe sie so. Sie war eine bemerkenswerte Frau. In Südrhodesien konnten sich ihre vielen Talente nicht entfalten. Ich wusste, dass sie unterfordert war. Entscheidend ist, dass ich mir für sie ein Leben ausgedacht habe, in dem ihre wahren Qualitäten zum Einsatz kommen. Das ist das Entscheidende, nicht die Tatsache, dass wir nicht miteinander auskamen.
Aber ist es nicht zu spät, ihr ein erfülltes Leben zu schreiben, wo sie es doch nicht mehr lesen kann?
Das kann sie nicht mehr, das stimmt. Aber es ist auf jeden Fall gut für mich. Sie hat allerdings nichts davon.
Ihr berühmtestes Buch ist "Das goldene Notizbuch", das 1962 erschien und seitdem als Klassiker des Feminismus gilt - ein Etikett, mit dem Sie nicht einverstanden zu sein scheinen.
In meinen Augen hat der Feminismus den Frauen nicht besonders gut getan. Wir haben einige ziemlich furchterregende Exemplare hervorgebracht. Als man den Frauen den Freiraum gab, auf unangenehme Weise kritisch zu sein, haben sie die Gelegenheit sofort beim Schopf ergriffen, und seitdem haben die Männer zu leiden.
In den letzten zwanzig Jahren haben Sie sich immer mehr dem Science-Fiction-Genre zugewandt, was Literaturkritiker, wie zum Beispiel Harold Bloom, enttäuscht hat.
Was Bloom sagt, ist mir völlig egal. Eine Menge Leute sind der Ansicht, dass die Science-Fiction-Bücher zu meinen besten Werken zählen, und deren Meinung zählt genauso viel wie die von dem verdammten Harold Bloom.
Als man Ihnen letztes Jahr den Nobelpreis verlieh, bezeichnete Bloom die Entscheidung als "bloße politische Korrektheit" - wahrscheinlich, weil Sie eine Frau sind.
Ich erinnere mich. Das war ziemlich bösartig von ihm. Glauben Sie mir, wenn er den Nobelpreis bekommt, werde ich nicht so gehässig sein.
Praktizieren Sie noch immer den Sufismus?
Es ist eher ein "Lernen", ein "Studieren".
Handelt es sich nicht um eine Unterart des Islams, die von Mohammed begründet wurde?
Das denken die Leute, weil sie einfach im nächstbesten Lexikon nachgeschlagen haben, aber in Wahrheit hat der Sufismus schon immer Anhänger gehabt, die aus allen möglichen Religionen - oder auch aus gar keiner - kamen.
Als jemand, der seit langer Zeit in London lebt, was denken Sie über die wachsende islamische Präsenz in Europa?
Ich rede nicht ständig darüber, so wie unsere beiden Kreuzritter.
Meinen Sie Martin Amis? Und wen noch?
Der andere, der ständig über den Islam schwadroniert. Christopher Hitchens. Ich will nicht noch weiter Gift in die Suppe rühren. Die Sache ist so schon unerfreulich genug, also belassen wir es dabei.
Haben Sie etwas zu Gordon Brown zu sagen, Ihrem relativ neuen Premierminister?
Tony Blair hat uns mit Brown zurückgelassen. Ich mag ihn zwar nicht besonders, aber im Vergleich zu Blair - der war ein solcher Gauner! Zum Glück ist er weg.
Was haben Sie gegen Brown?
Er bemüht sich sehr, aber wie Sie vielleicht bemerkt haben, befinden wir uns in einer Rezession. Im Fernsehen wird über nichts anderes geredet. Allerdings reden wir nie von einer Depression, denn das wäre zu schwer zu ertragen.
Leben Sie allein?
Ich habe eine Katze, Yum-Yum. Sie ist ein sehr schwieriges Persönchen. Man muss sie behandeln wie eine Prinzessin, sonst benimmt sie sich unmöglich.
Sie haben mehr als 50 Bücher geschrieben. Schreiben Sie immer noch täglich?
Nein, ich habe überhaupt keine Energie mehr. Ich habe Ideen, die ich wahrscheinlich niemals aufschreiben werde. Da ich aber in meinem Leben ziemlich viel geschrieben habe, lohnt es sich nicht wirklich, ihnen hinterher zu weinen.
Interview: Deborah Solomon
Sie sind 88 Jahre alt, haben den Literatur-Nobelpreis gewonnen und ein neues Buch veröffentlicht. Der Titel "Alfred & Emily" bezieht sich auf Ihre Eltern, die als britische Kolonialsiedler in Südrhodesien lebten, wo Sie Ihre Kindheit verbrachten. In dem Buch erzählen Sie die Geschichte Ihrer Eltern zweimal. Einmal als Novelle, in der sie ein glückliches Leben führen, und dann als Biographie, basierend auf den traurigen Tatsachen. Ich halte es für ein liebevolles Buch.
Es ging mir nicht darum, liebevoll zu sein, sondern darum, meiner Mutter gerecht zu werden. Ich wollte ihr Leben so beschreiben, wie es hätte sein können, wäre ihr im Ersten Weltkrieg nicht so übel mitgespielt worden.
In der Novelle hat der Krieg nie stattgefunden, und Ihre Mutter wird zu einer einflussreichen Lehrerin, zu deren Beerdigung Hunderte von Menschen kommen. Im wirklichen Leben jedoch fristet sie ihr Leben in Afrika als Hausfrau.
Ich sehe sie so. Sie war eine bemerkenswerte Frau. In Südrhodesien konnten sich ihre vielen Talente nicht entfalten. Ich wusste, dass sie unterfordert war. Entscheidend ist, dass ich mir für sie ein Leben ausgedacht habe, in dem ihre wahren Qualitäten zum Einsatz kommen. Das ist das Entscheidende, nicht die Tatsache, dass wir nicht miteinander auskamen.
Aber ist es nicht zu spät, ihr ein erfülltes Leben zu schreiben, wo sie es doch nicht mehr lesen kann?
Das kann sie nicht mehr, das stimmt. Aber es ist auf jeden Fall gut für mich. Sie hat allerdings nichts davon.
Ihr berühmtestes Buch ist "Das goldene Notizbuch", das 1962 erschien und seitdem als Klassiker des Feminismus gilt - ein Etikett, mit dem Sie nicht einverstanden zu sein scheinen.
In meinen Augen hat der Feminismus den Frauen nicht besonders gut getan. Wir haben einige ziemlich furchterregende Exemplare hervorgebracht. Als man den Frauen den Freiraum gab, auf unangenehme Weise kritisch zu sein, haben sie die Gelegenheit sofort beim Schopf ergriffen, und seitdem haben die Männer zu leiden.
In den letzten zwanzig Jahren haben Sie sich immer mehr dem Science-Fiction-Genre zugewandt, was Literaturkritiker, wie zum Beispiel Harold Bloom, enttäuscht hat.
Was Bloom sagt, ist mir völlig egal. Eine Menge Leute sind der Ansicht, dass die Science-Fiction-Bücher zu meinen besten Werken zählen, und deren Meinung zählt genauso viel wie die von dem verdammten Harold Bloom.
Als man Ihnen letztes Jahr den Nobelpreis verlieh, bezeichnete Bloom die Entscheidung als "bloße politische Korrektheit" - wahrscheinlich, weil Sie eine Frau sind.
Ich erinnere mich. Das war ziemlich bösartig von ihm. Glauben Sie mir, wenn er den Nobelpreis bekommt, werde ich nicht so gehässig sein.
Praktizieren Sie noch immer den Sufismus?
Es ist eher ein "Lernen", ein "Studieren".
Handelt es sich nicht um eine Unterart des Islams, die von Mohammed begründet wurde?
Das denken die Leute, weil sie einfach im nächstbesten Lexikon nachgeschlagen haben, aber in Wahrheit hat der Sufismus schon immer Anhänger gehabt, die aus allen möglichen Religionen - oder auch aus gar keiner - kamen.
Als jemand, der seit langer Zeit in London lebt, was denken Sie über die wachsende islamische Präsenz in Europa?
Ich rede nicht ständig darüber, so wie unsere beiden Kreuzritter.
Meinen Sie Martin Amis? Und wen noch?
Der andere, der ständig über den Islam schwadroniert. Christopher Hitchens. Ich will nicht noch weiter Gift in die Suppe rühren. Die Sache ist so schon unerfreulich genug, also belassen wir es dabei.
Haben Sie etwas zu Gordon Brown zu sagen, Ihrem relativ neuen Premierminister?
Tony Blair hat uns mit Brown zurückgelassen. Ich mag ihn zwar nicht besonders, aber im Vergleich zu Blair - der war ein solcher Gauner! Zum Glück ist er weg.
Was haben Sie gegen Brown?
Er bemüht sich sehr, aber wie Sie vielleicht bemerkt haben, befinden wir uns in einer Rezession. Im Fernsehen wird über nichts anderes geredet. Allerdings reden wir nie von einer Depression, denn das wäre zu schwer zu ertragen.
Leben Sie allein?
Ich habe eine Katze, Yum-Yum. Sie ist ein sehr schwieriges Persönchen. Man muss sie behandeln wie eine Prinzessin, sonst benimmt sie sich unmöglich.
Sie haben mehr als 50 Bücher geschrieben. Schreiben Sie immer noch täglich?
Nein, ich habe überhaupt keine Energie mehr. Ich habe Ideen, die ich wahrscheinlich niemals aufschreiben werde. Da ich aber in meinem Leben ziemlich viel geschrieben habe, lohnt es sich nicht wirklich, ihnen hinterher zu weinen.
Interview: Deborah Solomon
Sonntag, 20. Juli 2008
Frauen coachen Frauen bietet Netzwerktreffen
Donnerstag, 24. Juli 2008, 20:00 – 22:00 Uhr
Offener Treff mit "Frauen coachen Frauen"
Das Netzwerktreffen richtet sich an alle Frauen, die Lust haben, Gleichgesinnte kennen zu lernen. Es besteht die Möglichkeit, sich mit anderen Frauen auszutauschen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen oder beruflich einen Gewinn darstellen können.
Veranstaltungsort: Zitrone
Dieffenbachstr. 56
10967 Berlin
www.frauen-coachen-frauen.de
Offener Treff mit "Frauen coachen Frauen"
Das Netzwerktreffen richtet sich an alle Frauen, die Lust haben, Gleichgesinnte kennen zu lernen. Es besteht die Möglichkeit, sich mit anderen Frauen auszutauschen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen oder beruflich einen Gewinn darstellen können.
Veranstaltungsort: Zitrone
Dieffenbachstr. 56
10967 Berlin
www.frauen-coachen-frauen.de
Montag, 14. Juli 2008
Ökonominnen-Netwerk schreibt Preis aus
Das Ökonominnen-Netzwerk schreibt im Rahmen ihrer 6. Jahrestagung zum Thema Familienpolitik einen Nachwuchsförderpreis aus, der mit 500 Euro dotiert ist. Bewerbungsfrist ist der 1. September 2008.
Das Thema Familienpolitik steht im Mittelpunkt der sechsten Jahrestagung des Ökonominnen-Netzwerkes efas (economics, feminism and science) an der Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW). Die Veranstaltung findet am 20. und 21. November 2008 in Berlin statt. Das Ökonominnen-Netzwerk schreibt gleichzeitig zum ersten Mal einen Nachwuchsförderpreis aus.
Auf der Tagung sollen familienpolitische Reformnotwendigkeiten und -optionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden. Expertinnen und Interessierte aus Wissenschaft, Politik und Praxis werden u.a. darüber diskutierten, ob zur Zeit ein Paradigmenwechsel in der Familienpolitik zu beobachten ist und inwiefern er von den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen bestimmt wird. Gefragt wird auch, welche institutionellen und individuellen Einflussfaktoren in den gegenwärtigen familien- und gleichstellungspolitischen Strategien und ökonomischen Diskursen eine Rolle spielen.
Für den Nachwuchs wird 2008 zum ersten Mal ein Förderpreis ausgelobt. Die Auszeichnung erinnert an die 2007 verstorbene Volkswirtin Prof. Dr. Angela Fiedler, Mitinitiatorin des Netzwerks und ehemalige Leiterin der Geschäftsstelle. Die FHTW-Professorin prägte mit ihrem Engagement die Netzwerkarbeit und setzte sich besonders für die Qualifizierung von Frauen sowie die Integration von Frauen- und Geschlechterforschung in die Wirtschaftswissenschaften ein.
Der efas- Nachwuchsförderpreis ist mit 500 Euro dotiert. Er wird für Arbeiten mit der thematischen Ausrichtung auf die Frauen- und Geschlechterforschung im wirtschaftswissenschaftlichen Kontext verliehen. Ausgezeichnet werden exzellente wissenschaftliche Abschlussarbeiten von Studentinnen bzw. Absolventinnen (Diplomarbeiten, Bachelor- oder Masterarbeiten oder Dissertationen) mit innovativer Bedeutung für das Fachgebiet, die im Jahr 2007 abgeschlossen wurden. Die Bewerbungen müssen bis 1. September 2008 in elektronischer und schriftlicher Form in der Berliner efas-Geschäftsstelle eingegangen sein.
efas ist ein im Jahr 2000 gegründetes Netzwerk, das insbesondere die geschlechtsbezogene Forschung und Lehre in den Wirtschaftswissenschaften fördert. Es zielt auf den Informationsaustausch an der Schnittstelle von Lehre, Forschung und Praxis auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene sowie auf die Einbeziehung und Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Weitere Informationen sowie Bewerbungsformulare finden Sie unter: http://temporaer.fhtw-berlin.de/efas
Das Thema Familienpolitik steht im Mittelpunkt der sechsten Jahrestagung des Ökonominnen-Netzwerkes efas (economics, feminism and science) an der Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW). Die Veranstaltung findet am 20. und 21. November 2008 in Berlin statt. Das Ökonominnen-Netzwerk schreibt gleichzeitig zum ersten Mal einen Nachwuchsförderpreis aus.
Auf der Tagung sollen familienpolitische Reformnotwendigkeiten und -optionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden. Expertinnen und Interessierte aus Wissenschaft, Politik und Praxis werden u.a. darüber diskutierten, ob zur Zeit ein Paradigmenwechsel in der Familienpolitik zu beobachten ist und inwiefern er von den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen bestimmt wird. Gefragt wird auch, welche institutionellen und individuellen Einflussfaktoren in den gegenwärtigen familien- und gleichstellungspolitischen Strategien und ökonomischen Diskursen eine Rolle spielen.
Für den Nachwuchs wird 2008 zum ersten Mal ein Förderpreis ausgelobt. Die Auszeichnung erinnert an die 2007 verstorbene Volkswirtin Prof. Dr. Angela Fiedler, Mitinitiatorin des Netzwerks und ehemalige Leiterin der Geschäftsstelle. Die FHTW-Professorin prägte mit ihrem Engagement die Netzwerkarbeit und setzte sich besonders für die Qualifizierung von Frauen sowie die Integration von Frauen- und Geschlechterforschung in die Wirtschaftswissenschaften ein.
Der efas- Nachwuchsförderpreis ist mit 500 Euro dotiert. Er wird für Arbeiten mit der thematischen Ausrichtung auf die Frauen- und Geschlechterforschung im wirtschaftswissenschaftlichen Kontext verliehen. Ausgezeichnet werden exzellente wissenschaftliche Abschlussarbeiten von Studentinnen bzw. Absolventinnen (Diplomarbeiten, Bachelor- oder Masterarbeiten oder Dissertationen) mit innovativer Bedeutung für das Fachgebiet, die im Jahr 2007 abgeschlossen wurden. Die Bewerbungen müssen bis 1. September 2008 in elektronischer und schriftlicher Form in der Berliner efas-Geschäftsstelle eingegangen sein.
efas ist ein im Jahr 2000 gegründetes Netzwerk, das insbesondere die geschlechtsbezogene Forschung und Lehre in den Wirtschaftswissenschaften fördert. Es zielt auf den Informationsaustausch an der Schnittstelle von Lehre, Forschung und Praxis auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene sowie auf die Einbeziehung und Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Weitere Informationen sowie Bewerbungsformulare finden Sie unter: http://temporaer.fhtw-berlin.de/efas
Gebt uns nicht Fisch auf den Teller, lehrt uns wie man Fische fängt
4. Drive-Dialog für Afrika – Frauen als Wirtschaftsmotor
Erfolgreiche Frauen diskutierten die Weiterentwicklung Afrikas. Zusätzlich startet am 18. Juli 2008 "Fußballfieber mit IQ!" an deutschen Schulen, das Aufmerksamkeit auf Afrikas Potential lenken soll / Text von Aviva
Das internationale Business Magazin "Drive" hat im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010 in Afrika die "Drive-Dialoge" ins Leben gerufen. Auf der 4. Veranstaltung am 30. Mai 2008 wurde zum Thema Wirtschaftsentwicklung durch Frauen in Afrika diskutiert. Lydia Monyepao, Vorsitzende des Soweto Ladies Football Club, Dr. Ndidi Nnoli-Edozien, Executive Director Growing Businesses Foundation aus Nigeria, Yvonne Chaka Chaka, internationale Sängerin und UNICEF Sprecherin zum Thema Malaria, Sheila Camerer, Staatsanwältin und Parlamentsabgeordnete in Südafrika, Bianca Buchmann, Präsidentin des Afrikavereins der deutschen Wirtschaft und Sabine Plattner, Miteigentümerin des Fancourt Golf Resorts sowie Schirmherrin der Anti-HIV/AIDS-Stiftung Darling Trust, waren sich darin einig, dass vor allem Frauen der Wirtschaftsmotor Afrikas sind und das Land in seiner Selbständigkeit voranbringen.
Kleinkredite vor allem für Frauen
Zahlreiche Beispiele wie Kleinkredite durch die Growing Businesses Foundation Nigeria, die Frauen beim Schritt in die Selbständigkeit helfen, zeigen den Ehrgeiz und das soziale Bewusstsein des weiblichen Unternehmertums. "Mit Krediten ab zehn Euro helfen wir den Frauen, kleine Geschäfte zu eröffnen. Innerhalb weniger Jahre schaffen sie es, diesen Einsatz zu verhundertfachen und so Stück für Stück die Entwicklung Afrikas voranzubringen," berichtete Dr. Ndidi Nnoli-Edozien. Die Diskussionsteilnehmerinnen betonten vor allem die vielen Ressourcen und Chancen, die sich für das Land ergeben, wenn es gefördert würde anstatt "Almosen" zu erhalten. "Gebt uns nicht Fisch auf den Teller, lehrt uns wie man Fische fängt", so die klare Forderung der engagierten Prinzessin Odette Maniema aus dem Kongo. In einem waren sich alle Diskussionsteilnehmerinnen einig: Die drängenden Probleme Afrikas wie Hunger, steigende HIV-Infektionsraten und Bürgerkriege lassen sich nur durch bessere Schulbildung nachhaltig lösen. Ziel der Dialoge ist es, die Wahrnehmung der Öffentlichkeit von der Bedürftigkeit des Kontinents auf das hohe Potential der Menschen in Afrika zu lenken.
Inzwischen wurden die Drive-Dialoge um den von der Nelson Mandela International School mit initiierten Jugend-Drive-Dialog erweitert. Daraus ist der erste deutsch-afrikanische Schulwettbewerb "Fußballfieber mit IQ" entstanden, der die Millenniumsziele der Vereinten Nationen wie Hungerbekämpfung, Ausbau der Bildungschancen und Zugang für mehr Menschen zu sauberem Trinkwasser erreichen will. Am 18. Juli 2008, dem 90. Geburtstag von Freiheitskämpfer Nelson Mandela, startet das Projekt unter der Schirmherrschaft von Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul.
Das Internationale Business Magazin Drive ist ein Wirtschaftsmagazin mit sozialer Ausrichtung. Es erscheint alle drei Monate und setzt in jeder Ausgabe einen jeweils neuen Schwerpunkt. Herausgegeben wird das Magazin von den Schwestern Antoinette und Doris Pospischil, die auch die Dialogreihe initiiert haben. Die Diskussionen werden in Kooperation mit der Südafrikanischen Botschaft veranstaltet und bieten ein Forum, um den Chancen und Problemen Afrikas auf Managementebene Gehör zu verschaffen. Hauptanliegen Antoinette Pospischils ist es hierbei, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Fragen rund um die Fußball-WM 2010 ins Zentrum zu rücken und nach deren Ende weiter zu vertiefen.
Erfolgreiche Frauen diskutierten die Weiterentwicklung Afrikas. Zusätzlich startet am 18. Juli 2008 "Fußballfieber mit IQ!" an deutschen Schulen, das Aufmerksamkeit auf Afrikas Potential lenken soll / Text von Aviva
Das internationale Business Magazin "Drive" hat im Zusammenhang mit der Fußball WM 2010 in Afrika die "Drive-Dialoge" ins Leben gerufen. Auf der 4. Veranstaltung am 30. Mai 2008 wurde zum Thema Wirtschaftsentwicklung durch Frauen in Afrika diskutiert. Lydia Monyepao, Vorsitzende des Soweto Ladies Football Club, Dr. Ndidi Nnoli-Edozien, Executive Director Growing Businesses Foundation aus Nigeria, Yvonne Chaka Chaka, internationale Sängerin und UNICEF Sprecherin zum Thema Malaria, Sheila Camerer, Staatsanwältin und Parlamentsabgeordnete in Südafrika, Bianca Buchmann, Präsidentin des Afrikavereins der deutschen Wirtschaft und Sabine Plattner, Miteigentümerin des Fancourt Golf Resorts sowie Schirmherrin der Anti-HIV/AIDS-Stiftung Darling Trust, waren sich darin einig, dass vor allem Frauen der Wirtschaftsmotor Afrikas sind und das Land in seiner Selbständigkeit voranbringen.
Kleinkredite vor allem für Frauen
Zahlreiche Beispiele wie Kleinkredite durch die Growing Businesses Foundation Nigeria, die Frauen beim Schritt in die Selbständigkeit helfen, zeigen den Ehrgeiz und das soziale Bewusstsein des weiblichen Unternehmertums. "Mit Krediten ab zehn Euro helfen wir den Frauen, kleine Geschäfte zu eröffnen. Innerhalb weniger Jahre schaffen sie es, diesen Einsatz zu verhundertfachen und so Stück für Stück die Entwicklung Afrikas voranzubringen," berichtete Dr. Ndidi Nnoli-Edozien. Die Diskussionsteilnehmerinnen betonten vor allem die vielen Ressourcen und Chancen, die sich für das Land ergeben, wenn es gefördert würde anstatt "Almosen" zu erhalten. "Gebt uns nicht Fisch auf den Teller, lehrt uns wie man Fische fängt", so die klare Forderung der engagierten Prinzessin Odette Maniema aus dem Kongo. In einem waren sich alle Diskussionsteilnehmerinnen einig: Die drängenden Probleme Afrikas wie Hunger, steigende HIV-Infektionsraten und Bürgerkriege lassen sich nur durch bessere Schulbildung nachhaltig lösen. Ziel der Dialoge ist es, die Wahrnehmung der Öffentlichkeit von der Bedürftigkeit des Kontinents auf das hohe Potential der Menschen in Afrika zu lenken.
Inzwischen wurden die Drive-Dialoge um den von der Nelson Mandela International School mit initiierten Jugend-Drive-Dialog erweitert. Daraus ist der erste deutsch-afrikanische Schulwettbewerb "Fußballfieber mit IQ" entstanden, der die Millenniumsziele der Vereinten Nationen wie Hungerbekämpfung, Ausbau der Bildungschancen und Zugang für mehr Menschen zu sauberem Trinkwasser erreichen will. Am 18. Juli 2008, dem 90. Geburtstag von Freiheitskämpfer Nelson Mandela, startet das Projekt unter der Schirmherrschaft von Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul.
Das Internationale Business Magazin Drive ist ein Wirtschaftsmagazin mit sozialer Ausrichtung. Es erscheint alle drei Monate und setzt in jeder Ausgabe einen jeweils neuen Schwerpunkt. Herausgegeben wird das Magazin von den Schwestern Antoinette und Doris Pospischil, die auch die Dialogreihe initiiert haben. Die Diskussionen werden in Kooperation mit der Südafrikanischen Botschaft veranstaltet und bieten ein Forum, um den Chancen und Problemen Afrikas auf Managementebene Gehör zu verschaffen. Hauptanliegen Antoinette Pospischils ist es hierbei, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Fragen rund um die Fußball-WM 2010 ins Zentrum zu rücken und nach deren Ende weiter zu vertiefen.
"...ich will die Schwester nebenan erreichen"
50 Jahre Gleichberechtigung - Interview mit Katja Kullmann
von Stefanie Denkert für Aviva-Berlin
AVIVA-Berlin: Guten Tag, Katja Kullmann! Am 29. Juni 2007 haben Sie an einer Konferenz zum Thema "50 Jahre Gleichberechtigung -wo stehen wir heute?" als Repräsentantin der jungen Generation von Frauen an einem Generationengespräch mit Carola von Braun teilgenommen. Bereits in Ihrem 2002 veröffentlichten Buch "Generation Ally" (2002) haben Sie darüber geschrieben, "Warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein". Was sind Ihrer Meinung nach die Unterschiede zwischen den "Töchtern der Frauenbewegung" und der Generation davor? Und wo glauben Sie, stehen wir heute?
Katja Kullmann: Die Nachgeborenen der so genannten 68´er-Generation sind die ersten, die von der Frauenbewegung profitiert haben. Im Buch habe ich jene Frauen "Töchter der Emanzipation" genannt. Wir wuchsen in den 70ern mit Müttern auf, die mit den Fragen des klassischen Feminismus vertraut waren, und sei es nur durch die Medien, und in der Schule trafen wir auf eine neue Generation von Pädagogen und Lehrerinnen. Mädchen wurden damals ausdrücklich gefördert, es herrschte ein gesellschaftliches Klima, das ganz klar besagte: Frauen machen nicht das Abitur, nur um später zu heiraten und Strümpfe zu stopfen. In gewisser Weise haben unsere halb- oder viertelemanzipierten Mütter uns quasi losgeschickt, das zu verwirklichen, was sie selbst zwanzig Jahre zuvor noch nicht umsetzen konnten. In der Tat stellen Mädchen seit den späten 80er Jahren die Mehrheit der Abiturienten und der Erstsemester an den Universitäten und entschließen sich seitdem tendenziell später zur Familiengründung.
Auch beim Eintritt ins Berufsleben hatte die Altersgruppe der heute um die 30-Jährigen noch sehr gute Karten, denn die Berufsbilder, die zum Ende des vergangenen Jahrhunderts entstanden, waren so neu, dass es hier noch keine männliche Traditionsherrschaft gab. Gerade in der Internetbranche bot das Praktikantinnen- und Quereinsteiger-Wesen Frauen zahlreiche Möglichkeiten, erst einmal hineinzukommen. Die Quote war zudem durchgefochten, und spätestens seit den 90ern war es einfach eine opportune Unternehmenspolitik, wenigstens einige öffentlichkeitswirksame Positionen mit Frauen zu besetzen, auch der fortschrittlichen Außenwirkung des Unternehmens zuliebe. Der größte Unterschied zur älteren Frauengeneration besteht also darin, dass die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen den jungen Frauen zunächst einmal grünes Licht signalisierten. Politische Basisarbeit oder das Engagement in feministischen Gremien schien fast überflüssig, so glatt schien erst einmal alles zu laufen.
Erst in dem Moment, in dem Kinder ins Spiel kommen, also etwa zehn Jahre nach dem gut gelaunten Start in die Erwachsenenwelt, haben viele gemerkt, dass wir von einer wirklich gerechten Arbeitsteilung noch weit entfernt sind. Die unbezahlte private Hausarbeit oder "affektive Arbeit", wie es die Soziologie nennt - dazu zählt auch die Pflege von Angehörigen- , lastet weiterhin überwiegend auf den Schultern der Frauen. Teils liegt das an den Männern meiner Generation, die nicht bereit sind, ihren Teil beizutragen, teils an den Frauen, die in vorauseilendem Gehorsam und aus einer gewissen Tradition heraus freiwillig zu schnell zu viel zurückstecken. Irgendwann landen sie dann in der Teilzeitfalle - was wir unter anderem daran sehen, dass der Anteil von Frauen in den Führungsetagen trotz guter Ausgangschancen konstant unter zehn Prozent liegt. Sowohl im Niedriglohnsektor, als auch unter den gut und besser Ausgebildeten herrscht zudem ein konstantes Gehaltsgefälle zwischen Frauen und Männern. Wie eine EU-Studie erst unlängst wieder zeigte, ist die Diskrepanz zwischen Frauenlöhnen und Männerlöhnen zwischen 1995 und 2005 sogar noch gestiegen, von 21 auf 22 Prozent.
Und plötzlich steht eine zunächst hoffnungsvoll und selbstbestimmt gestartete Frau dann vor einem Berg schier unlösbar erscheinender Probleme: Wer soll zuhause bleiben, wenn Kinder kommen? Wenn das Geld eh schon knapp ist, am besten doch der, der weniger verdient, also: die Frau. Wo würde ich den Nachwuchs überhaupt unterbekommen, wenn ich weiter arbeiten wollte? Bin ich mit Mitte 30 noch genauso attraktiv auf dem Arbeitsmarkt wie vor ein paar Jahren, als ansehnliche und formbare Praktikantin? Die alte Parole, "das Private ist Politisch" bewahrheitet sich dann eben doch. Wir stehen, trotz all der papiernen Gleichberechtigung, eben doch noch vor den alten Verhältnissen. Bloß sind wir darauf nicht sehr gut vorbereitet.
AVIVA-Berlin: Mit Ihrer These: Ist die Emanzipation zur Klassenfrage geworden? sprechen Sie mehrere Themen gleichzeitig an: "Frau" ist keine homogene Gruppe, und Frauen aus der so genannten "bildungsfernen, sozialschwachen Schicht" werden in der aktuellen Geschlechterdebatte oft vergessen. Im Moment geht der Fokus in den Medien auf "Die Alphamädchen" (siehe gleichnamige Spiegel-Serie seit Mai 2007), die die Jungs im Bildungswesen überholen - doch wie stehen die Zukunftschancen für junge Frauen ohne Abitur? Ist Feminismus eine Luxus-Debatte geworden - falls ja, war das schon immer der Fall?
Katja Kullmann: Feminismus ist insofern ein Elite-Thema, als die theoretischen Debatten vorwiegend in der gebildeten Schicht ablaufen. Anders ausgedrückt: Während die akademisch gebildete Klasse in den Feuilletons über "Role Models" und das Für und Wider der Quote diskutiert, bleiben Frauen aus der Unterschicht außen vor und kommen eigentlich nur als statistische Größe vor. Die Politik berät über die Finanzierung von Tagesmüttern und die so genannte Herd-Prämie, unterdessen vollzieht sich in den sozialen Randgebieten der Gesellschaft ein gewaltiger Rückschritt. Die Schwangerschaften bei Minderjährigen nehmen bei schlecht ausgebildeten Frauen wieder zu, und das Institut für Arbeitsmarktforschung verzeichnet einen Rückgang von Frauen in den einfachen Lehrberufen. Zudem steigt die männliche Frustrationsgewalt an, auch die Gewalt gegen Frauen, etwa bei den Migranten der dritten und vierten Generation. So wachsen in den Quartieren des sozialen Wohnungsbaus ganze Dynastien von Verlierern und Verliererinnen heran.
Dass die sprichwörtliche soziale Schere immer weiter auseinander zu klaffen scheint, betrifft zunächst einmal beide Geschlechter. Es ist eine Folge des fortgeschrittenen Kapitalismus, eine Konsequenz dessen, was die Soziologie "Individualisierung" oder "Privatisierung der Lebensrisiken" nennt. Man muss aber sagen: Unter den Gewinnern gewinnen Frauen weniger als Männer, und unter den Verlierern verlieren Frauen mehr als Männer. Es besteht unleugbar eine strukturelle Ungleichheit auf der Geschlechterebene.
Allerdings warne ich davor, nun neue Gräben innerhalb des Frauenlagers zu ziehen. Es hilft nichts, alte Feindbilder wieder auszugraben, wie etwa die so genannten "Alpha-Mädchen" als eiskalte Karriere-Kühe zu beschimpfen. Frauen sind eben komplette Menschen, auch Staatsbürgerinnen und Klassenangehörige und haben als solche manchmal unterschiedliche Interessen. Während die Botschaftergattinnen beim Lady Lunch in Berlin Mitte ein Interesse am Erhalt des Ehegattensplittings haben, treten die Organisatorinnen des autonomen Lady Fests vielleicht eher für das bedingungslose Grundeinkommen ein. Solche Unterschiede müssen wir aushalten können. Frauen sind eben nicht qua Biologie automatisch und jederzeit alle Freundinnen untereinander. Es ist utopisch, jetzt mit einem Schlag auch die ad hoc-Versöhnung von Bürgersfrau und Bolschewikin zu fordern. Ich bezweifle, dass wir diese Revolution so ganz nebenbei auch noch hinkriegen, da überfordern wir uns.
Wir kennen überflüssige Grabenkämpfe bereits aus dem Streit zwischen Müttern und Nichtmüttern, sowohl auf dem Boulevard, etwa mit Eva Hermann, als auch im Feuilleton, etwa mit dem Pamphlet "Die Emanzipationsfalle" der Zeit-Redakteurin Susanne Gaschke. Es ist leider ein Fehler mit Tradition: Dass Frauen sich gegenseitig in den Rücken fallen, sich lieber untereinander messen, statt ganz nüchtern von oben auf die Verhältnisse zu schauen und zu sehen, wo wir in all unserer Verschiedenheit eben strukturell benachteiligt sind.
AVIVA-Berlin: Alice Schwarzer warnt in ihrem 2007 erschienenen Buch "Die Antwort" davor, dass wir Frauen an einer "entscheidenden Etappe" stehen und aufpassen müssen, nicht "wieder einmal zurückzufallen". Zum einen gibt es den biologistischen Backlash - siehe Eva Herman -, auf der anderen Seite haben wir die erste deutsche Kanzlerin - zwar konservativ, aber frauenbewusst, und dazu noch eine konservative Familienministerin, die sich für alte feministische Ziele einsetzt, wie ausreichende Kinderbetreuung. Was können wir tun, um den "Rollback" (soziologisch: Rückfall in längst überwunden geglaubte Zustände) aufzuhalten?
Katja Kullmann: Tja - wüsste ich es, hätte ich längst ein neues Buch zum Thema geschrieben, das dürfen Sie mir glauben. Am stichhaltigsten kann ich hier vielleicht argumentieren, wenn ich mal in meinem eigenen Bereich bleibe, im publizistischen Segment, in der Glitzerwelt der Medien. Zahlreiche Kolleginnen meiner Generation und Schicht wirken einfach kontraproduktiv - wenn ich mir etwa ansehe, womit die so genannten Redakteurinnen so genannter Frauenzeitschriften sich beschäftigen. Da werden Tipps für den Umgang mit Botox gegeben und Diäten allmonatlich neu aufgelegt, wo es doch eigentlich um Fügsamkeit und Adrettheit nicht mehr gehen kann. Sicherlich sind solche Sachen auch einem gewissen Zwang innerhalb der Redaktionen geschuldet, einer gewissen Lifestyle-Industrie, die über die Dollars herrscht. Die Führungsetagen in den Verlagen sind eben doch meist männlich besetzt, und die Etats werden entsprechend verwaltet.
Dennoch kritisiere ich als freie Autorin eine gewisse Stupidität in den weiblichen Ressorts, bei den wenigen Frauen, die es wenigstens auf die Ebene der Textchefin oder leitenden Redakteurin geschafft haben. Eine Textchefin eines traditionellen Frauenmagazins verlangte etwa, dass ich meine Texte weniger "politisch", als vielmehr "personalisiert" halte. "Schreiben Sie doch lieber mal ein bisschen, wie Sie mit Ihren Freundinnen herumziehen und Männer kennen lernen", hieß es da. Hm. Sehr bald hatte ich auf die Zusammenarbeit dann keine Lust mehr. Auch deshalb schreibe ich überwiegend für die EMMA. Es ist, allen Anfeindungen zum Trotz, einer der wenigen Orte, an denen ich "als Frau" genauso polemisch und schlecht gelaunt herumpoltern darf wie sonst es nur Männer sich erlauben, etwa im Kulturressort des Spiegel.
Besonders frappierend war unlängst mein Kontakt mit dem SWR: Im Auftrag der ARD hatte der Sender mit öffentlich-rechtlichen Geldern die Reality-Show "Bräuteschule" produziert, eine angeblich irgendwie ironische Reminiszenz an das Hausfrauenwesen der Adenauer-Ära. Wie ich herausfand, lag sowohl die Regie, als auch die Finanzierung, als auch die Redaktion in weiblicher Hand. Auf meine Rückfrage, warum denn ausgerechnet heute ein solches Format produziert werde, und warum ausgerechnet drei Frauen dafür verantwortlich zeichnen, erhielt ich einen schlecht gelaunten Brief aus der ARD-Zentrale, unterzeichnet von der persönlichen Assistentin des Intendanten Günter Struve. Die Dame fügte in einem persönlichen PS hinzu, ich möge doch bitte selbst erst einmal Kinder bekommen, bevor ich die Klappe aufreiße. Leider gibt es also zahlreiche Frauen im Betrieb, die es zwar besser wissen müssten, aber auf dieser Ebene argumentieren, oder sagen wir: um sich beißen.
Ich würde mir wünschen, dass diejenigen Frauen, die es im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit immerhin so weit geschafft haben, ihren Einfluss anders nutzen und etwas verantwortungsvoller damit umgehen. Wir sind ja auch die Mediengeneration und wissen um die Macht der Bilder und der Slogans. Oft sind es aber ausgerechnet Frauen, die in einen professionellen Zynismus verfallen. Die betexten dann, wie früher die Bild-Kolumnistin Katja Kessler, die Fotostrecken zum Busenwunder des Tages, nach dem Motto "Mi-Ma-Mausesack, ich bin ein geiles Luder". Überlassen wir solche Jobs doch den feist herumsabbernden misogynen Mittfünfzigern in den Redaktionen, von diesen alten Säcken gibt es doch noch genug, die müssen doch auch beschäftigt werden. Das wäre mein Vorschlag an die Kolleginnen.
AVIVA-Berlin: Die meisten Frauen erfahren in ihrem Leben früher oder später Sexismus, und wenden sich dennoch nicht dem Feminismus zu, um nach Erklärungsmodellen zu suchen. Wie sind Sie zum Feminismus-Fan geworden und wie würden Sie versuchen, anderen die Relevanz von Feminismus klar zu machen?
Katja Kullmann: Als "Feminismus-Fan" würde ich mich nicht bezeichnen. Lange habe ich mich sogar geweigert, mich selbst "Feministin" zu nennen, ich habe bis zu meinem 30. Geburtstag gebraucht, um mich mit diesem Begriff anzufreunden - einfach, weil er mit vielen Klischees und Verdachtsmomenten besetzt ist. Als heterosexuelle Frau mit starkem privaten Interesse an Männern hatte ich da jahrelang Berührungsängste, von wegen "Latzhosenfraktion" und "Schwanz-ab-Denke", das gebe ich heute offen zu. Mit Feminismus verband ich vor allem: Freudlosigkeit.
Mein Bewusstsein für die strukturelle Ungleichheit hat sich erst im Laufe meiner eigenen Berufstätigkeit ergeben, etwa als Redakteurin eines Wirtschaftsmagazins. Zum einen nahm ich die ungleiche Machtverteilung innerhalb der Redaktion und des Verlags war, zum anderen stolperte ich in der Berichterstattung über Meldungen wie "Immer mehr Frauen haben jetzt Internetanschluss". Das soll alles sein, habe ich mich irgendwann gefragt. Obwohl Frauen bekanntermaßen seit über einem Jahrzehnt bessere Noten schreiben und schneller ihre Ausbildungen abschließen als die Jungs?
Wir haben es - ganz unbiologistisch - einfach mit einer gravierenden Benachteiligung zu tun. Frauen stellen nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung, sie leisten zudem den Großteil der unbezahlten oder unsichtbaren gesellschaftlich-sozialen Arbeit und werden dafür auch noch schlechter entlohnt als Männer, die die Gesellschaft ingesamt mehr kosten - weil sie ungesünder leben, weil sie mehr Unfälle bauen und mehr Gewalttaten begehen. Es ist also schlicht eine Frage der Gerechtigkeit. Genau an diesem Punkt hat der Feminismus mich erwischt.
Ich plädiere grundsätzlich für eine möglichst nüchterne Herangehensweise an diese Fragen. Weinerliche Tonfälle und überemotionales Identitätsgefasel schadet der Sache nur. Wir dürfen uns nicht in Debatten verfransen, wer eine "gute" oder "richtige" Frau ist, sondern müssen so kühl und konsequent wie möglich bei den hard facts bleiben: Wo stecken die Dollars, wie ist das mit Macht und Einfluss, wie ist das alles verteilt.
AVIVA-Berlin: Sie beschäftigen sich häufig mit Frauenbildern in den Medien, so auch in Ihrem großartigen Buch "Generation Ally", das sich kritisch mit Ihrer Generation (geboren 1965-1975) im Zusammenhang mit Ally Mc Beal auseinander setzte. Hat sich denn in den letzten fünf Jahren in der Medienlandschaft etwas verändert, oder müssen Frauen sich immer noch entscheiden, ob sie sich mit "neurotischen, ungeschickten Allys und Bridgets" identifizieren wollen oder mit den "prallen feuchten, willigen" Verona Pooths und Pamela Andersons?
Katja Kullmann: Böse ausgedrückt würde ich sagen: Die Mütter sind die Luder von heute. Was da, auch im Zuge des angeblichen Kindermangels in Deutschland, für ein Rummel um schwangere Bäuche gemacht wird, geht auf keine Kuhhaut. Der schwangere Bauch ist nunmehr fast ein Pin-up-Motiv geworden, es gibt da so eine Art Fortpflanzungs-Porno-Kultur auf dem Boulevard, und die Schlagzeilen dazu lesen sich oft so: "Beeindruckend, wie gertenschlank Heidi Klum schon acht Wochen nach der Geburt in diesem Roberto Cavalli-Kleid über den roten Teppich weht."
Noch eine Niveaustufe darunter sehen wir im Privatfernsehen Sendungen wie "Frauentausch", "Bauer sucht Frau" oder "Schwiegertochter gesucht". Das führt uns übrigens auf die Frage nach dem Klassenkampf innerhalb des Frauenlagers zurück: Gut und besser ausgebildete Frauen arbeiten in TV-Redaktionen, die in solchen Formaten letztlich Unterschichtsfrauen vorführen. Oder in den sprichwörtlichen Nachmittagstalkshows: Wir sehen junge, hoffnungsvolle RTL-Praktikantinnen um die 20, die einem Erfolgszyniker wie Oliver Geißen das Ergebnis eines Vaterschaftstests ins Studio reichen dürfen - während unten, auf dem Podium, eine Reihe chancenloser HartzIV-Kandidatinnen sitzt und sich zur Unterhaltung des Publikums darüber streitet, wer seine Kinder stärker vernachlässigt und wer die größere "Schlampe" ist. So in etwa ist heute das Panorama, die Bandbreite, in der die Frau als öffentliche Figur wahrgenommen wird.
Angela Merkel gibt es aber auch, und Anne Will, und Monica Lierhaus. Ich selbst war übrigens keinesfalls für Merkel, sondern habe ich mich im Wahlkampf damals für die andere Seite stark gemacht. Auch wenn Merkel ihren Job beeindruckend gut macht, sie steht nicht für eine Partei, die mein Vertrauen genießt. Das ist vielleicht auch ein zeitgenössischer Umgang mit Feminismus: Jenseits der Biologie zu denken und nicht einer Frau die Stimme zu geben, nur weil sie eine Frau ist.
AVIVA-Berlin: Stellen Sie sich vor, morgen wäre Ihr erster Tag als Bundeskanzlerin. Welches Gesetz würden Sie sofort erlassen oder abschaffen? Was würden Sie verändern?
Katja Kullmann: Weg mit dem Ehegattensplitting, überhaupt den ganzen Apparat der so genannten Ehe-Gesetze abschaffen. Die bürgerliche Ehe und Kleinfamilie ist, historisch gesehen, eine recht junge Erfindung, und wie wir sehen, hat sie nach rund 150 Jahren ausgedient. Die so genannte Patchworkfamilie wird mehr und mehr zum Regelfall, Paare tun sich zusammen und trennen sich wieder, und ich denke, es ist auch ein Vorteil, dass Ehen nicht mehr nur aus wirtschaftlichen Gründen aufrecht erhalten werden. Wir tun immer so als sei die glückliche Kleinfamilie das Paradies. Dabei wissen wir andererseits längst, wie viel häusliche Gewalt und Psychoterror in ebendieser Keimzelle entsteht, wie viel Leid dieses Konstrukt hervorbringt. Die Psychologie weiß ein Lied davon zu singen, nicht ohne Grund gibt ja eine ganz eigene Psycho-Sparte zum Thema "Familie". Alles, was das Modell des Einernährerhaushalts fördert, ist für Frauen kontraproduktiv.
AVIVA-Berlin: Ihr Bestseller "Generation Ally" wurde im April 2007 in Japan veröffentlicht. Das Buch ist in Deutschland bereits 2002 erschienen. Haben Sie damit gerechnet, dass es 5 Jahre später immer noch so "kompliziert ist eine Frau zu sein"? Wie steht es um die Gleichberechtigung in Japan- ist z.B. die Unvereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere dort auch ein Problem? Inwiefern können sich japanische Frauen (und Frauen aus anderen Kulturkreisen) mit der Generation Ally identifizieren?
Katja Kullmann: Die späte Veröffentlichung in Japan hat mich selbst überrascht. Zuvor war "Generation Ally" bereits in den Niederlanden und erstaunlicherweise auch in Taiwan erschienen, in Auszügen in Polen. Eine Lizenz wurde auch in die Türkei verkauft, aber das Buch ist dort nie herausgekommen. "Generation Ally" bezieht sich ja, trotz des amerikanisch anmutenden Titels, sehr stark auf innerdeutsche Fragen und behandelt ausdrücklich eine bestimmte, wenngleich maßgebliche gesellschaftliche Gruppe: die privilegierten westdeutschen Mittelstandstöchter. Die wesentlichen Thesen sind im Ausland oft nur schwer nachvollziehbar, fürchte ich, denn bestimmte Punkte, wie etwa die ur-deutsche Idee der so genannten Raben-Mutter, sind dort fremd. Man muss es ja einmal ganz klar sagen: Gerade innerhalb der EU zählt Deutschland zu den rückständigsten Ländern, was die Gleichberechtigung angeht. In Frankreich etwa sind Frauen ganz anders beteiligt und eingebunden. Da ist ein Buch wie "Generation Ally" viel weniger nötig.
Japan habe ich im Jahr 2003 selbst besucht, ich war einen Monat lang auf eigene Faust dort unterwegs und hatte zuvor viel über dieses merkwürdige Land gelesen. Derzeit vollziehen sich dort viele gesellschaftliche Verschiebungen, die wir aus Deutschland kennen: Die so genannte Alterspyramide dreht sich um, und vor allem in den Großstädten steigt die Zahl der Frauen, die sich weigern, in einem traditionellen Ehe-Machtverhältnis zu leben, das besagt: Der Mann sagt, wo´s lang geht und die Frau darf Geisha-haft dienen. Von der japanischen Übersetzerin weiß ich, dass Single-Frauen um die 30 dort als "verlorene Hunde" bezeichnet werden, was in etwa unserem Bild der "alten Jungfer" entspricht. Die Übersetzerin hat mir aber auch gestanden, dass viele Teile aus dem Buch einfach herausgekürzt wurden, weil all die bundesdeutschen politischen Details für Japanerinnen schwer nachvollziehbar sind. Was mich irritiert: Das Buch ist gespickt mit kleinen Comic-Figuren und Sprechblasen - aber ich weiß nicht, was da im Einzelnen steht. Die Übersetzerin sagte, das seien nur ein paar harmlose Witze. Nun ja. Ich bin etwas skeptisch. Was mir gefällt: Das Buch ist dort in einem konzern-unabhängigen kleinen Alternativ-Verlag erschienen, der von einer Frau um die 30 geführt wird - was für Japan recht ungewöhnlich ist. Meine japanische Verlegerin ist geschieden und hat sich nach dem Ende der Ehe selbstständig gemacht, sie ist sozusagen ein "verlorener Hund", genau wie ich.
AVIVA-Berlin: Eine letzte Frage - woran arbeiten Sie momentan? Was dürfen wir in Ihrem nächsten Buch erwarten, wollen Sie uns das schon verraten?
Katja Kullmann: Derzeit hadere ich, ehrlich gesagt, etwas, wie genau ich weiterverfahren will. Ich plane ein weiteres Sachbuch, schreibe aber auch weiterhin viel fiktives Material. Oft überlege ich, was die bessere "Strategie" sein könnte - und damit meine ich nicht eine Strategie für meinen eigenen Lebenslauf oder Stand als Autorin, sondern vor allem eine Strategie für die Inhalte, die ich transportieren will. Ich begreife mich eher als Berichterstatterin als dass ich einem verkitschen Künstlerinnenideal nachhänge - andererseits möchte ich mich gern auch als Romanautorin weiterentwickeln. Und als feministisch interessierte Autorin möchte ich eine gewisse weibliche Polemik fortführen, also: Genauso unverschämt argumentieren, wie meist Männer es tun. Ich schreibe nicht für den akademischen Elfenbeinturm, ich will sozusagen die Schwester von nebenan erreichen, die vielleicht eher fern sieht, als die Feuilletons zu studieren, und das ist eine sehr bewusste Entscheidung. Generell geht es mir, mit Verlaub, auf den Senkel, als weibliche Autorin mit durchaus populärem Anspruch sehr schnell als "seichte Frauenbuchautorin" abgekanzelt zu werden. Besonders giftig urteilen hier übrigens weibliche Kritikerinnen. Ich gebe zu: Manchmal behindert mich all das. Und von diesem Punkt aus versuche ich nun weiterzuarbeiten.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute für die Zukunft!
Zu Katja Kullmann: Die Autorin (geb. 1970) veröffentlichte "Generation Ally" (2002) und "Fortschreitende Herzschmerzen bei milden 18 Grad. Eine Erzählung" (2004).
Katja Kullmann arbeitete nach dem Studium der Gesellschaftswissenschaften als Redakteurin für die Magazine "Prinz" und "BIZZ", und für die Nachrichtenagentur dpa. Auch als Einkaufswagensortiererin, Kellnerin und Synchronsprecherin sammelte sie Erfahrungen. Heute lebt Katja Kullmann als freie Autorin in Berlin und schreibt unter anderem für EMMA, die FAZ und die "Financial Times" Deutschland.
von Stefanie Denkert für Aviva-Berlin
AVIVA-Berlin: Guten Tag, Katja Kullmann! Am 29. Juni 2007 haben Sie an einer Konferenz zum Thema "50 Jahre Gleichberechtigung -wo stehen wir heute?" als Repräsentantin der jungen Generation von Frauen an einem Generationengespräch mit Carola von Braun teilgenommen. Bereits in Ihrem 2002 veröffentlichten Buch "Generation Ally" (2002) haben Sie darüber geschrieben, "Warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein". Was sind Ihrer Meinung nach die Unterschiede zwischen den "Töchtern der Frauenbewegung" und der Generation davor? Und wo glauben Sie, stehen wir heute?
Katja Kullmann: Die Nachgeborenen der so genannten 68´er-Generation sind die ersten, die von der Frauenbewegung profitiert haben. Im Buch habe ich jene Frauen "Töchter der Emanzipation" genannt. Wir wuchsen in den 70ern mit Müttern auf, die mit den Fragen des klassischen Feminismus vertraut waren, und sei es nur durch die Medien, und in der Schule trafen wir auf eine neue Generation von Pädagogen und Lehrerinnen. Mädchen wurden damals ausdrücklich gefördert, es herrschte ein gesellschaftliches Klima, das ganz klar besagte: Frauen machen nicht das Abitur, nur um später zu heiraten und Strümpfe zu stopfen. In gewisser Weise haben unsere halb- oder viertelemanzipierten Mütter uns quasi losgeschickt, das zu verwirklichen, was sie selbst zwanzig Jahre zuvor noch nicht umsetzen konnten. In der Tat stellen Mädchen seit den späten 80er Jahren die Mehrheit der Abiturienten und der Erstsemester an den Universitäten und entschließen sich seitdem tendenziell später zur Familiengründung.
Auch beim Eintritt ins Berufsleben hatte die Altersgruppe der heute um die 30-Jährigen noch sehr gute Karten, denn die Berufsbilder, die zum Ende des vergangenen Jahrhunderts entstanden, waren so neu, dass es hier noch keine männliche Traditionsherrschaft gab. Gerade in der Internetbranche bot das Praktikantinnen- und Quereinsteiger-Wesen Frauen zahlreiche Möglichkeiten, erst einmal hineinzukommen. Die Quote war zudem durchgefochten, und spätestens seit den 90ern war es einfach eine opportune Unternehmenspolitik, wenigstens einige öffentlichkeitswirksame Positionen mit Frauen zu besetzen, auch der fortschrittlichen Außenwirkung des Unternehmens zuliebe. Der größte Unterschied zur älteren Frauengeneration besteht also darin, dass die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen den jungen Frauen zunächst einmal grünes Licht signalisierten. Politische Basisarbeit oder das Engagement in feministischen Gremien schien fast überflüssig, so glatt schien erst einmal alles zu laufen.
Erst in dem Moment, in dem Kinder ins Spiel kommen, also etwa zehn Jahre nach dem gut gelaunten Start in die Erwachsenenwelt, haben viele gemerkt, dass wir von einer wirklich gerechten Arbeitsteilung noch weit entfernt sind. Die unbezahlte private Hausarbeit oder "affektive Arbeit", wie es die Soziologie nennt - dazu zählt auch die Pflege von Angehörigen- , lastet weiterhin überwiegend auf den Schultern der Frauen. Teils liegt das an den Männern meiner Generation, die nicht bereit sind, ihren Teil beizutragen, teils an den Frauen, die in vorauseilendem Gehorsam und aus einer gewissen Tradition heraus freiwillig zu schnell zu viel zurückstecken. Irgendwann landen sie dann in der Teilzeitfalle - was wir unter anderem daran sehen, dass der Anteil von Frauen in den Führungsetagen trotz guter Ausgangschancen konstant unter zehn Prozent liegt. Sowohl im Niedriglohnsektor, als auch unter den gut und besser Ausgebildeten herrscht zudem ein konstantes Gehaltsgefälle zwischen Frauen und Männern. Wie eine EU-Studie erst unlängst wieder zeigte, ist die Diskrepanz zwischen Frauenlöhnen und Männerlöhnen zwischen 1995 und 2005 sogar noch gestiegen, von 21 auf 22 Prozent.
Und plötzlich steht eine zunächst hoffnungsvoll und selbstbestimmt gestartete Frau dann vor einem Berg schier unlösbar erscheinender Probleme: Wer soll zuhause bleiben, wenn Kinder kommen? Wenn das Geld eh schon knapp ist, am besten doch der, der weniger verdient, also: die Frau. Wo würde ich den Nachwuchs überhaupt unterbekommen, wenn ich weiter arbeiten wollte? Bin ich mit Mitte 30 noch genauso attraktiv auf dem Arbeitsmarkt wie vor ein paar Jahren, als ansehnliche und formbare Praktikantin? Die alte Parole, "das Private ist Politisch" bewahrheitet sich dann eben doch. Wir stehen, trotz all der papiernen Gleichberechtigung, eben doch noch vor den alten Verhältnissen. Bloß sind wir darauf nicht sehr gut vorbereitet.
AVIVA-Berlin: Mit Ihrer These: Ist die Emanzipation zur Klassenfrage geworden? sprechen Sie mehrere Themen gleichzeitig an: "Frau" ist keine homogene Gruppe, und Frauen aus der so genannten "bildungsfernen, sozialschwachen Schicht" werden in der aktuellen Geschlechterdebatte oft vergessen. Im Moment geht der Fokus in den Medien auf "Die Alphamädchen" (siehe gleichnamige Spiegel-Serie seit Mai 2007), die die Jungs im Bildungswesen überholen - doch wie stehen die Zukunftschancen für junge Frauen ohne Abitur? Ist Feminismus eine Luxus-Debatte geworden - falls ja, war das schon immer der Fall?
Katja Kullmann: Feminismus ist insofern ein Elite-Thema, als die theoretischen Debatten vorwiegend in der gebildeten Schicht ablaufen. Anders ausgedrückt: Während die akademisch gebildete Klasse in den Feuilletons über "Role Models" und das Für und Wider der Quote diskutiert, bleiben Frauen aus der Unterschicht außen vor und kommen eigentlich nur als statistische Größe vor. Die Politik berät über die Finanzierung von Tagesmüttern und die so genannte Herd-Prämie, unterdessen vollzieht sich in den sozialen Randgebieten der Gesellschaft ein gewaltiger Rückschritt. Die Schwangerschaften bei Minderjährigen nehmen bei schlecht ausgebildeten Frauen wieder zu, und das Institut für Arbeitsmarktforschung verzeichnet einen Rückgang von Frauen in den einfachen Lehrberufen. Zudem steigt die männliche Frustrationsgewalt an, auch die Gewalt gegen Frauen, etwa bei den Migranten der dritten und vierten Generation. So wachsen in den Quartieren des sozialen Wohnungsbaus ganze Dynastien von Verlierern und Verliererinnen heran.
Dass die sprichwörtliche soziale Schere immer weiter auseinander zu klaffen scheint, betrifft zunächst einmal beide Geschlechter. Es ist eine Folge des fortgeschrittenen Kapitalismus, eine Konsequenz dessen, was die Soziologie "Individualisierung" oder "Privatisierung der Lebensrisiken" nennt. Man muss aber sagen: Unter den Gewinnern gewinnen Frauen weniger als Männer, und unter den Verlierern verlieren Frauen mehr als Männer. Es besteht unleugbar eine strukturelle Ungleichheit auf der Geschlechterebene.
Allerdings warne ich davor, nun neue Gräben innerhalb des Frauenlagers zu ziehen. Es hilft nichts, alte Feindbilder wieder auszugraben, wie etwa die so genannten "Alpha-Mädchen" als eiskalte Karriere-Kühe zu beschimpfen. Frauen sind eben komplette Menschen, auch Staatsbürgerinnen und Klassenangehörige und haben als solche manchmal unterschiedliche Interessen. Während die Botschaftergattinnen beim Lady Lunch in Berlin Mitte ein Interesse am Erhalt des Ehegattensplittings haben, treten die Organisatorinnen des autonomen Lady Fests vielleicht eher für das bedingungslose Grundeinkommen ein. Solche Unterschiede müssen wir aushalten können. Frauen sind eben nicht qua Biologie automatisch und jederzeit alle Freundinnen untereinander. Es ist utopisch, jetzt mit einem Schlag auch die ad hoc-Versöhnung von Bürgersfrau und Bolschewikin zu fordern. Ich bezweifle, dass wir diese Revolution so ganz nebenbei auch noch hinkriegen, da überfordern wir uns.
Wir kennen überflüssige Grabenkämpfe bereits aus dem Streit zwischen Müttern und Nichtmüttern, sowohl auf dem Boulevard, etwa mit Eva Hermann, als auch im Feuilleton, etwa mit dem Pamphlet "Die Emanzipationsfalle" der Zeit-Redakteurin Susanne Gaschke. Es ist leider ein Fehler mit Tradition: Dass Frauen sich gegenseitig in den Rücken fallen, sich lieber untereinander messen, statt ganz nüchtern von oben auf die Verhältnisse zu schauen und zu sehen, wo wir in all unserer Verschiedenheit eben strukturell benachteiligt sind.
AVIVA-Berlin: Alice Schwarzer warnt in ihrem 2007 erschienenen Buch "Die Antwort" davor, dass wir Frauen an einer "entscheidenden Etappe" stehen und aufpassen müssen, nicht "wieder einmal zurückzufallen". Zum einen gibt es den biologistischen Backlash - siehe Eva Herman -, auf der anderen Seite haben wir die erste deutsche Kanzlerin - zwar konservativ, aber frauenbewusst, und dazu noch eine konservative Familienministerin, die sich für alte feministische Ziele einsetzt, wie ausreichende Kinderbetreuung. Was können wir tun, um den "Rollback" (soziologisch: Rückfall in längst überwunden geglaubte Zustände) aufzuhalten?
Katja Kullmann: Tja - wüsste ich es, hätte ich längst ein neues Buch zum Thema geschrieben, das dürfen Sie mir glauben. Am stichhaltigsten kann ich hier vielleicht argumentieren, wenn ich mal in meinem eigenen Bereich bleibe, im publizistischen Segment, in der Glitzerwelt der Medien. Zahlreiche Kolleginnen meiner Generation und Schicht wirken einfach kontraproduktiv - wenn ich mir etwa ansehe, womit die so genannten Redakteurinnen so genannter Frauenzeitschriften sich beschäftigen. Da werden Tipps für den Umgang mit Botox gegeben und Diäten allmonatlich neu aufgelegt, wo es doch eigentlich um Fügsamkeit und Adrettheit nicht mehr gehen kann. Sicherlich sind solche Sachen auch einem gewissen Zwang innerhalb der Redaktionen geschuldet, einer gewissen Lifestyle-Industrie, die über die Dollars herrscht. Die Führungsetagen in den Verlagen sind eben doch meist männlich besetzt, und die Etats werden entsprechend verwaltet.
Dennoch kritisiere ich als freie Autorin eine gewisse Stupidität in den weiblichen Ressorts, bei den wenigen Frauen, die es wenigstens auf die Ebene der Textchefin oder leitenden Redakteurin geschafft haben. Eine Textchefin eines traditionellen Frauenmagazins verlangte etwa, dass ich meine Texte weniger "politisch", als vielmehr "personalisiert" halte. "Schreiben Sie doch lieber mal ein bisschen, wie Sie mit Ihren Freundinnen herumziehen und Männer kennen lernen", hieß es da. Hm. Sehr bald hatte ich auf die Zusammenarbeit dann keine Lust mehr. Auch deshalb schreibe ich überwiegend für die EMMA. Es ist, allen Anfeindungen zum Trotz, einer der wenigen Orte, an denen ich "als Frau" genauso polemisch und schlecht gelaunt herumpoltern darf wie sonst es nur Männer sich erlauben, etwa im Kulturressort des Spiegel.
Besonders frappierend war unlängst mein Kontakt mit dem SWR: Im Auftrag der ARD hatte der Sender mit öffentlich-rechtlichen Geldern die Reality-Show "Bräuteschule" produziert, eine angeblich irgendwie ironische Reminiszenz an das Hausfrauenwesen der Adenauer-Ära. Wie ich herausfand, lag sowohl die Regie, als auch die Finanzierung, als auch die Redaktion in weiblicher Hand. Auf meine Rückfrage, warum denn ausgerechnet heute ein solches Format produziert werde, und warum ausgerechnet drei Frauen dafür verantwortlich zeichnen, erhielt ich einen schlecht gelaunten Brief aus der ARD-Zentrale, unterzeichnet von der persönlichen Assistentin des Intendanten Günter Struve. Die Dame fügte in einem persönlichen PS hinzu, ich möge doch bitte selbst erst einmal Kinder bekommen, bevor ich die Klappe aufreiße. Leider gibt es also zahlreiche Frauen im Betrieb, die es zwar besser wissen müssten, aber auf dieser Ebene argumentieren, oder sagen wir: um sich beißen.
Ich würde mir wünschen, dass diejenigen Frauen, die es im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit immerhin so weit geschafft haben, ihren Einfluss anders nutzen und etwas verantwortungsvoller damit umgehen. Wir sind ja auch die Mediengeneration und wissen um die Macht der Bilder und der Slogans. Oft sind es aber ausgerechnet Frauen, die in einen professionellen Zynismus verfallen. Die betexten dann, wie früher die Bild-Kolumnistin Katja Kessler, die Fotostrecken zum Busenwunder des Tages, nach dem Motto "Mi-Ma-Mausesack, ich bin ein geiles Luder". Überlassen wir solche Jobs doch den feist herumsabbernden misogynen Mittfünfzigern in den Redaktionen, von diesen alten Säcken gibt es doch noch genug, die müssen doch auch beschäftigt werden. Das wäre mein Vorschlag an die Kolleginnen.
AVIVA-Berlin: Die meisten Frauen erfahren in ihrem Leben früher oder später Sexismus, und wenden sich dennoch nicht dem Feminismus zu, um nach Erklärungsmodellen zu suchen. Wie sind Sie zum Feminismus-Fan geworden und wie würden Sie versuchen, anderen die Relevanz von Feminismus klar zu machen?
Katja Kullmann: Als "Feminismus-Fan" würde ich mich nicht bezeichnen. Lange habe ich mich sogar geweigert, mich selbst "Feministin" zu nennen, ich habe bis zu meinem 30. Geburtstag gebraucht, um mich mit diesem Begriff anzufreunden - einfach, weil er mit vielen Klischees und Verdachtsmomenten besetzt ist. Als heterosexuelle Frau mit starkem privaten Interesse an Männern hatte ich da jahrelang Berührungsängste, von wegen "Latzhosenfraktion" und "Schwanz-ab-Denke", das gebe ich heute offen zu. Mit Feminismus verband ich vor allem: Freudlosigkeit.
Mein Bewusstsein für die strukturelle Ungleichheit hat sich erst im Laufe meiner eigenen Berufstätigkeit ergeben, etwa als Redakteurin eines Wirtschaftsmagazins. Zum einen nahm ich die ungleiche Machtverteilung innerhalb der Redaktion und des Verlags war, zum anderen stolperte ich in der Berichterstattung über Meldungen wie "Immer mehr Frauen haben jetzt Internetanschluss". Das soll alles sein, habe ich mich irgendwann gefragt. Obwohl Frauen bekanntermaßen seit über einem Jahrzehnt bessere Noten schreiben und schneller ihre Ausbildungen abschließen als die Jungs?
Wir haben es - ganz unbiologistisch - einfach mit einer gravierenden Benachteiligung zu tun. Frauen stellen nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung, sie leisten zudem den Großteil der unbezahlten oder unsichtbaren gesellschaftlich-sozialen Arbeit und werden dafür auch noch schlechter entlohnt als Männer, die die Gesellschaft ingesamt mehr kosten - weil sie ungesünder leben, weil sie mehr Unfälle bauen und mehr Gewalttaten begehen. Es ist also schlicht eine Frage der Gerechtigkeit. Genau an diesem Punkt hat der Feminismus mich erwischt.
Ich plädiere grundsätzlich für eine möglichst nüchterne Herangehensweise an diese Fragen. Weinerliche Tonfälle und überemotionales Identitätsgefasel schadet der Sache nur. Wir dürfen uns nicht in Debatten verfransen, wer eine "gute" oder "richtige" Frau ist, sondern müssen so kühl und konsequent wie möglich bei den hard facts bleiben: Wo stecken die Dollars, wie ist das mit Macht und Einfluss, wie ist das alles verteilt.
AVIVA-Berlin: Sie beschäftigen sich häufig mit Frauenbildern in den Medien, so auch in Ihrem großartigen Buch "Generation Ally", das sich kritisch mit Ihrer Generation (geboren 1965-1975) im Zusammenhang mit Ally Mc Beal auseinander setzte. Hat sich denn in den letzten fünf Jahren in der Medienlandschaft etwas verändert, oder müssen Frauen sich immer noch entscheiden, ob sie sich mit "neurotischen, ungeschickten Allys und Bridgets" identifizieren wollen oder mit den "prallen feuchten, willigen" Verona Pooths und Pamela Andersons?
Katja Kullmann: Böse ausgedrückt würde ich sagen: Die Mütter sind die Luder von heute. Was da, auch im Zuge des angeblichen Kindermangels in Deutschland, für ein Rummel um schwangere Bäuche gemacht wird, geht auf keine Kuhhaut. Der schwangere Bauch ist nunmehr fast ein Pin-up-Motiv geworden, es gibt da so eine Art Fortpflanzungs-Porno-Kultur auf dem Boulevard, und die Schlagzeilen dazu lesen sich oft so: "Beeindruckend, wie gertenschlank Heidi Klum schon acht Wochen nach der Geburt in diesem Roberto Cavalli-Kleid über den roten Teppich weht."
Noch eine Niveaustufe darunter sehen wir im Privatfernsehen Sendungen wie "Frauentausch", "Bauer sucht Frau" oder "Schwiegertochter gesucht". Das führt uns übrigens auf die Frage nach dem Klassenkampf innerhalb des Frauenlagers zurück: Gut und besser ausgebildete Frauen arbeiten in TV-Redaktionen, die in solchen Formaten letztlich Unterschichtsfrauen vorführen. Oder in den sprichwörtlichen Nachmittagstalkshows: Wir sehen junge, hoffnungsvolle RTL-Praktikantinnen um die 20, die einem Erfolgszyniker wie Oliver Geißen das Ergebnis eines Vaterschaftstests ins Studio reichen dürfen - während unten, auf dem Podium, eine Reihe chancenloser HartzIV-Kandidatinnen sitzt und sich zur Unterhaltung des Publikums darüber streitet, wer seine Kinder stärker vernachlässigt und wer die größere "Schlampe" ist. So in etwa ist heute das Panorama, die Bandbreite, in der die Frau als öffentliche Figur wahrgenommen wird.
Angela Merkel gibt es aber auch, und Anne Will, und Monica Lierhaus. Ich selbst war übrigens keinesfalls für Merkel, sondern habe ich mich im Wahlkampf damals für die andere Seite stark gemacht. Auch wenn Merkel ihren Job beeindruckend gut macht, sie steht nicht für eine Partei, die mein Vertrauen genießt. Das ist vielleicht auch ein zeitgenössischer Umgang mit Feminismus: Jenseits der Biologie zu denken und nicht einer Frau die Stimme zu geben, nur weil sie eine Frau ist.
AVIVA-Berlin: Stellen Sie sich vor, morgen wäre Ihr erster Tag als Bundeskanzlerin. Welches Gesetz würden Sie sofort erlassen oder abschaffen? Was würden Sie verändern?
Katja Kullmann: Weg mit dem Ehegattensplitting, überhaupt den ganzen Apparat der so genannten Ehe-Gesetze abschaffen. Die bürgerliche Ehe und Kleinfamilie ist, historisch gesehen, eine recht junge Erfindung, und wie wir sehen, hat sie nach rund 150 Jahren ausgedient. Die so genannte Patchworkfamilie wird mehr und mehr zum Regelfall, Paare tun sich zusammen und trennen sich wieder, und ich denke, es ist auch ein Vorteil, dass Ehen nicht mehr nur aus wirtschaftlichen Gründen aufrecht erhalten werden. Wir tun immer so als sei die glückliche Kleinfamilie das Paradies. Dabei wissen wir andererseits längst, wie viel häusliche Gewalt und Psychoterror in ebendieser Keimzelle entsteht, wie viel Leid dieses Konstrukt hervorbringt. Die Psychologie weiß ein Lied davon zu singen, nicht ohne Grund gibt ja eine ganz eigene Psycho-Sparte zum Thema "Familie". Alles, was das Modell des Einernährerhaushalts fördert, ist für Frauen kontraproduktiv.
AVIVA-Berlin: Ihr Bestseller "Generation Ally" wurde im April 2007 in Japan veröffentlicht. Das Buch ist in Deutschland bereits 2002 erschienen. Haben Sie damit gerechnet, dass es 5 Jahre später immer noch so "kompliziert ist eine Frau zu sein"? Wie steht es um die Gleichberechtigung in Japan- ist z.B. die Unvereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere dort auch ein Problem? Inwiefern können sich japanische Frauen (und Frauen aus anderen Kulturkreisen) mit der Generation Ally identifizieren?
Katja Kullmann: Die späte Veröffentlichung in Japan hat mich selbst überrascht. Zuvor war "Generation Ally" bereits in den Niederlanden und erstaunlicherweise auch in Taiwan erschienen, in Auszügen in Polen. Eine Lizenz wurde auch in die Türkei verkauft, aber das Buch ist dort nie herausgekommen. "Generation Ally" bezieht sich ja, trotz des amerikanisch anmutenden Titels, sehr stark auf innerdeutsche Fragen und behandelt ausdrücklich eine bestimmte, wenngleich maßgebliche gesellschaftliche Gruppe: die privilegierten westdeutschen Mittelstandstöchter. Die wesentlichen Thesen sind im Ausland oft nur schwer nachvollziehbar, fürchte ich, denn bestimmte Punkte, wie etwa die ur-deutsche Idee der so genannten Raben-Mutter, sind dort fremd. Man muss es ja einmal ganz klar sagen: Gerade innerhalb der EU zählt Deutschland zu den rückständigsten Ländern, was die Gleichberechtigung angeht. In Frankreich etwa sind Frauen ganz anders beteiligt und eingebunden. Da ist ein Buch wie "Generation Ally" viel weniger nötig.
Japan habe ich im Jahr 2003 selbst besucht, ich war einen Monat lang auf eigene Faust dort unterwegs und hatte zuvor viel über dieses merkwürdige Land gelesen. Derzeit vollziehen sich dort viele gesellschaftliche Verschiebungen, die wir aus Deutschland kennen: Die so genannte Alterspyramide dreht sich um, und vor allem in den Großstädten steigt die Zahl der Frauen, die sich weigern, in einem traditionellen Ehe-Machtverhältnis zu leben, das besagt: Der Mann sagt, wo´s lang geht und die Frau darf Geisha-haft dienen. Von der japanischen Übersetzerin weiß ich, dass Single-Frauen um die 30 dort als "verlorene Hunde" bezeichnet werden, was in etwa unserem Bild der "alten Jungfer" entspricht. Die Übersetzerin hat mir aber auch gestanden, dass viele Teile aus dem Buch einfach herausgekürzt wurden, weil all die bundesdeutschen politischen Details für Japanerinnen schwer nachvollziehbar sind. Was mich irritiert: Das Buch ist gespickt mit kleinen Comic-Figuren und Sprechblasen - aber ich weiß nicht, was da im Einzelnen steht. Die Übersetzerin sagte, das seien nur ein paar harmlose Witze. Nun ja. Ich bin etwas skeptisch. Was mir gefällt: Das Buch ist dort in einem konzern-unabhängigen kleinen Alternativ-Verlag erschienen, der von einer Frau um die 30 geführt wird - was für Japan recht ungewöhnlich ist. Meine japanische Verlegerin ist geschieden und hat sich nach dem Ende der Ehe selbstständig gemacht, sie ist sozusagen ein "verlorener Hund", genau wie ich.
AVIVA-Berlin: Eine letzte Frage - woran arbeiten Sie momentan? Was dürfen wir in Ihrem nächsten Buch erwarten, wollen Sie uns das schon verraten?
Katja Kullmann: Derzeit hadere ich, ehrlich gesagt, etwas, wie genau ich weiterverfahren will. Ich plane ein weiteres Sachbuch, schreibe aber auch weiterhin viel fiktives Material. Oft überlege ich, was die bessere "Strategie" sein könnte - und damit meine ich nicht eine Strategie für meinen eigenen Lebenslauf oder Stand als Autorin, sondern vor allem eine Strategie für die Inhalte, die ich transportieren will. Ich begreife mich eher als Berichterstatterin als dass ich einem verkitschen Künstlerinnenideal nachhänge - andererseits möchte ich mich gern auch als Romanautorin weiterentwickeln. Und als feministisch interessierte Autorin möchte ich eine gewisse weibliche Polemik fortführen, also: Genauso unverschämt argumentieren, wie meist Männer es tun. Ich schreibe nicht für den akademischen Elfenbeinturm, ich will sozusagen die Schwester von nebenan erreichen, die vielleicht eher fern sieht, als die Feuilletons zu studieren, und das ist eine sehr bewusste Entscheidung. Generell geht es mir, mit Verlaub, auf den Senkel, als weibliche Autorin mit durchaus populärem Anspruch sehr schnell als "seichte Frauenbuchautorin" abgekanzelt zu werden. Besonders giftig urteilen hier übrigens weibliche Kritikerinnen. Ich gebe zu: Manchmal behindert mich all das. Und von diesem Punkt aus versuche ich nun weiterzuarbeiten.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute für die Zukunft!
Zu Katja Kullmann: Die Autorin (geb. 1970) veröffentlichte "Generation Ally" (2002) und "Fortschreitende Herzschmerzen bei milden 18 Grad. Eine Erzählung" (2004).
Katja Kullmann arbeitete nach dem Studium der Gesellschaftswissenschaften als Redakteurin für die Magazine "Prinz" und "BIZZ", und für die Nachrichtenagentur dpa. Auch als Einkaufswagensortiererin, Kellnerin und Synchronsprecherin sammelte sie Erfahrungen. Heute lebt Katja Kullmann als freie Autorin in Berlin und schreibt unter anderem für EMMA, die FAZ und die "Financial Times" Deutschland.
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