Donnerstag, 27. März 2008

WZB Studie für Brigitte

Wie steht es um die Emanzipation? Im Auftrag der BRIGITTE haben das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und das Sozialforschungsinstitut infas mehr als 1000 Frauen zwischen 17 und 19 und zwischen 27 und 29 befragt - Frauen also, die sich auf den Weg machen in die Ausbildung, ins Studium, in den Beruf, die sich aber auch entscheiden müssen, ob sie eine Familie gründen wollen. Am Dienstag haben BRIGITTE-Chefredakteur Andreas Lebert und die Leiterin der Studie, die Soziologin Jutta Allmendinger, die Ergebnisse in Berlin präsentiert. Wie brisant diese sind, zeigt das Echo in den Medien: Nicht nur die "Welt" und die "Taz" hoben das Thema heute auf ihre Titelseiten, auch die "Tagesthemen" und "Heute" berichteten über die Inhalte der BRIGITTE-Studie.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick: Die jungen Frauen von heute sind unabhängig, zielstrebig und selbstbewusst. Und sie haben große Ziele: Sie wollen Geld verdienen, aber auch Kinder bekommen. "Die Zeit des Entweder-Oder ist vorbei. Jetzt zählt das Und", fasst Jutta Allmendinger zusammen.

"Arbeitgeber müssen sich auf sie einstellen und ihnen eine neue Balance zwischen Arbeit und Leben ermöglichen", sagt Allmendinger. "Sonst bekommen sie die gut gebildeten Frauen nicht." Die Kernpunkte nennt die Soziologin gleich selbst: flexible Arbeitszeiten, Jobsharing und Kinderbetreuung.
Keine neuen Forderungen? Mag sein. Und doch unterscheiden sich die jungen Frauen von heute von ihren Müttern und Großmüttern. Sie sind besser ausgebildet. Und sie trauen sich mehr zu: Jede vierte Schülerin kann sich vorstellen, später im Job einmal Führungsverantwortung zu übernehmen, und 69 Prozent der Befragten halten Frauen für die besseren Chefs. Das neue Selbstbewusstsein hat nicht nur die gut gebildeten Frauen erfasst, sondern reicht von der Hauptschülerin bis zur Abiturientin. "Ich weiß, dass ich gut bin", sagen 99 Prozent der Befragten von sich.

"Diese Frauen werden die Gesellschaft wachrütteln", sagt die Leiterin der Studie, Jutta Allmendinger.
Auch die Männer werden sich einstellen müssen auf die starken jungen Frauen. Denn deren Wünsche und Sehnsüchte richten sich kaum noch an ihnen aus. "Nett, fürsorglich und gehorsam zu sein - daran glauben sie nicht", so skizziert Allmendinger das Selbstverständnis der "Frauen auf dem Sprung". Zwar ist drei von vier Befragten eine feste Beziehung wichtig - aber nur, wenn der Partner ihnen genug Zeit für sich selbst lässt. Und noch wichtiger als der Mann fürs Leben sind den jungen Frauen finanzielle Unabhängigkeit und eine gute Ausbildung.
Vor den gesellschaftlichen Realitäten verschließen sie jedoch nicht die Augen. Noch immer findet eine große Mehrheit, dass Männer im Job schneller befördert werden, dass es typisch männlich ist, etwas zu riskieren, und dass viele Frauen nicht nein sagen können. Unterkriegen lassen sie sich von diesem Status Quo aber nicht: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Frauen die Männer im Beruf überholt haben", glauben 62 Prozent der Befragten - eine Antwort, die beispielhaft ist für den unerschütterlichen Optimismus der "Frauen auf dem Sprung".
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"Diese Frauen sind damit groß geworden, dass der Sozialstaat bröckelt und Arbeitsplätze immer häufiger nur befristet vergeben werden, Ihre Antwort darauf ist: Das kriege ich irgendwie in den Griff", sagt Jutta Allmendinger. Schon heute bezeichnen sich fast 80 Prozent als zufrieden, 90 Prozent erwarten, dass sie in zehn Jahren zufrieden sein werden. Die jungen Frauen von heute sind sicher: Wir steigen auf, nicht ab.

Mit der Studie "Frauen auf dem Sprung" wird die Tradition der BRIGITTE-Studien fortgesetzt, die sich seit mehr als 30 Jahren mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen. Für die neuste Untersuchung wurden insgesamt 1020 Frauen zwischen 17 und 19 bzw. 27 und 29 Jahren persönlich interviewt. Mehr zu den Ergebnissen lesen Sie in unserer vierteiligen Serie. Teil 1 "Das neue Selbstbewusstsein" in BRIGITTE-Heft 8, ab 26. März am Kiosk.